Die Ruhrbarone haben sich aus gegebenem Anlass mit Äußerungen eines Piratenpartei-Mitglieds im Wiki zum Thema Kinderpornografie beschäftigt.
Man kann wohl sagen, dass sie die Ansichten des Mitglieds nicht teilen.
Wie sie dies aber argumentativ aufarbeiten, das ist schon ziemlich schlecht. Ein paar Auszüge. Zum Thema „Kinderpornografie” allgemein heißt es:
Kurz: er fordert [in seinen Wikiseiten] zumindest Teilweise die Freigabe des kriminellen Drecks.
Das ist – mit Verlaub – sehr kurz und falsch. In den Überlegungen geht es zunächst mal um den Begriff „Kinderpornografie”, der vom Autor als problematisch angesehen wird. Dem schließe ich mich an. Es ist ein sehr unscharfer Begriff, in dem irgendwie „Sex”, „Kinder”, „Bilder” und andere Darstellungsarten vermengt werden. Genau diese Unschärfe macht aus dem Begriff aber einen Kampfbegriff, verhindert eine fundierte Auseinandersetzung und öffnet einer willkürlichen Interpretation Tür und Tor. Das wird meines Erachtens durchaus zu Recht angeprangert.
Statt „Kinderpornografie” den Begriff „krimineller Dreck” zu verwenden führt allerdings noch weiter von einer fundierten Auseinandersetzung weg.
Weiter heißt es bei den Ruhrbaronen:
Ja verdammt, ich verlange von einem Kinderschänder, dass er sein Leben lang abstinent bleibt. Sonst geht er in den Knast und zwar zu recht.
Ich fordere das nicht. Solange er Kinder in Ruhe lässt und ansonsten einvernehmlich mit Partnern umgeht, ist mir sein Sexualleben völlig egal und es ist auch nicht strafrechtlich relevant.
Kinderpornografie ist Kinderpornografie ist Kinderpornografie. Diese Verniedlichung mit „Dokumentation der Handlungen nach §176“ ist erbärmlich. Das Fotografieren und Abfilmen der Vergewaltigung eines Kindes ist ein mieses Verbrechen für das die Typen in den Knast gehören.
Und da wären wir genau bei dem Problem: Unter Strafrechtsaspekten ist Kinderpornografie eben nicht nur „das Fotografieren und Abfilmen der Vergewaltigung eines Kindes”, sondern – ich kann es nicht anders sagen – irgendwas. In Social Networks wurden schon Nutzerseiten gesperrt, weil der Inhaber ein Kinderfoto von sich selbst von vor 40 Jahren am Strand eingestellt hat (URL anyone?). Insofern ist die Formulierung mit der „Dokumentation” keine „Verniedlichung”, sondern eine wichtige Konkretisierung.
Es geht weiter mit der nächsten absurden Forderung […]. Er will Kinderpornografie zumindest teilweise legalisieren. Und zwar sollen die Vergewaltigungsopfer- wenn sie 18 sind – die Filme und Fotos ihrer Erniedrigung, ihrer Zerstörung, ihres Missbrauchs, ihrer seelischen und körperlichen Folter freiwillig freigeben „der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden”. Damit andere Vergewaltiger sich daran aufgeilen können.
Diese Stelle im Ruhrbaronetext finde ich besonders perfide. Zunächst wird verkürzt die Idee geschildert, dass das Missbrauchsopfer über die Dokumenation selbst verfügen können soll. Darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein und ich weiß auch nicht, ob ich diese Idee gut finde. Aber dann als einziges erläuterndes Szenario beschreiben, dass die Dokumente dann auf irgendeine Weise veröffentlicht werden und als Stimulanz dienen – das ist schon harter Tobak. Von einer solchen Verkettung ist in dem Originaltext überhauptkeine Rede.
Nein nein, liebe Ruhrbarone, euer Text ist kein bisschen eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema. Er ist nicht mal eine fundierte Polemik. Er ist einfach nur billiger, schlechter Populismus. Ihr verwendet hier den Begriff „Kinderpornografie” nahtlos wie unsere geschätzte Familienministerin – als Totschlagsbegriff, mit dem man eine Behauptung in den Raum stellt und jeden niederbrüllt, der nicht sofort und ergebenst „natürlich, du hast vollkommen Recht” sagt. Genau auf diese Weise wurde vor gar nicht allzu langer Zeit ein Zensurgesetz in Deutschland durch den Bundestag gepeitscht und euer Artikel zeigt mir, dass ihr daraus nichts, aber auch gar nichts gelernt habt.
Man kann über die Ansichten, die ihr aus dem Piratenwiki zitiert, verschiedener Meinung sein – und in der Piratenpartei ist man dies auch. Aber es schadet nicht, dann wirklich mit Argumenten zu arbeiten. Das geht auch bei einem Thema wie „Kinderpornografie”. Das billige Rumkrakeelen sollte man anderen überlassen, Uschi von der Leyen, Sascha Raabe und wie sie alle heißen können das viel besser.
Ihr schließt eure Auseinandersetzung mit einem Zitat aus dem Wikiartikel:
Für die Moral ist die Kirche zuständig, nicht der Gesetzgeber.
Dazu sage ich: Für eine fundierte Auseinandersetzung sind jedenfalls nicht die Ruhrbarone zuständig.
Nachtrag
Mittlerweile hat sich Aaron Koenig vom Bundesvorstand bei den Ruhrbaronen im (mittlerweile nicht mehr verfügbaren) Interview zu Wort gemeldet. Keine neuen Beschlüsse, Verweis auf 2009-07-16, aber nochmal die Vorstandssicht auf die Dinge.
