Am Lister Platz soll die Radspur zwischen den Autospuren verlaufen, damit das Linksabbiegen einfacher wird: Eine der wenigen guten Ideen der Planung

Bauausschuss vom 2011-12-21 (I): Radverkehrsführung auf der Podbielskistraße 3


Der für mich mit bedeu­tends­te Aus­schuss, in dem im Rah­men mei­ner Rats­ar­beit in Han­no­ver seit Novem­ber sit­ze, ist der Bau­aus­schuss. Ges­tern war mal wie­der Sit­zung. Und neben dem übli­chen Geplän­kel – der eine oder ande­re Bebau­ungs­plan wur­de abge­stimmt und alle ein­stim­mig ange­nom­men – gab es zwei The­men, bei denen es rich­tig rund ging. Die ers­te – Tages­ord­nungs­punkt 5.1 – waren die Rad­ver­kehrs­spu­ren auf der Pod­biel­s­ki­stra­ße.

Darum geht es: Auf diesem engen Raum sollen ab nächstes Jahr nicht nur zwei KFZ-Fahrspuren, sondern auch noch eine Radspur entlanglaufen

Dar­um geht es: Auf die­sem engen Raum sol­len ab nächs­tes Jahr nicht nur zwei KFZ-Fahr­spu­ren, son­dern auch noch eine Rad­spur ent­lang­lau­fen. Das Bild zeigt die Situa­ti­on bei Vier Grenzen.

Die Pod­bi-Fahr­rad­ver­wahr­spu­ren lau­fen seit Herbst durch die Gre­mi­en. Wir hat­ten auf dem Stamm­tisch List und im Stadt­be­zirks­rat schon dar­über dis­ku­tiert. Ich habe sehr deut­lich gegen die Beschluss­druck­sa­che Stel­lung bezo­gen und als Haupt­ar­gu­ment gebracht, dass die Stra­ße für Rad­fah­rer eben *nicht* siche­rer wird. Rei­ner Bud­nick hat­te ähn­li­ches bereits bei der Dis­kus­si­on im Stadt­be­zirks­rat gesagt, ich habe mich mit Rei­ner noch­mal kurz­ge­schlos­sen und konn­te so sei­ne Argu­men­te noch­mal in mei­nen Rede­bei­trag einbringen.

Die Argu­men­ta­ti­ons­li­ni­en waren übri­gens klar ver­teilt: SPD und Grü­ne fan­den die Pla­nung erwar­tungs­ge­mäß toll, wich­tigs­te Argu­men­te waren: „Da muss­te doch jetzt mal was pas­sie­ren”, „Die Ver­wal­tung hat sich so viel Mühe gege­ben” und „Mehr geht halt nicht”. CDU, Lin­ke, FDP und ich waren dage­gen – die FDP eher wegen der Ein­schrän­kun­gen für den Auto­ver­kehr, die Lin­ken, weil sie lie­ber eine Tem­po-30-Zone wol­len und die CDU aus ähn­li­chen Grün­den wie wir.

Am Lister Platz soll die Radspur zwischen den Autospuren verlaufen, damit das Linksabbiegen einfacher wird: Eine der wenigen guten Ideen der Planung

Am Lis­ter Platz soll die Rad­spur zwi­schen den Auto­spu­ren ver­lau­fen, damit das Links­ab­bie­gen ein­fa­cher wird: Eine der weni­gen guten Ideen der Planung

Letzt­lich war klar, dass die gan­ze Debat­te aus­geht wie das Horn­ber­ger Schie­ßen: Nach etwa 25 Minu­ten Dis­kus­si­on wur­de abge­stimmt, SPD und Grü­ne haben mit ihrer sat­ten Mehr­heit die Druck­sa­che durch­ge­wun­ken, womit sie – vor­be­halt­lich der Zustim­mung im Ver­wal­tungs­aus­schuss, die aber so sicher sein dürf­te wie das Amen in der Kir­che – beschlos­sen ist und umge­setzt wird.

Zur Doku­men­ta­ti­on hier die Skiz­ze mei­nes Rede­bei­tra­ges zur Sache. Er war eigent­lich nur mei­ne Gedan­ken­stüt­ze für mei­nen Wort­bei­trag im Aus­schuss, ich ver­öf­fent­li­che das hier mal trotzdem:

Rad­ver­kehr auf Pod­bi: Seit lan­gem Pro­blem. Ken­ne Pod­bi als Rad­fah­rer: Bis Mit­te 1990er ging es, dann Ver­schwen­kun­gen und Ampeln, wur­de schwie­ri­ger. Nach 2000 Ver­brei­te­rung Stadt­bahn­tras­se, jetzt voll­ends unmög­lich, wenn einem sein Leben lieb ist. Aktu­el­le Zustän­de sind nicht trag­bar, zu gefähr­lich; Fahr­rad ist Ver­kehrs­mit­tel 2. oder 3. Klas­se auf der Podbi

Die­se Pla­nung: Zemen­tiert die­sen Zustand! Wird gesagt, sei durch­ge­hen­de Pla­nung. Tat­säch­lich: Fli­cken­tep­pich: Rad­fahr­strei­fen, Schutz­strei­fen, 2 Meter, 1,5 Meter, 1,2 Meter – wie es grad passt. Mast im Weg: gar nicht. Rad­ver­kehr bekommt gera­de so viel Raum, wie sowie­so noch übrig ist. Durch­gän­gi­ge Qua­li­täts­maß­stä­be: Sehe ich nicht.

