In der Region Hannover hat heute der Verkehrsausschuss getagt. Ich war – als „einfacher Bürger” – am Anfang der Veranstaltung zugegen, da auf der Tagesordnung die Drucksache zum Ausbau der D‑Linie stand.
Schon länger war zu hören, dass es statt der ursprünglich angekündigten Beschlussdrucksache nur eine Informationsdrucksache würde – und so war es auch. Da selbige aber auch erst heute morgen verfügbar war, kam postwendend von der SPD der Antrag, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Mit den Stimmen von SPD und Grünen wurde das dann auch gemacht. Im Rahmen der Bürgerfragestunde wurde das Thema dann aber erneut aufgebracht und es gab von jeder Fraktion (ok, fast jeder) ein Statement dazu.
Entscheidend aber die Aussage von Dezernent Franz: Dass es heute nur eine Informationsdrucksache gegeben hat, ist nur der Tatsache geschuldet, dass noch „Details” in den Plänen mit der Stadt Hannover zu klären seien. Ziel der Regionsverwaltung ist weiterhin, eine Beschlussdrucksache vorzulegen und bis Mai 2013 die Förderanträge stellen zu können.
Ich war ja vor allem gespannt, ob die Umwandlung zur Informationsdrucksache so eine Art „Beerdigung erster Klasse” für die oberirdischen Ausbaupläne würde. Aber klein beigeben tun sie doch noch nicht mit ihrem Murks!
Ich habe den Teil der Sitzung, den ich anwesend war, mitprotokolliert und gebe dies hier wieder. Es gilt: Alles ohne Gewähr – zumal ich die Ausschussmitglieder nicht kenne und die Akustik an dem Raum, gerade für Zuschauer, eher anstrengend ist.
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Sitzung Verkehrsausschuss Region 2012-11-27
TOP Ö 1: Tagesordnung
Mönkeberg (SPD): Zu Ö 4.2. Drucksache ist erst seit heute morgen verfügbar. Hatten keine Zeit uns mit der komplexen Materie zu beschäftigen. Vor diesem Hintergrund Antrag die I‑Drucksache von der Tagesordnung abzusetzen.
Wicke (CDU): Treppenwitz! Erst soll alles so schnell wie möglich beschlossen werden, jetzt vertagt? Habe ja Verständnis für den Teilzeitoberbürgermeister. Aber Verwaltung macht nur noch Politik für eine Seite und erarbeitet keine neutralen Vorlagen. Könnte man dann ja Anträge stellen. Aber Herr Franz, Sie kanzeln mich ab wegen Scheelhaaselösung und dann lese ich das in der Zeitung. Wir wollen wissen, ob das noch stimmt mit dem Beschluss dieses Jahr wegen der Finanzierung. Regionsverwaltung ist stümperhaft in dieser Angelegenheit.
Brandt (CDU, Ausschussvorsitzender): Sind ja noch bei Tagesordnung. Habe die Drucksache auch nicht bekommen. Absetzen oder drauflassen?
Müller (Linke): Würde auch vorschlagen, dass man das heute behandelt, da ja nur Informationsdrucksache. War ja erst heute verfügbar. Nächstes Mal dann nochmal draufsezten. Würde kurze Einführung gut finden, auch wegen Fragen von Herrn Wicke. Inhaltich: Schuld trifft sicher nicht Verwaltung allein. Ist wohl eher die Mehrheitsgruppe.
Schümer (Grüne): Macht keinen Sinn etwas draufzulassen, was wir alle nicht gelesen haben.
Klockow (FDP): Kann Mönckeberg nachvollziehen, habe es überflogen: Wenn, aber, Ungereimtheiten. Diskussion können wir uns auf dieser Basis schenken. Belastbare Abwägung so nicht möglich. Ist alles ziemlich dünn da drin. Inhaltliche Beschäftigung so nicht möglich. Innenstadt ist ja komplett belastet, Individualverkehr, Parkhäuser. Bitte absetzen.
