Das ist mal wieder ein Foto, auf dem sich besonders viel geändert hat und wo man das anhand einiger besonders markanter Gebäude besonders gut nachvollziehen kann.
Mein Opa stand im Dezember 1980 auf dem nördlichsten Bahnsteig des Hauptbahnhofs und richtete das Objektiv auf den Fernsehturm, eines der markantesten Gebäude in der hannoverschen Stadtsilhouette. Der Turm war damals noch ein „richtiger” Fernmeldeturm, der über die gut sichtbaren Weitwinkelantennen unter anderem die lokalen Fernseh- und Radiosender übertrug. Unter den Antennenplattformen ist die Kontrollebene zu sehen, an der wohl links die Gondel für die Fensterputzer hängt. Der hannoversche Fernsehturm war nie für den allgemeinen Publikumsverkehr geöffnet, deshalb fallen die Einrichtungen eher klein aus.
Um den Turm herum breitet sich die Landschaft des Hannover „hinter dem Bahnhof” aus. Vor dem Turm sind die markanten grünen Tonnendächer des damals noch recht neuen „Zentralen Omnibusbahnhofs” zu sehen. Diese umfangreiche Anlage mit recht großen unterirdischen Wartebereichen hatte sich aber selbst zu diesem Zeitpunkt schon als eher überdimensioniert herausgestellt und ist in den Folgejahren und ‑jahrzehnten immer mehr geschrumpft.
Vor dem ZOB führt die Alte Celler Heerstraße quer durchs Bild. Sie war zu dieser Zeit Einbahnstraße Richtung Süden. Man beachte, dass die von ihr abzweigende Zufahrt zu ZOB und Paketpostamt damals für Fußgänger aus Richtung Ernst-August-Platz offensichtlich unterirdisch querbar war – jedenfalls ist links im Bild ein entsprechender Treppenabgang zu sehen.
Rechts vorn ragt die Zufahrtspindel des Parkhauses hinter dem Bahnhof ins Bild. Dahinter sind die Ausläufer des als „Lister Tor” – oder manchmal nach seinem Chefarchitekten auch „Bredero”-Hochhaus – genannten Komplex zu sehen. Daneben – hinter dem Fernsehturm – ein Möbel-Unger-Einrichtungshaus – und das ist angesichts heutiger Ikea- und anderer Einrichtungshausgrößen fast schon wieder niedlich.
Es war gar nicht so einfach, im dichten S‑Bahnverkehr, der heute auf Gleis 14 abgewickelt wird, das Vergleichsfoto zu schießen. Auch deshalb, weil ich ein bisschen suchen musste, bis ich die Perspektive so halbwegs hatte. Denn bis auf den Turm und die Parkhausauffahrt ist eigentlich nichts mehr so wie 39 Jahre früher.
Da wäre zunächst mal der ZOB. Beziehungsweise: Da wäre er nicht mehr. Auf einem Teil seiner früheren Fläche steht seit kurzem das recht wuchtige DB-Verwaltungsgebäude. Es verschwindet ein bisschen hinter den mächtigen Bäumen im Vordergrund – und die gab es in der Tat auch schon 1980, allerdings deutlich kleiner.
Der frühere ZOB ist aber nicht nur komplett neu überbaut, auch die Straßenanlage wurde vollständig geändert. Die diagonal auf den früheren Fernsehturm zulaufende Straße im Hintergrund wurde erst kurz nach 2000 angelegt, nachdem die (Bundes-)Post ihre umfangreichen Anlagen nördlich des Bahndamms massiv reduziert hatte und das ganze Areal neu bebaut wurde. Erst dadurch entstand die dreieckige Grundform des früheren ZOB, auf dem dann schließlich Ende der 2010er-Jahre das DB-Gebäude entstanden ist.
Die Straße im Vordergrund, heute „Lister Meile”, ist auch keine Einbahnstraße mehr. Seit 2017 fährt hier eine Straßenbahnlinie, leider äußerst ungünstig zum übrigen Netz gelegen. Links im Bild in knallig rot ist das Empfangsgebäude des „neuen” ZOB zu sehen, der Mitte der 2010er-Jahre direkt neben dem alten Areal angelegt wurde und so den Platz für die Überbauung endgültig freimachte.