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Vielen Dank für diesen Artikel. Du sprichst mir aus der Seele. Der verquaste Quark von Herrn Schraven ist wirklich peinlich und ich bin zu müde, mich dazu zu äußern. Gut, dass du es schon getan hast, das erspart mir die
ScheißSchreibarbeit 🙂Pingback: ?ª]V[ªX » Die fiesen Piraten
Das Schlimmste ist, wie die „Piraten” ihren „Meinungsfreiheitsfetischisten” in Schutz nehmen. Einer, der fordert, dass die Juden Deutschland zu verlassen hätten, mit dem zynischen Hinweis, diesmal dürften sie ihr Hab und Gut auch mitnehmen. Davon hat er sich übrigens nie distanziert, der Meinungsfreiheitsfetischist. Euch fehlen die Werte, die jeder Politik zugrunde zu liegen haben. So einfach ist das.
Bodo kann meinetwegen labern, was er will. Es herrscht ja nun mal Meinungsfreiheit. Aber er soll sich gefälligst eine eigene Bühne suchen und nicht dazu das parteieigene Wiki mißbrauchen. Alles was er an geistigen Müll dort reinschreibt, wird für außenstehende als Partei Aussage gewertet.
Am besten, er sucht sich mal langsam Arbeit, dann vergehen ihm auch die Flausen.
„> Damit andere Vergewaltiger sich daran aufgeilen können.
Diese Stelle im Ruhrbaronetext finde ich besonders perfide. [..]
Von einer solchen Verkettung ist in dem Originaltext überhauptkeine Rede.”
Doch. Er beschreibt die aussichtslose Lage eines armen, isolierten Paedophilen: „Bücher, Zeichnungen usw. die der sexuellen Befriedigung dienen könnten, sind alle verboten”, und moechte durch die Entkriminalisierung/Freigabe von solchem Material, sofern die Opfer denn damit einverstanden sind, eine „Vermeidung weiterer Mißbrauchsopfer” erreichen. Anders kann ich die Argumentationslinie nicht verstehen.
Ich bin zwar erstaunt, in welchen Dimensionen der Herr Thiesen lebt, moechte die Forderung an dieser Stelle aber weder bewerten, noch den Ruhrbarone-Artikel gutreden.
Gruss
Klar habe sich die Ruhrbarone die Rosinen aus Bodos Wiki herausgepickt. Aber wenn ich gegen den Wind pinkle werde ich halt auch nass.
Ich weis nicht was ich schlimmer finden soll:
(a) Bodos grenzwertige bzw. dubiosen Aussagen
(b) Seine fehlende Fähigkeit zur Selbstreflektion (was wird sein nächstes Fettnäpfchen ?)
© Dirk der uns das noch „verkaufen” will.
(d) Die fehlende Courage des Vorstandes mit solchen Situationen umzugehen.
Bitte liebe Piraten, bitte bekommt das in den Griff !!!
Ich will eine Partei die sich mit wichtigen Dinge auseinander setzt und nicht mit Bodos geistigem Dünnpfiff.
Dieser Bodo mit seinen grenzwertigen Außerungen ist dazu jedoch wohl nicht in der Lage. Dirk sollte mit dem Typen mal lieber reden anstatt dieses Treiben erklären zu wollen.
Ich sehe großes Potential für die Piraten aber wenn man wie Bodo
Danke. Das sind genau meine Gedanken dazu in Sätze geformt.
„Weiter heißt es bei den Ruhrbaronen:
Ja verdammt, ich verlange von einem Kinderschänder, dass er sein Leben lang abstinent bleibt. Sonst geht er in den Knast und zwar zu recht.
Ich fordere das nicht. Solange er Kinder in Ruhe lässt und ansonsten einvernehmlich mit Partnern umgeht, ist mir sein Sexualleben völlig egal und es ist auch nicht strafrechtlich relevant.”
Hier geht es durcheinander – der Kernpunkt, daß ein KinderSCHÄNDER per definitionem nicht abstinent ist, wird nicht angesprochen. Anscheinend wird die Gleichsetzung Pädophiler=Kinderschänder kritiklos übernommen.
Sonst ist der Artikel gut.
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@beargeist: ich glaube kaum das das so gemeint war. genau dieser satz ist der einzige satz den ich mißverständlich / dahingelabert finde an bodos text. der rest ist zumindest nicht dahingelabert.
man beachte auch in den kommentaren der ruhrbarone die antwort von david an einen kommentierenden: http://www.ruhrbarone.de/die-piraten-und-die-kinderschander/#comment-23825
so gut ich deren engagement im (netz)politischen bereich finde, so erschreckend finde ich diese aktion von david im moment. ich hoffe er kommt bald zur ruhe und kann dann wieder klar denken.
bei den ganzen negativen äußerungen zu seinem artikel kann ich verstehen dass er jetzt etwas hitzig reagiert, aber der artikel selbst ist unterirdisch polemisch
Oha! Der Kirche die Moral überlassen? Das ist eine sehr schlechte Idee. Man schaue sich nur die Themen Kondome, Hexen und generell die letzten 2000 Jahre an. Moral kommt aus dem Menschen. Und zwar aus allen. Auch ohne Gott und Kirche.
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Nein, lediglich bei sensitiven Themen sich vorsichtig ausdrücken.
Zu deinem letzten Absatz, Christoph Wagner:
Sollen wir ab jetzt erst mal unsere sachlich-konstruktiven Denkansätze
auf Medienverträglichkeit filtern ? Wohl kaum, wir sind doch nicht die SPD.
Nebenbei haben er (David) bei den Ruhrbaronen indirekt auch MOGiS Verharmlosung von Kinderpornographie vorgeworfen. Sagt ja in etwa alles.
Tut aber nichts zur Sache das Bodo anscheinend nicht im Ansatz drüber nachgedacht hat welche Außenwirkung seine Aussagen (schon wieder) haben.