Abstimmung: 7:5 abgesetzt
TOP Ö 2: Einwohner- und Einwohnerinnenfragestunde
Ulrich Östmann (Bürger): Zwei Fragen: (1) Neue S‑Bahn-Fahrzeuge für 2013. „Neue Presse” schreibt: Neue Züge sind gebraucht. Welchen Stellenwert hat Barrierefreiheit? Stufen, Abstand zur Bahnsteigkante? Und zu TOP 5.3: Gleisaufweitung Kurt-Schumacher-Straße (Projekt 63) finde ich gut. Aber: Warum Gleisaufweitung in der Prizenstraße (Projekt 64)? Kostet 1 Mio. EUR und es ist unklar, ob die Bahnen da noch lange fahren. Macht das Sinn?
Franz (Dezernent, Verwaltung): Barrierefreiheit ist wichtig! S‑Bahnnetz wird gerade komplett barrierefrei. Hohe Priorität. Neue Fahrzeuge sind noch nicht bekannt. Wir werden noch im Laufe des November das Angebot von der Deutschen Bahn bekommen und dann wissen, wie die Züge beschaffen sind. Wir wissen nicht, ob Barrierefreiheit der Deutschen Bahn möglich ist. Zu (2): Werden nachher beim TOP vorschlagen, dieses Projekt nur unter Vorbehalt zu beschließen. Wollen natürlich keine Arbeiten, die nicht langfristig nötig sind. Wenn wir kostengünstigere Alternativen finden oder D‑Linie schneller ausgebaut werden kann, würden wir das gern vermeiden.
Jens Pielawa (Bürger): Einleitend hinweisen, dass bei letzter Sitzung viele Leserbriefe vorgelegt. Bürger sind unzufrieden. Wurde auch bei letztem „Region im Dialog” deutlich. Überdenken Sie Ihr Selbstverständnis! Außerdem: Was ich hier sage, ist nicht meine eigene Meinung, sondern die von Pro-D-Tunnel. (Es folgen weitere grundsätzliche Ausführungen und Zitate, isb. vom vormaligen Verkehrsdezernenten Martensen aus dem Jahr 2009.)
Brandt: Bitte Fragen!
Pielawa: Oberflächenpläne sind ja schon 2009 verworfen worden, weil da die förderfähige Variante abgelehnt wurde. Frage 1: Warum werden Oberflächenpläne trotzdem so starrköpfig fortgeführt. Frage 2: Was passiert, wenn die Kosten höher als für den Tunnel sind.
Brandt: Frage ging an die Fraktionen.
Schümer: Was ist die Frage? – (Erneute Formulierung durch Pielawa) – Kann mich nicht dran erinnern, dass das abgelehnt wurde. Fakt ist, Verwaltung hat zugestimmt … was ich sehr begrüße. Haben den Tunnel mit großer Mehrheit beerdigt. Zu Kosten: Geht hier um Gesamtkosten. 133 Mio. für Tunnel, 63 Mio. für oberirdisch mit kompletter Umgestaltung der Innenstadt. Wir bleiben dabei, dass das sinnvoll ist.
Mönkeberg: SPD hat zu allen Varianten eine Meinung, aber wir haben auch vor drei Jahren noch keinen Beschluss über Präferenz gefasst.
Müller: Verwaltung hat in letzter Periode beide Varianten vorgestellt. Wir geben oberirdischer Variante den Vorzug. Verfahren hat aber städtebauliche und finanzielle Aspekte berücksichtigt. Habe aber selbst Frage: Oberirdisch sollte doch damals nur 50 Mio. kosten inkl. Raschplatzhochstraßenabriss und Goetheplatzumbau. Weiß gar nicht, warum das jetzt so viel teurer geworden ist, zumal Goetheplatz jetzt ja nicht umgebaut wird. Und: Wurden bei Tunnel alle Kosten berechnet? Goetheplatz und Glocksee? Sind die vorhandenen Tunnelanlagen überhaupt so weit nutzbar, wie immer behauptet? Man kann Zahlen also in beiden Richtungen hinterfragen.
