Heute fahren wir mal U‑Bahn. In Berlin. Und weil wir nicht viel Zeit haben, nehmen wir dafür nicht so eine richtige, lange U‑Bahnlinie, sondern die U55. Die hat nur drei Stationen und auf dem einen in Betrieb befindlichen Gleis pendelt genau ein Zug. Los geht’s!
Wir beginnen unsere Reise am Hauptbahnhof. Der ist ja 2006 mit viel Tamtam eröffnet worden und zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass man nur ziemlich schwer hinkommt. Eigentlich gab es bis vor kurzem nur die Stadtbahn als leistungsfähigen Stadtverkehr. Aber seit 2009-08-08 ist endlich auch die schöne U‑Bahnstation in Betrieb. Sie liegt direkt östlich neben der unteren Gleisebene des Bahnhofes.
Insgesamt gibt es drei Durchgänge von der Haupthalle des Bahnhofes in die U‑Bahn-Verteilerebene. Und wie wir später auch am Brandenburger Tor sehen werden, setzt sich der U‑Bahnbereich architektonisch vom Rest erheblich ab: Andere Wandverkleidungen, andere Beleuchtung, generell ein unabhängiger architektonischer Stil.
Mit der hochgezogenen Decke und den hellen Wänden macht die Station einen durchaus freundlichen Eindruck. Aber schnell fallen einige Details auf, die ein für eine innerstädtische Schnellbahn eher ungewohntes Bild hinterlassen.
Da ist zunächst die Tatsache, dass eines der beiden Gleise des Bahnhofes schlicht nicht zugänglich ist. Und das vor der Bahnsteigkante montierte Geländer ist so massiv, dass das ganze auch nicht einer kurzfristigen Baumaßnahme geschuldet sein kann. Auf dem Foto ist zudem auch die einzige Rolltreppe des gesamten Bahnhofes zu bewundern. Es handelt sich um eines dieser Modelle, die in beide Richtungen laufen, je nachdem, von wo jemand die still stehende Rolltreppe betritt.
Überhaupt machen die Treppenanlagen nicht gerade einen fertigen Eindruck. Neben der südlichen Treppe zum Beispiel ist noch Platz für zwei Rolltreppen links und rechts der Treppe und sogar das Bahnsteigende ist momentan gesperrt.
Naja, und dann macht die Station für eine U‑Bahnstation an einem Hauptbahnhof, zumal in der Millionenstadt Berlin, einen seltsam verlassenen Eindruck. Dieses Bild entstand um halb drei Uhr nachmittags an einem ganz normalen Werktag.
Des Rätsels Lösung liegt im Betrieb dieser U‑Bahnstrecke: Sie endet hier am Hauptbahnhof. Und auf der anderen Seite fährt sie auch nicht so furchtbar weit. Gerade Mal zwei Stationen liegen dort und der einzige Zug auf der Linie braucht für die Strecke keine drei Minuten. Betrachten wir das Linienband.
So richtig lang sieht das nicht aus. Ist es auch nicht. Die U55 ist zudem an keiner Stelle mit dem restlichen U‑Bahnnetz Berlins verknüpft, weshalb die insgesamt acht Wagen per Kran in den Tunnel gehievt wurden. Einer der beiden Vier-Wagen-Züge pendelt nun auf dem östlichen Gleis der Strecke, der andere steht als Reserve in der Kehranlage nördlich des Hauptbahnhofes.
Der Fahrplan ist entsprechend einfach: Es gibt einen 10-Minutentakt, wobei der Zug die eine Hälfte der Zeit fährt und die andere Hälfte der Zeit in den Endstationen steht. In dieser Zeit ist der Fahrer damit beschäftigt, vom einen Ende des Zuges zum anderen Ende zu gehen. Nun denn, steigen wir ein.
Morgen geht’s weiter: Dann erreichen wir den einzigen Unterwegsbahnhof der Strecke: Bundestag. Und einen dritten Teil über den Bahnhof „Brandenburger Tor” gibt’s auch.
3 schöne Artikel 😉 War letzten Dienstag selbst in Berlin und bin die Strecke mal gefahren, aber mit dem Wissen von hier ist’s natürlich noch besser.
Kurz erwähnt hab ich sie im Blog auch 😀
http://blog.mahrko.de/2009/11/05/ein-novembertag-in-berlin/
Ich hab ja auch die Piraten gewählt und werde bald Mitglied werden 🙂
Ich persönlich glaube, dass der Herr Tauss die ein oder andere Stimme gekostet hat. Und das Interview mit der „Jungen Freiheit” war unglücklich. So kommt man leider schnell in eine Ecke, wo man nicht hinwill.
Wie dem auch sei; aus Fehlern lernt man. Die nächsten Wahlen werden besser.
We are here to stay !
Hallo
Der Vollständigkeit halber sollten Sie erwähnen, dass es sich hier um das erste Teilstück der U5-Verlängerung vom Alex bis zum Hbf handelt. Es bleibt also nicht auf ewig bei diesen drei Statiönchen.
Meine bisherigen Erfahrungen mit der U55: Es ist fast immer voll!
Ich fahr da öfter mal zum Spaß mit (und um mir das Umsteigen an der Friedrichstraße zu sparen, denn am Brandenburger Tor kann man in die Nord-Süd-S-Bahn umsteigen), und wundere mich selbst, wo all die Leute immer herkommen. Natürlich größtenteils Touristen. Aber können die das Stück nicht laufen? Nein, der Mensch ist bequem, und deswegen ist auch die U55 trotz aller Unkenrufe sinnvoll, allein wenn ich schon an die ganzen Leute denke, die zwar weder Gepäck noch Gehbehinderung haben, aber unbedingt immer Aufzug fahren müssen, sowie die Leute, denen die Anbindung des Hbf noch immer nicht reicht (ach, Umsteigen ist so lästig, ich möchte bitte direkt von meiner Haustür aus zum Bahnhof gelangen ;-)), und vor allem die, die keinen Regen abkönnen (jetzt kommen sie wenigstens trocken zum Adlon-Hotel!) …und genau deswegen erfreut sich die Stummelbahn auch bereits jetzt schon so großer Beliebtheit! Und wenn sie dann irgendwann bis zum Alex fährt, wird ihre Bedeutung niemand mehr anzweifeln – und der zweite Bahnsteig wird dann auch in Betrieb genommen 🙂
MfG
p.s.: Den „Schönheitsfehler” mit den Rolltreppen haben Sie gut erkannt, und das ist nur einer von vielen auf dieser Linie.
(Mehr Auffälligkiten hier: http://berlinhauptbahnhof.wordpress.com/2009/08/26/kleine-schonheitsfehler/ )
Ich denke und hoffe aber, dass hier mit der Zeit noch nachgebessert wird, vor allem wen später der „Bedarf” an dieser Linie wächst.
Dirk, Du hast
1. eine am Würfel 🙂
2. Langeweile
Anyway, habe mich köstlich amüsiert.
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