Am Freitag, 2013-06-14, war Baustellenfest. Etwa zur Halbzeit der umfänglichen Umbauarbeiten am Kulturzentrum „Pavillon am Raschplatz” lud der Trägerverein zum Baustellenfest. Direkt gegenüber dem im Wesentlichen im Rohbauzustand befindlichen Pavillon auf dem Weißekreuzplatz gab es einen Empfang mit Musik. Danach gab es die Möglichkeit, auf geführten Touren durch die Baustelle – bzw. im Wesentlichen drum herum – zu gehen und sich selbst ein Bild vom Baufortschritt zu machen.
In kurzen Redebeiträgen gaben Susanne Müller-Jantsch und Christoph Sure von der Pavillon-Geschäftsführung einen Überblick über den Baufortschritt und die Auswirkungen, die die ganzjährige Schließung des Hauses haben. So können diverse Veranstaltungen wie z.B. das Masala-Fest dieses Jahr nicht in gewohnter Weise stattfinden und für die Mitarbeiter mussten verschiedene Übergangslösungen gefunden werden. Nach der Fertigstellung hingegen werden sich die Möglichkeiten im Haus wesentlich verbessern – unter anderem durch die stark verbesserte akustische Abgrenzung der Veranstaltungssäle – und in Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover künftig mehr Auszubildende beschäftigt werden können.
Seitens der Stadt waren etliche Vertreter anwesend, neben etlichen Rats- und Bezirksratsabgeordneten verschiedener Fraktionen insbesondere die Kulturdezernentin Marlis Drevermann und der Erste Stadtrat Hans Mönninghoff, der durch die Vakanz des Oberbürgermeisterpostens seit Ende Januar 2013 die Spitze der hannoverschen Verwaltung repräsentiert. Mönninghoff verbindet – wie viele Hannoveraner aus der 1970er- und 1980er-Szene – viele persönliche Erinnerungen mit dem Pavillon. Die Entscheidung der Stadt, das marode Gebäude nicht durch einen Neubau zu ersetzen, der dann z.B. auch die Volkshochschule hätte beherbergen können, ließ er vor diesem Hintergrund nochmals Revue passieren. Man müsse es sich, so Mönninghoff, unter solchen Umständen auch mal leisten, ein zentrales Innenstadtgrundstück nur einstöckig zu bebauen. In 50 oder 100 Jahren würde darüber dann vielleicht anders entschieden. Mit den 12,4 Mio. EUR Baukosten wird man wohl aber auskommen, so alle Redner des Tages. Und die einzelnen Abschnitte des „neuen” Pavillons werden wohl noch dieses Jahr eröffnet, geplant ist zwischen August und November.
Müller-Jäntsch und Sure präsentierten dann noch einen rein elektrisch betriebenen neuen Firmenwagen, der dem Pavillon gestiftet worden ist. Auf die in diesem Zusammenhang vorgetragene Bitte, die Stadt möge die Aufstellung einer Ladesäule im öffentlichen Straßenraum am Pavillon fördern, reagierte Mönninghoff eher reserviert mit Bedenken bezüglich der vierrädrigen Elektromobilität und riet, man solle „erstmal aufs Elektrofahrrad umsteigen”.
Für musikalische Unterhaltung sorgte die gesamte Veranstaltung über „Brazzo Brazzone & the World Brass Ensemble” mit schmissigen Blechbläseradaptionen bekannter Musikstücke.
Besonders spannend waren dann natürlich die Touren über die Baustelle. Der Pavillon wird zwar dem Wortlaut nach saniert, tatsächlich ist die ganze Aktion aber an vielen Stellen eher ein Neubau mit gleichem Außengrundriss. Das alte Gebäude war 1972 eigentlich als Provisorium für ein Jahr geplant. Nun ist es seit mittlerweile 40 Jahren in Betrieb. Die Totalsanierung ermöglicht nun, moderne energetische Standards und eine zweckmäßigere Raumaufteilung umzusetzen.
Der Bibliotheksbereich auf der Südseite wird größer als bisher. Dach und Stützenkonstruktion werden hier, wie auch an vielen anderen Stellen, völlig neu aufgebaut. Die früher tragenden Wände werden dabei nicht mehr genutzt, selbst wenn sie vereinzelt stehen bleiben.
Zur Lister Meile hin ist gut zu sehen, dass auch die gesamte Fassade völlig neu aufgebaut wird. Lediglich das Fundament bleibt erhalten. Das Gebäude hat keinen Keller – auch, weil darunter die U‑Bahn verläuft.
Herzstück des Pavillon ist der Große Saal, der völlig neu gestaltet und wesentlich größer als bisher wird. Die Decke ist hier zukünftig höher und der Saal wird bis zu 1200 Personen fassen. Durch die akustische Trennung werden zukünftig auch parallele Veranstaltungen zu – zum Beispiel – Konzerten möglich sein.
Von der Sanierung ausgespart bleibt allerdings das Obergeschoss, auf dem seit dem Jahr 2000 eine Solaranlage installiert ist. Dessen Sanierung, so Erster Stadtrat Mönninghoff, wäre zu teuer geworden und da seitens der Pavillonbetreiber auch keine Finanzierung möglich gewesen sei, wird es nun „versiegelt” und wird wohl bis zu einer – prinzipiell möglichen aber zeitlich nicht abzusehenden – Sanierung in eine Art Dornröschenschlaf fallen.
Rohbaufertig sind mittlerweile auch die neuen Räumlichkeiten des Café Mezzo, die wie die meisten anderen Räume im Pavillon einen etwas anderen Zuschnitt erhalten. Wie bisher wird aber das Mezzo auch wieder einen Tresen im Foyer betreiben können.
Hier an der Nordseite des Gebäudes sind dann auch die ersten Anfänge der neuen Fassade sichtbar: Wie früher wird man hier wieder im Mezzo sitzen und nach draußen (oder von draußen hinein) schauen können.
Fazit: Eine schöne und informative Veranstaltung, eine beeindruckende Umbauleistung, ein ehrgeiziger Zeitplan. Ich mag nicht beurteilen, ob es wirklich sinnvoll war, das Pavillon-Provisorium bei dieser nicht ganz billigen Baumaßnahme quasi „wiederauferstehen” zu lassen. Ein völlig neu konzipierter Neubau hätte wohl auch vielfältige Chancen geboten, die man nun nicht nutzt. Nichtsdestotrotz bin ich auch auf die Eröffnung gespannt.