Wicke: Haben uns ja schonmal drüber unterhalten, Herr Pielawa. Situation war ja durch viele Dinge vorgegeben. Wenn wir das Geld drucken könnten, wären wir sicherlich für eine Tunnellösung. Können wir aber nicht. Üstra und Regionsverwaltung haben nachvollziehbar dargestellt, dass Tunnellösung finanziell so nicht geht. Sage aber auch ganz klar: Diese 60 Mio., die da im Raume stehen, werden mit Sicherheit nicht reichen. Wir haben Abwägungsprozess: 90% bis 95% Hochbahnsteige. Da geht eine Linie allein als Niederflur nicht. Aber deutlich geworden: Stadt- und Regionsverwaltung haben es gemeinsam nicht geschafft, ein beschlussfähiges Konzept vorzulegen. Hochstraßenabriss, Platz der Kaufleute: Habe niemanden gefunden, der das will. Das ärgert uns. Und ich gebe Ihnen Recht: Die Bürger sind sauer auf die Politik. Behaupte: Wir haben unseren Teil vollbracht. Wir haben aber jetzt einen Torso und die Verwaltung ist nicht in der Lage, ein Konzept vorzulegen, über das man interfraktionell diskutieren kann, sodass man die Kiste wieder aufs Gleis bekommt. Verwaltung wird jetzt wieder mit Sondersitzungen kommen. Und: Bürgerbeteiligung habe ich nicht erlebt.
Klockow: FDP hat nie Hehl daraus gemacht, dass sie Tunnel bis Bismarckbahnhof für langfristig sinnvoll hält. Abwägung zwischen oben und unten ist nie ordentlich zu Ende geführt worden. Tunnellösung wurde abgewürgt. Dann sinnlose Hoch-/Niederflurdiskussion. Und jetzt Posttunnel! Murks! Richtige Abwägung zwischen Tunnel und anderen Lösungen jetzt nicht mehr sinnvoll möglich.
Franz: Kann Zitate von Martensen nicht komplett einordnen. Hat Planungen noch gestartet. Hatte dazu positive Grundhaltung. Werden Planung weiter verfolgen, natürlich. Und: Wollen auch noch Beschlussdrucksache vorlegen. Befinden uns aber noch in Abstimnung mit Verwaltung des Stadt Hannover, es gibt noch Prüfungsbedarf. Werden Beschlussdrucksache vorlegen. Entscheidungen müssen Anfang 2013 gefällt werden. Es macht aber keinen Sinn, eine Beschlussdrucksache einzubringen, wenn noch keine Übereinstimmung mit Stadt Hannover vorhanden ist. Die bislang vorgelegten Planungen wurden gemeinsam mit Stadt Hannover abgestimmt. Müssen aber Details noch prüfen. Dann Beschlussdrucksache.
Pielawa: Frau Schümer, Sie können die Zitate nachlesen.
Schümer: Ja. Schön.
Londenberg(?, Bürger): TW3000, was ist mit Prototypen, damit Kinderkrankheiten nicht stattfinden. (2) Türen können ja nicht mehr aufgeklappt werden [Anm: Der Fragesteller meinte wohl, dass die neuen Wagen keine Klapptrittstufen mehr haben], wie ist das bei Halt und Evakuierung auf freier Strecke. (3) Hochbahnsteige Weizenfeld- und Freudenthalstraße [Anm. Geplanter neuer Name für die bisherige Haltestelle „Hogrefestraße”] sollen ja umbenannt werden. „Freudenthalstraße” halte ich für unglücklich, weil die Straße so lang ist.
Franz: Zu (1): Weiß nicht was mit Prototypen ist. (2) Haben keine Klapptrittstufen, aber innerhalb der Karosserie eine Art Leiter. Gibt ähnliches Evakuierungsverfahren in Stuttgart. Dort keine Probleme. Problem wird bei üstra intensiv bearbeitet.
Brandt: Übrige Frage wird schriftlich beantwortet.
Ö 4.1: Zusätzlicher Zugang S‑Bahnsteig Kleefeld
Frau Bock (Verwaltung): Neuer Zugang für besseren Zugang des Bahnsteigs. Vorüberlegungen in letzter Zeit, finden, dass das sinnvoll ist. Neuer Zugang wäre auf Ostseite. Damit 1000 Einwohner mehr erschließbar als bisher. Am Ostende Podest an Bahnsteig mit Schallschutzwandschleuse. 5 Meter zu überbrücken, dann in Sievertstraße/Hoppestraße angeschlossen. Kosten insgesamt inkl. Planung 110 k€. Könnte förderfähig sein, dann Fördermittel bis zu 50 k€. Weitere Planung muss mit DBAG abgestimmt werden, Stadt Hannover muss noch, sind noch nicht im Verfahren, dann Planungsvertrag zwischen DB und Region Hannover [Anm.: So steht’s auf der Folie, gehört habe ich „Stadt Hannover”], Förderantrag dann zum 31.5.2014 (31.5.2013 wird zu knapp), dann Planrecht bei Eisenbahnbundesamt, dann Plan- und Bauvertrag zwischen Region und Bahn, Bau in 2015 möglich.
