Ich war gestern in der Vorpremiere des Films „Russendisko” von Oliver Ziegenbalg. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Wladimir Kaminer, der an dem Projekt auch beteiligt war (und zwei Cameoauftritte hat).
Kaminers Buch ist als Episodensammlung angelegt, was die Verfilmung nicht einfach gemacht hat, dem Text auf der Filmwebseite nach gab es mehrere Anläufe, bis das Drehbuch fertig war. Die jetzige Umsetzung durchbricht den Episodenstil mit einer Gesamthandlung, in die viele der Geschehnisse aus dem Buch eingebaut sind.
Ich möchte jetzt hier nicht großartig die Handlung wiedergeben, sondern vielmehr sagen: Reingehen lohnt sich! Die Bilder rufen die Erinnerung an die Zeit um 1990 wach: Trabbis in den Straßen, heruntergekommene Altbauten an den Straßen und D‑Mark in den Geldbörsen. Das Luftbild am Anfang ist zwar eher so um 1995/1996 entstanden (man sieht kurz, dass die Berliner Stadtbahn gerade saniert wird), aber ansonsten wirkt Berlin ziemlich authentisch gealtert.
Kaminers Geschichten und die immer leicht lakonische Erzählweise finde ich im Film gut wiedergegeben. Einige meiner Kollegen meinten zwar, der „Sprachwitz” der Bücher wäre verloren gegangen, aber einerseits denke ich das nicht unbedingt und andererseits: Hey, dafür hat’s im Kino Bilder. Gerade Matthias Schweighöfer gibt den jungen Kaminer stimmig und mit genau der positiven Grundeinstellung, die auch in den Büchern immer wieder durchscheint.
Bleibt der Soundtrack, der viel von dem typischen „Russendisko”-Sound enthält und einfach nur gute Laune verbreitet. Ab 29. März bei Amazon als MP3-Download erhältlich. Ich werde ihn mir holen. Und für den Film kann ich nur empfehlen: Reingehen. Leider war diese Vorpremiere in Hannover äußerst schwach besucht. Ich hoffe aber, der Film läuft trotzdem ein paar Wochen in den großen Kinos.
Mein Tipp: Anschauen!
Dieser Film ist eine Beleidigung für Russlanddeutsche und eine Schande. Nicht nur, dass man sich offensichtlich nicht bemüht hat schauspielerisch die russische Kultur darzustellen, nicht mal sprachlich! Um einen Hauch historischer Fakten (allein schon die Kleidung!) hat man sich auch nicht bemüht. Als ob das schon nicht schlimm genug wäre, muss sich ein russisch-Sprechender die Ohren zuhalten wenn der deutsche Schauspieler auf „Russisch” singt. Eine interessante Handlung gibt es nicht, Spannung auch nicht und gelacht habe ich höchstens, weil es lächerlich war. Wie ironsich, dass man die ganze Zeit über Integration spricht und so tut, als sei man bemüht, Ausländer zu integrieren und dann nur seine eigenen Klischees und Vorurteile über eine Kultur zeigt. Ich bin enttäuscht und frage mich, welcher Russe soetwas zugelassen hat. An die Deutschen: Nichts von diesem Film basiert auf Tatsachen über die russische Kultur und wie Russlanddeutsche damals nach Deutschland gekommen sind! Lasst eucht nicht für dumm verkaufen. Spart euer Geld.