Mit dem heutigen Tag geht der wohl längste und aufwändigste Wahlkampf zu Ende, den die Piratenpartei in Hannover bislang bestritten hat. Während die Wahllokale geöffnet sind, ist es Zeit für eine kleine Bilanz.
Zunächst mal die reinen Zahlen: Wir haben in Hannover und der Region etwa 40.000 Flyer verteilt, davon allein 20.000 Exemplare unseres „Hannover”-Flyers, der unsere politischen Ziele für die Region Hannover zusammenfasst. Seine Basis ist unser Regions-Wahlprogramm, das wir in einem mehrmonatigen Prozess erarbeitet und in gedruckter Version ebenfalls knapp 1500 Mal unters Volk gebracht haben. Dazu kommen noch mehrere Tausend der Landesverbandsflyer sowie die Flyer, die einzelne Kandidaten für sich selbst in ihrem Wahlbereich produziert haben. Zusätzlich übrigens zum Wahlportal, das ebenfalls viele Tausend Zugriffe verzeichnen konnte.
Allein das sind Zahlen, an die wir in den vergangenen Wahlkämpfen nicht mal ansatzweise herangekommen sind. Dazu kommen aber noch etwa 1500 Plakate, die sich über die Region verteilen, wobei es hier starke lokale Schwerpunkte in bestimmten hannoverschen Stadtbezirken gab oder in Hemmingen, wo allein 600 Plakate in allen Ortsteilen aufgehängt wurden.
Insgesamt waren wir ein knappes Jahr mit dem Wahlkampf beschäftigt, den man insgesamt in vier Phasen einteilen kann:
- Phase 0 begann im Herbst 2010 mit Überlegungen, wie wir die Kommunalwahl parteiintern organisieren. Wichtigstes Resultat war unsere „Kommunalwahlordnung”, mit der wir unsere Aufstellungsversammlungen effizient durchführen konnten und einen sinnvollen Modus für die Zusammenstellung der Wahlvorschläge hatten.
- Mit der ersten Aufstellungsversammlung Ende Januar 2011 begann Phase 1: Die Kandidaten wurden bestimmt und das Wahlprogramm erarbeitet. Die zweite Aufstellungsversammlung im März hat dann die Kandidatenmannschaft im Wesentlichen vervollständigt, die drei weiteren Versmamlungen haben das nur noch punktuell ergänzt. Für die Inhalte des Wahlprogrammes gab es eine ganze Reihe von Arbeitstreffen, die schließlich in eine vorläufige Version mündeten.
- Mit dieser startete dann am 1. Mai die dritte Phase: Wir gingen verstärkt nach außen und haben Unterschriften gesammelt. Vielen dürfte das als der aufwändigste Teil der gesamten Aktion in Erinnerung geblieben sein und auch für mich war das höchstwahrscheinlich die stressigste Zeit, weil bei mir alle Fäden zusammengelaufen sind. In der Woche vor Toresschluss war ich jeden Tag im Rathaus um wahlweise Unterschriftsbögen abzugeben oder Zählergebnisse abzuholen. Letztlich hat diese Aktion mehrere Piraten über Wochen fast vollständig in Anspruch genommen.
- Erst mit Ende der Unterschriftensammlung und Verkündigung der Ergebnisse – wir haben bis auf einen Bezirksrat für alle von uns in Angriff genommenen Gremien genügend Unterschriften zusammenbekommen – startete dann die letzte, entscheidende Phase 4: Der öffentliche Straßenwahlkampf. Wir haben das Wahlprogramm fertig gestellt, eine Flyerversion daraus produziert und mit einer größeren Anzahl Infostände für uns geworben.
Es gab sicherlich einige Höhepunkte in diesem Wahlkampf, die nochmal besonders hervorgehoben werden sollten:
Das Pressegespräch am 29. Juli war ein entscheidender Punkt. Unser Regionswahlprogramm war am Abend vorher fertig von mir höchstpersönlich am Morgen des 29. in einem „Presse-Prärelease” auf Heftstreifen gezogen worden. Auf der Versammlung selbst waren dann zwar nicht allzuviele Pressevertreter anwesend, dafür aber viele Piraten, sodass sich interessante Gespräche ergaben. Noch Wochen später bin ich aus dieser Veranstaltung mit einer unglücklichen Äußerung zu möglichen Koalitionen zitiert worden, was mir eine Lehre bezüglich meiner Wortwahl ist.