Wicke: Behindertengerecht?
Frage: Neuer Zugang nur auf einer oder auf beiden Seiten?
Schümer: Gibt’s da einen Aufzug? Und: „1000” Bürger – Einzugsgebiet oder neue Nutzer?
Schmersow (Grüne): Da steht „Variante 1” auf den Planskizzen. Gibt es andere Varienten?
Bock: Aufzug: Auf Ostseite nur Treppe, Aufzug ist auf Westseite. Fördergelder gibt es nur für einen behindertengerechten Aufgang pro Bahnsteig. Zweiter Aufzug wäre nicht förderfähig, DBAG mag Aufzüge nicht. Möglich ist es, wäre aber wesentlich kostenintensiver. Seiten: Es gibt nur einen Bahnsteig. Fahrgastzahl: 1000 ist die Anwohnerzahl im erweiterten Einzugsgebiet. Anzahl neuer Fahrgäste kann man nicht sagen. Werden dann 4200 statt heute 3200 Einwohner erreicht (500-Meter-Radius). Wieviele das dann nutzen, weiß man natürlich nicht. Sehen aber stetigen Zuwachs an Fahrgästen, heute 1300 pro Tag. Varianten: Unterscheidet sich in Treppenform: Stahl oder Beton.
Matysiak (Sachkundiger Einwohner mit beratender Stimme): Die Steine auf den Bahnsteigen sind so klein. (Allgemeine Verwirrung)
Bock: Das Bild ist von der Straße
Haarstrich (CDU): Bezirksrat beteiligt?
Bock: Nein, Verkehrsausschuss.
Mönkeberg: Ist auf jeden Fall Verbesserung für die Fahrgäste. Haben uns aufgezeigt, was alles zu tunist. Wann fangen wir an?
Bock: Im Prinzip sofort.
Brandt: Wie ist das weitere Vorgehen? Muss beraten werden oder macht die Verwaltung einfach?
Franz: Brauchen Beschluss. Maßnahme ist insgesamt sinnvoll, weil S‑Bahn innerhalb der Stadt Fahrgastzuwachs hat und für innerstädtischen Verkehr verstärkt genutzt wird. Weiter Prüfung, dann Beschlussdrucksache.
Franz: Weitere Mitteilungen: Beachten: Neue Fachbereichsleiterin: Elke van Zadel als Nachfolgerin von Herrn Meier. Dann: Hinweis auf überplanmäßige Ausgabe. Gibt Ergebnisverschlechterung, u.a. wegen anderer Verteilung von Geldern im GVH. Verlustausgleich üstra wird sich um ca. 5,7 M€ erhöhen. Nutzungsentgeld üstra an Infra wird ‑2,7 M€ sein, sodass mehr Belastung bei Infra. Und mit Blick auf Haushalt 2013: ERgebnis üstra wird geplant um 5,6 M€ erhöhen, Regiobos +1,5 M€, S‑Bahn allerdings ‑6,1 M€, unterm Strich 0,9 M€ Mehrlast für die Region. Hinweis: Frage von Herrn Wicke wegen Parkplatz von Johnson Controls: Haken nach. Außerdem: Freitag wurden Verträge für GVH GmbH unterzeichnet, Mattern wird Geschäftsführer, am 1.1. geht’s los.
TOP Ö 3: Protokollgenehmigung.
Wicke: Protokoll vom 4.10.: Viele Äußerungen von Herrn Franz darüber, was alles nicht geht in Sachen D‑Linie. Fehlen im Protokoll!
Wicke, Schümer, Brandt, Meier diskutieren, wer wann was gesagt hat. Frau Meier wird nochmal in die Aufzeichnung reinhören, Herr Wicke hört mit.
TOP Ö 5:
Der Protokollant klinkt sich aus.
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So weit dazu. Es bleibt spannend.