Vor exakt drei Jahren wurde die Piratenpartei gegründet:
Deutsche Piratenpartei kämpft für die freie Wissensgesellschaft
So lautete die Überschrift des Heise-Online-Artikels, der die Gründungsversammlung vom 10. September 2006 beschrieb. Also übrigens nicht im August 2006, wie ich und andere in letzter Zeit immer mal wieder gegenüber der Presse erzählt haben. So entstehen Gründungsmythen…
Am Kern der Partei hat sich in den letzten drei Jahren nichts geändert, hier einige Zitate aus dem Heise-Artikel:
Als Hauptziel der neuen politischen Vereinigung bezeichnete ihr frisch gewählter Vorsitzender, Christof Leng, gegenüber heise online, „die Kernfragen der Wissensgesellschaft” anzugehen. Diesen Anspruch könne man auf zwei Formeln runterbrechen: „Wir sind gegen geistige Monopole und wollen den gläsernen Staat statt den gläsernen Bürger”. Der Themenkomplex strahle in alle Gesellschaftsbereiche und die Wirtschaft aus, umfasse Bereiche wie Bildung, Wissen und Innovation.
Und auch bestimmte Probleme und Vorurteile sind gleich geblieben:
Unter den 53 Versammelten und den bisherigen Unterstützern seien viele „Nerds”, gab Leng zu. Aber mit solchen Klischees müsse man leben. Im Prinzip gebe es kaum noch Jugendliche, die man nicht so bezeichnen könne, da für Heranwachsende SMS, Internet, Filesharing oder LAN-Partys keine Fremdworte mehr darstellen würden. Frauen standen für die Vorstandswahl nicht zur Verfügung. Man wolle Vertreter des weiblichen Geschlechts aber für die beackerten Themen begeistern, erklärte Leng. Frauen hätten einen anderen Zugang zu Problemlösungen, würden weniger technisch als vielmehr pragmatisch vorgehen.
Wobei – mittlerweile ist der Vorstand ja gemischtgeschlechtlich.
Im Wiki der Partei findet sich auch noch die Vorbereitungsseite zur Gründungsversammlung. Und man machte sich schon damals Gedanken über verschiedene Punkte des Ablaufes:
Datum, Dauer und Ablauf
- Sonntag 10:00 – 14:00: Offizielle Gründung […]
- Sonntag ab 14:00: Direkt im Anschluss an die Gründung (14:00) soll eine kurze Pressekonferenz offen geblieben Fragen klären und zur Vorstellung des Vorstandes nach außen dienen. […]
Der momentane Vorschlag ist optimiert für Mitglieder, die einen weiteren Anreiseweg haben, damit sich diese Hürde als möglichst niedrig erweist. Es wird dabei davon ausgegangen, dass die Anreisenden eine Übernachtung (von Samstag zu Sonntag) in Berlin planen, während des Samstages anreisen und Sonntag spät Abends wieder irgendwo in Deutschland zu Hause sein wollen. Deswegen ist eine frühe Abreise möglich zu machen, ohne das Abstimmungen der Versammlung wg Abreise verpasst werden. Zusätzlich sollte das Gründungstreffen zeitlich nicht völlig wider allgemeiner Pressegepflogenheiten situiert werden, damit wir unsere Chance auf breite Berichterstattung am Montag nicht verkappen. […]
An-/abschließende Aktionen
[…] Falls uns nichts besseres einfällt und wir Zeit überbrücken müssen (Pressekonferenz ?) könnten wir auch spontan demonstrieren .. dazu werden wir aber wahrscheinlich zu wenige sein.
Auf der Seite ist auch das Gründungsprotokoll mitsamt der Ergebnisse der ersten Vorstandswahlen verlinkt. Es besteht als PDF-Dokument aus eingescannten Kopien des Papierausdrucks. Ich wollte an dieser Stelle erst was zum Thema „Internetausdrucker” schreiben, aber dann ist mir klar geworden, dass diese Form der Veröffentlichung einerseits die Namen der Beteiligten nicht suchbar macht und andererseits nur so die Unterschriften unter das Protokoll halbwegs authentisch wiedergegeben werden können. Oh, a propos „Vorstandswahlen” – davon gibt’s sogar ein Foto:
Wie man sehen kann, musste die Gründungsversammlung damals noch auf Flaggen zurückgreifen, die nicht dem Parteidesign entsprechen. In der Zwischenzeit hat sich das ja geändert.
Videos von der Gründung sind mir nicht bekannt. Aber um hier nun auch ein bisschen „bewegten Content” einzubringen, verweise ich auf das immer noch aktuelle erste größere Videointerview im elektrischen Reporter. Am 17. September 2007, also ziemlich genau ein Jahr nach der Gründung, steht der damalige Bundesvorsitzende Jens Seipenbusch – der auch jetzt wieder Bundesvorsitzender ist – Rede und Antwort über die Herkunft und die Ziele der Piratenpartei. Immer noch sehenswert.
Dieser Blick ins Archiv zeigt meines Erachtens deutlich, was für einen weiten Weg die Piratenpartei seit dieser Gründung bereits erfolgreich zurückgelegt hat. Und in zweieinhalb Wochen haben wir den bisher wohl wichtigsten Gradmesser, wie weit wir auf unserem Weg insgesamt schon vorangekommen sind.
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