Auf dem Fährmannsfest am 6./7. August hatten wir einen sehr erfolgreichen Stand und haben mit über 1000 aus Ballons modellierten Hunden, Papageien und Schwertern die Veranstaltung gerockt.
Jeden Samstag im August und September waren wir in der Innenstadt mit einem Infostand vertreten – immer bei den „Regenmännchen” gleich neben dem Kröpcke.
Allen in Erinnerung wird auch die Wahlkampfveranstaltung „Klarmachen zum Ändern” vom 3. September bleiben. 2000 Flyer und über 200 Wahlprogramme sind allein an diesem Tag weggegangen.
Am letzten Samstag vor der Wahl dann nochmal massiver Einsatz: Infostand in der Innenstadt, Piraten auf der Limmerstraße, der Lister Meile, abends am Raschplatz und wer-weiß-wo-noch.
Wieviel Arbeit in diesem Wahlkampf steckt, habe ich hautnah mitbekommen. Mein Büro war in jeder Phase so eine Art zentrale Anlaufstelle: Sei es für Besprechungen des Wahlprogrammes, sei es für die Koordination der Unterschriftenbögen, sei es als Materiallager und Ausgabestelle für Flyer und anderes Infomaterial. Ich habe ja quasi jede Materialausgabe mitbekommen – teilweise drei Piraten im Zehn-Minuten-Abstand nacheinander. Das war schon spannend, aber auch sehr anstrengend. Immerhin will die „normale” Arbeit ja auch noch gemacht werden.
Dieser Wahlkampf wäre nicht möglich gewesen ohne Hilfe von außen. Sei es der Landesverband, von dem wir mehrere Tausend Flyer bekommen und unters Volk gebracht haben und der nicht unerhebliche finanzielle Mittel sowie den Großteil der gedruckten Plakate eingebracht hat. Sei es der Bundesverband, von dem bei Pressegespräch und Küchengartenfest Vertreter zu uns gekommen sind und gesprochen haben.
Noch wichtiger war aber die Hilfe „von innen”. Der „harte Kern” dürfte zwar nur ein gutes Piraten vor Ort gewesen sein, aber ohne die wäre gar nichts gegangen: „Team Jürgen” mit dem unablässigen Kleben und Verteilen von Plakaten, „Team Tibor” mit 10.000 Flyern im Wahlbereich Springe und „Team Ralf” mit 600 Plakaten in Hemmingen und Umgebung.
Die Hemminger haben wohl auch die aufmerksamkeitsstärkste Wahlkampfaktion überhaupt abgeliefert: In einer Nachtaktion wurde eine Woche vor der Wahl längs der B3 sowie in einigen angrenzenden Straßen fast 200 Fahnen an die Laternenmaste gehängt. Die 30.000 Pendler, die jeden Tag diese Straße entlang fahren, haben so auf jeden Fall von uns Notiz genommen und wir haben viele – ganz überwiegend positive – Rückmeldungen bekommen.
Nun ist der Wahlkampf vorbei und wir werden sehen, wohin die Reise für die Piraten geht. Die Hoffnung ist meines Erachtens nicht unberechtigt, dass wir in mehr als einem Gremium in der Region Hannover in Zukunft mit mehr als einem Sitz vertreten sein werden. Insofern: Es war viel Arbeit, aber es hat sich, denke ich, gelohnt!
Meinst du die Realkauf- Fahnen?
Schön das es in Hannover geklappt hat. In Uelzen hängen zwar Plakate und es wurden Flyer verteilt, doch auf meinem Wahlzettel standen keine Piraten. Schon merkwürdig.
In uelzen sind wir leider nur im Wahlkreis II Uezen West vertreten, für Uelzen Ost fehlte uns ein Kandidat. Vieleicht wäre das etwas für dich beim nächsten Mal?
Die Fahnenaktion ist wirklich sehr schön, die können wir wieder machen 🙂