Ich gehöre ja nun zu einer Generation, die die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bereits bewusst erlebt hat. Ich kann mich noch gut an die damalige öffentliche Diskussion erinnern, an Kunstlehrer, die meinten, unbedingt „über Tschernobyl” sprechen zu müssen, an beschwichtigende Politiker, an aufgeregte Politiker und dass es eine ganze Zeit lang ein erhebliches Misstrauen gegen Milch gab – so von wegen möglicher Strahlenbelastung. Kurz: Tschernobyl hatte damals unmittelbare Auswirkungen auf den Alltag in Deutschland. Wie tief sich diese ganzen Vorgänge in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, kann ich auch daran festmachen, dass ich beim Schreiben dieses Artikels keine Sekunde darüber nachdenken (oder gar nachschlagen) musste, wie sich „Tschernobyl” in der üblichen deutschen Umschrift schreibt.
Bildquelle: Carl Montgomery via Wikimedia Commons, CC-BY‑2.0
Bei Fukushima (ja, ich weiß, dass ist die englische Umschrift des japanischen Namens. Meiner Beobachtung nach wird diese aber mehrheitlich auch in deutschen Texten verwendet) ist das allen ernst zu nehmenden Quellen wie zum Beispiel Kai Petzkes sehr informativer Webseite zu Folge eher unwahrscheinlich. Trotzdem halte ich die Vorgänge in dem japanischen Atomkraftwerk für besorgniserregender als das, was 1986 in der heutigen Ukraine passiert ist. In Tschernobyl war die gesamte Katastrophe letztlich auf Bedienfehler zurückzuführen: Das Ingenieurteam im Steuerstand hat den Reaktor mutwillig an der Grenze seiner Spezifikation betrieben und dann ist ihnen das Ding um die Ohren geflogen. Sehr unerfreulich, aber letztlich menschlichem Versagen geschuldet.
In Fukushima hingegen gab es keine derartige „mutwillige Missachtung” der Betriebsparameter. Stattdessen wurde das Kraftwerk von unbeeinflussbaren äußeren Kräften – nämlich einem Erdbeben und einer Flutwelle – getroffen, deren Kombination bei der Konstruktion offensichtlich „nicht bedacht” wurde und die die Betriebsanlagen so beschädigt hat, dass sie nicht mehr sicher betrieben werden konnten. Was dann kam, war eine „Verkettung unglücklicher Umstände”, die so aber alles andere als unwahrscheinlich ist.
Fukushima zeigt, dass genau solche Unwägbarkeiten sich nie ausschließen lassen. Und zwar selbst dann nicht, wenn man auf so hohem Niveau arbeitet, wie ich das den Japanern jetzt einfach mal unterstelle. Denn trotz aller Berichte über vorangegangene Pannen und Verfehlungen des Kraftwerkbetreibers halte ich das Kernkraftwerks-Sicherheitsniveau im Japan des Jahres 2011 für um Größenordnungen höher als das der Sowjetunion im Jahr 1986.
Anders herum gesagt: Wenn selbst Japan sich nicht gegen einen derart schweren Störfall wappnen kann, wie wir ihn momentan an der dortigen Ostküste erleben, dann können weder wir Deutschland noch irgendjemand anders auf dieser Welt dies. Und das ist meines Erachtens die eigentliche Lehre aus Fukushima: Kernkraftwerke heutiger Bauart sind letztlich eine nicht beherrschbare Technik, es kann jederzeit und an jedem Ort zu einem nicht beherrschbaren Störfall kommen und die Folgen eines solchen Störfalls sind unabsehbar aber – Murphy lässt schön grüßen – auf jeden Fall immer größer als man sich das selbst in den schlimmsten Szenarien vorher ausgemalt hat. Ich schrieb davon bereits.
Japan und seine Bevölkerung werden wohl noch sehr lange mit den Folgen der Naturkatastrophen und der daraus folgenden Nuklearkatastrophe zu kämpfen haben. Für uns in Deutschland folgt daraus aber vor allem eines: Wir müssen zusehen, dass wir diese gesamte Steinzeittechnologie namens „Atomkraft” schnellstens loswerden. Ich halte es zwar nicht für sinnvoll, jetzt sofort alle Atomkraftwerke abzuschalten, aber die gerade erst beschlossene „Laufzeitverlängerung” für die vorhandenen Atomkraftwerke in Deutschland gehört schleunigst und dauerhaft widerrufen. Ich las zudem, dass Deutschland sofort auf bis zu sieben Atomkraftwerke verzichten könnte, ohne dass es zu Engpässen bei der Stromversorgung käme. Ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, warum man diese sieben Kraftwerke dann nicht sofort abschaltet und einmottet. Die potentiellen Risiken des Weiterbetriebs wiegen meines Erachtens jede andere Betrachtung mehr als auf. Ich sehe hier die Politik – und damit irgendwie auch mich selbst – gefragt.
