Heute haben wir ein absolute Schmankerl aus dem Fotoarchiv meines Opas. Und eines der Fotos, bei denen ich am längsten überlegen musste, wo es eigentlich fotografiert wurde.
Menschen überqueren eine Straße vor einem Haus, in dem offensichtlich Geschäfte sind: „Brucksch”, ein „Grill”, es gibt „Herrenhäuser Pil?ener” und anderes. Daneben eine weitere Straße und dahinter ein Haus, in dem es wohl ein „Wiener Café” gibt.
Ich habe lange auf dieses Foto gestarrt: Wo um alles in der Welt war das? Des Rätsels Lösung habe ich schließlich im Bildhintergrund gefunden: Da gibt es eine kleine Ecke einer Fassade, die aus weißen Tafeln mit einem schwarzen Band in der Mitte besteht…
…und das ist die Fassade des Kaufhof in der Bahnhofstraße! Bloß dass damals das Eckhaus Bahnhofstraße/Ernst-August-Platz noch der „Altbau” und nicht der dunkelbraune Kaufhauskasten war, der dort bis heute steht!
Außer dieser weiß-schwarzen Ecke hat sich in dem Bildausschnitt 45 Jahre später so ziemlich alles geändert: Es gibt keine Kfz-Fahrbahn mehr an dieser Stelle. Die Fassade des Eckhauses ist ganz anders strukturiert. Statt des Geschäftesammelsuriums residiert dort heute eine Modekette auf zwei Etagen. Die Autos sind durch viele, viele Fahrräder im Bild ersetzt. Und eben jener dunkelbraune Kaufhauskasten, mit dem Kaufhof sein Haus in den 1970er Jahren erweitert hat.
Wenn man nochmal genau auf das Bild von 1974 schaut, sieht man, dass die Bahnhofstraße zu dem Zeitpunkt noch eine Baustelle war: Rund um die im Entstehen befindliche Passerelle sind Baustellenabsperrungen zu erkennen. Der U‑Bahntunnel unter der Straße war zu dieser Zeit auch noch nicht fertig, erst ein Jahr später begann der Testbetrieb, erst 1976 wurde die erste Strecke eröffnet und erst 1981/82 die gesamte Anlage mit der zweiten Ebene.