Nachdem Karlsruhe ja schon die eine oder andere Erwähnung in diesem Adventskalender hatte, stammt das heutige Foto selbst von dort. Wir befinden uns in der Innenstadt und blicken die Karl-Friedrich-Straße entlang in Richtung Marktplatz. Vorne links fährt eine Straßenbahn der Linie 5 am Rondellplatz gerade um den Obelisken herum. Im Hintergrund ist ein Zug der S‑Bahnlinie S1 in die zu sehen, der gleich die Haltestelle Marktplatz erreicht. Noch dahinter befindet sich das Schloss, von dem ausgehend sich der bekannte Straßenfächer der Karlsruher Innenstadt aufspannt.
Karlsruhe ist weltweiter Vorreiter für einen eng verknüpften inner- und überörtlichen Nahverkehr. Seit Anfang der 1990er Jahre wurde sukzessive eine große Anzahl von Regionalstrecken, seither auch hier „Stadtbahn” genannt und mit dem S‑Bahn-„S” abgekürzt, direkt mit dem innerstädtischen Straßenbahnnetz verknüpft. Weltweit erstmals wurden dazu Fahrzeuge eingesetzt, die sowohl als Eisenbahn- als auch als Straßenbahnfahrzeuge verkehren können und unter anderem auch mit den unterschiedlichen Stromsystemen beider Netze klarkommen. Das System hatte einen immensen Erfolg und die Attraktivität des Nahverkehrs in der gesamten Region Karlsruhe nachhaltig gesteigert. Mittlerweile berühren die Außenäste des Karlsruher Netzes die Netze der Rhein-Neckar-Region, Stuttgarts und sogar Freiburgs.
Der Erfolg des Karlsruher Systems hat auch dazu geführt, dass der Verkehr im Kernbereich des „klassischen” Straßenbahnnetzes enorm angestiegen ist. Vor allem die zentrale Achse längs der Kaiserstraße leidet unter enormem Verkehrsaufkommen, sodass hier mittlerweile der kritische Punkt für eine weitere Angebotssteigerung liegt. Karlsruhe deshalb seit diesem Jahr an einer umfassenden Umgestaltung des Innenstadtnetzes: In den nächsten zehn Jahren wird unter der Kaiserstraße ein Straßenbahntunnel entstehen, der durch oberirdische Strecken und eine völlig neue Strecke auf der parallel verlaufenden Kriegsstraße ergänzt wird. Im Endausbauzustand wird dann der zentrale Teil der Kaiserstraße und die mittlere Verbindung vom Marktplatz zum Hauptbahnhof ausschließlich unterirdisch erschlossen.
Und das ist der Grund, warum das heutige Foto in einigen Jahren mehrfach historisch sein wird: Zum einen werden die alten hochflurigen Straßenbahnfahrzeuge irgendwann in den nächsten Jahren auch auf der Linie 5 in den Ruhestand geschickt werden, wobei das letzte verbliebene Problem der Radius der Wendeschleife am östlichen Endpunkt Rintheim und der Gleisabstand auf den letzten wenigen hundert Metern dorthin ist. Zum anderen wird es aber schlicht an dieser Stelle so gegen 2019 keine Gleise mehr geben, weil die entsprechende Strecke dann unterirdisch verläuft. Bis es soweit ist wird man aber weiterhin im Stop-and-Go-Verkehr über die Kaiserstraße und den Marktplatz gondeln können.