Heilig Abend! Püntlich zum Fest das letzte Bild aus der Serie „Hannover damals und heute” hier im Blog. Ich habe mir nochmal einen Platz ausgesucht, den wohl jeder Mensch in Hannover kennt und an dem man die Veränderungen zwischen damals und heute nochmal besonders gut sieht.
Im April 1974 hat mein Opa den Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof fotografiert. Auch hier dürfte zu diesem Zeitpunkt die U‑Bahnbaustelle gerade aus dem Stadtbild verschwunden sein, die endgültige Platzgestaltung war aber noch nicht hergestellt.
Welch ein Gewimmel! Neben dem relativ schmalen Fußweg vor dem Bahnhofsgebäude ist eher raumgreifend der Taxistand angelegt – mitsamt leicht windschiefem „Taxen-Einstieg”-Hinweisschild. Daneben ist sogar noch in schicker rot-gelber Farbgebung ein „Kofferkuli” auf dem Bürgersteig – auch so ein Relikt aus der Zeit, bevor Rollkoffer flächendeckend verbreitet waren.
Auf dem Platz veranstaltet der Autohändler „Bischoff & Hamel” eine „stadion lotterie”. Hauptgewinn dürfte der grasgrüne VW Käfer sein, der auf dem Sockel rechts im Bild steht. Dahinter kann man gerade noch erahnen, dass zu dieser Zeit der Passerelleneingang noch nicht fertig und deshalb von Bauzäunen umgeben war. Die Losbude steht quasi genau davor. Im Bildhintergrund in weinrot ein Omnibus; ich kann nicht sagen, ob es sich dabei um einen Linien- oder Reisebus gehandelt hat, vermute aber eher letzteres.
Auf diesem Bild besonders gut zu betrachten ist die ziemlich wuchtige Platzrandbebauung in Form des langgezogenen Gebäudes, das von der Joachim- bis in die Luisenstraße reicht und die gesamte Platzecke beherrscht. Rechts gerade noch ins Bild ragt die Fortsetzung der Bebauung in Form des Häuserblocks zwischen Luisen- und Bahnhofstraße. Diese gesamte Platzanlage ist übrigens seit dem ursprünglichen Bau des Platzes im Jahr 1845 unverändert geblieben!
Im November 2019 habe ich versucht, mich etwa an dieselbe Stelle zu stellen wie mein Opa 45 Jahre vorher. Es zeigt sich ein weiteres Mal, dass die hohen Bäume, die in der Zwischenzeit gewachsen sind, die Blickachsen nennenswert verstellen, die in den 1970er und 1980er Jahren noch offen waren.
Ansonsten ist vieles anders: Der Bahnhof hat ein deutlich größeres Vordach im Eingangsbereich – und die leider häufig anzutreffende Voyersausstattung mit Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Die Autos sind aus dem Blickfeld verschwunden (allerdings noch nicht ganz vom Platz). Dafür steht rechts im Bild wieder der Sockel mit dem Ernst-August-Denkmal – der fehlte 1974 noch wegen des U‑Bahnbaus. Vorne im Bild erkennt man zudem ein Verkehrsmittel, das auf dem 1974er-Foto bei allem Gewusel komplett fehlt: Fahrräder.
Der Hauptbahnhof hat seither einen großen Umbau Ende der 1990er Jahre hinter sich. Seitdem gibt es ebenerdige Gastronomie, die sich auch auf den Platz erstreckt. Auf dem Platz selbst gibt es zudem einen Wochenmarkt, bei dem unter anderem französischer Käse verkauft wird. Eine Losbude findet sich nicht mehr im Bild. Aber seien wir ehrlich: Ein VW Käfer würde im Jahr 2019 auch kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
Und damit endet mein Bilderbogen „Hannover damals und heute” fürs erste. Jedenfalls fast. Morgen und übermorgen gibt’s noch jeweils ein Special: Erstmal ein Bild, das ich sehr spannend finde, für das ich aber das Vergleichsfoto nicht machen konnte. Und ich schreibe noch ein paar Zeilen zu den Autoren dieser Bilderserie, denn ohne die Bilder von meinem Opa würde es diesen Adventskalender gar nicht geben!
Frohes Fest!