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Hallo!!!
Fukushima is GARANTIERT schlimmer als Tschernobyl!!!!
Man braucht nur jeden Tag Zeitung aufmachen!!
2 der 3 schon kaputten Reaktoren sehen so aus, als seien die schon MEHRFACH in die Luft geflogen.…
Die erklären den Rauch mit Wasserdampf.….
Schaut Euch die Bilder on Tschernobyl-Reaktor an, ergleicht mit Fukushima ?
Was sieht kaputter aus???
Weiters PLUTONIUM.…..
Die müßten Schon lange begonnen haben Särge für die 4 kaputten Reaktoren zu bauen!!!
(Die russen haben mit 600.000 Mann ein HALBES JAHR gebraucht!!!)
Aja, die Russen.… Warum dürfen die russischen Spezialisten nit nach Japan einreißen?
Die einzigen die sich mit sowas PRAKTISCH auskennen, dürfen nit helfen.…
Wie gesagt, das Ganze is mit Sicherheit um einiges schlimmer als Uns gesagt wird!!!!
Ich decke mich auf jeden Fall mit Haufenweise Mineralwasser ein!!!
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Unwissenheit und Dummheit, gepaart mit „ich weiß sowieso alles besser”, ist des Menschen größter Feind.
Konsequent durchgeführt heißt dies nur alle Autos zu verbieten (es gibt immer wieder Unfälle, allein in Deutschland schon rund 500.000 Menschen im Strassenverkehr getötet);
Keinerlei Flugverkehr, die Dinger fallen immer wieder runter,
und Schiffe.….Seit Jahrtausenden sinken diese Blechbüchsen. Diese Technik ist einfach nicht beherrschbar.
Ich fordere sofortigen Ausstieg aus allen diesen sinnlosen Techniken. Pferdefuhrwerke werden uns auch überall hin bringen. Und fliegen? Warum und wohin? Was wollen wir dort?
Schiffe waren schon immer gefährlich. Wenn es denn sein muß kann man auch nach Amerika schwimmen.
Zitat: „Unwissenheit und Dummheit, gepaart mit „ich weiß sowieso alles besser”, ist des Menschen größter Feind.” Zitat Ende.
Ja. Das haben Sie mit Ihrem Kommentar eindrucksvoll unter Beweis gestellt, denn die Sache ist nämlich die:
Niemand ist gezwungen ein Flugzeug, ein Schiff, oder ein Auto zu besteigen, jedoch ist die ganze Welt betroffen, wenn nukleare Katastrophen stattfinden.
Hinzu kommt: Die Schäden bei einem Flugzeugabsturz, bei einem Schiffsunglück oder bei einem Verkehrsunfall, sind begrenzt.
Die Schäden nuklearer Katastrophen sind hingegen unermesslich und unbegrenzt.
Ahoi,
ich gehe davon aus, das die 7 AKW s, die in Deutschland Abgeschaltet werden schlechter sind, wie die in Japan.
Ich gehe aber auch davon aus, das sie in zum Großteil in 3 Monaten wieder ans Netz gehen. Nicht weil die Bürger das vergessen haben, sondern weil die Politik in Berlin es will.
Seid Tschernobyl habe ich keine Pilze mehr gesammelt, die sind heute noch voll Radioaktivität. Ich weiß auch noch das die Kühe kein Gras von der Wiese bekommen haben, aus Angst das die Milch voll Radioaktivität ist. Die Kinder durften nicht auf die Spielplätze ein halbes Jahr. Dann war der Sand ausgewechselt.
Es hat viele solche sachen gegeben. Norddeutschland hat kein Regen abbekommen, in Bayern hat es abgeregnet. Und und und.
Bis dann
LG von Richter169
Hallo
Seltsamerweise sind die „Experten” die uns im Fernsehen über die „geringe Gefahr” berichten entweder direkt von den Betreibern gestellt oder eben Finanzverseucht.
Die lügen uns alle die Hucke voll ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich werde niemals wieder jemanden wählen, der Kernenergie befürwortet… und meinen Strom und Benzinverbrauch habe ich schon seit Jahren auf das erreichbare Minimim heruntergesetzt.
Ich glaube, das die 6 reaktoren von Fukushima 2 durchschmelzen werden oder schon sind.
‑j-