Zwei beson­ders schö­ne Punk­te: Stadt­ein­wärts zwi­schen Immengar­ten und Am List­hol­ze (Anla­ge 1.5): 1,25 Meter neben zwei Auto­fahr­spu­ren, rech­te grad mal 2,5 Meter breit. Viel Spaß, wenn man hier im Haupt­ver­kehr auf eine grü­ne Ampel zufährt. Selbst Spiel­chen stadt­aus­wärts an der Gün­ter-Wag­ner-Allee (Anla­ge 1.6): 1,5 Meter neben 2,25 Meter, auch noch Gera­de­aus­spur. Freue mich dar­auf, hier von LKW über­holt zu wer­den. Macht aber nix: Grad dahin­ter hört die Rad­spur ja eh auf.

Finan­zen: 650k€ sol­len die Maß­nah­men kos­ten. Ver­kehrs­zäh­lung sagt: Weni­ge Hun­dert Rad­fah­rer pro Tag. Nicht so beson­ders viel. Kann grund­sätz­lich nicht Argu­ment gegen Aus­bau sein. Ziel muss aber sein, und das auch Fra­ge 1 an Ver­wal­tung: Wird die Anzahl Rad­fah­rer durch Umset­zung stei­gen? Habe mei­ne Zwei­fel. Soll­te Beschluss ange­nom­men wer­den, erwar­te im Rah­men einer Erfolgs­kon­trol­le nach Abschluss der Maß­nah­men Rück­mel­dung. Las­se mich auch gern über­zeu­gen, dass ich Unrecht hatte.

In bis­he­ri­ger Dis­kus­si­on häu­fig gehört: End­lich pas­siert was! Muss jetzt was kom­men. Einig: Aktu­el­ler Zustand nicht halt­bar. Aber die­se Pla­nung ent­schärft das Pro­blem nicht: Rad­fah­rer blei­ben auf wei­ten Stre­cken wei­ter­hin Ver­kehrs­teil­neh­mer zwei­ter Klas­se, man kann bloß zukünf­tig noch bes­ser auf sie zie­len, wenn sie auf ihren 1,2‑Meter-Spuren längs­fah­ren. Ergibt Fra­ge 2 an Ver­wal­tung: Wur­den im Vor­feld Befra­gun­gen von Anwoh­nern oder nut­zen­den Rad­fah­rern gemacht, bei denen beson­ders neur­al­gi­sche Punk­te abge­fragt wurden?

Hal­te Ideen nicht für gut. Soll­te man ableh­nen und noch­mal ganz von vorn anfan­gen: Wenn schon Rad­ver­kehr för­dern, dann rich­tig: Ordent­li­che Weg­füh­rung, durch­gän­gi­ge Brei­te, siche­re Distanz zu flie­ßen­dem und ruhen­dem PKW/LKW-Ver­kehr. Rad­fah­ren wirk­lich attrak­tiv und sicher machen. Wich­tigs­tes Mit­tel: Tat­säch­lich durch­ge­hen­de Weg­füh­rung mit durch­ge­hen­dem Qua­li­täts­stan­dard. Haben das längs aller ande­ren wich­ti­gen Aus­fall­stra­ßen mit Stadt­bahn: Vah­ren­wal­der, Hil­des­hei­mer, Kirchrö­der, Stö­cke­ner Stra­ße – und zwar als fuß­weg­be­glei­ten­den Rad­weg. Führt mich zu Fra­ge 3: Gab es zu irgend­ei­nem Zeit­punkt der Pla­nung auch Ideen, Rad­weg hoch­bor­dig längs des Fuß­we­ges zu führen?

Abschlie­ßend: Wen­de mich gegen die­se Pla­nun­gen nicht, weil ich gegen Rad­ver­kehr bin. Ganz im Gegen­teil: Selbst vie­le Tau­send km pro Jahr unter­wegs. Wen­de mich dage­gen, weil ich im Ergeb­nis kei­ne Ver­bes­se­rung der Rad­si­tua­ti­on sehe. Die­se Pla­nun­gen sind den ambi­tio­nier­ten Zie­len zur För­de­rung des Rad­ver­kehrs nicht wür­dig. Dann lie­ber Alter­na­tiv­rou­ten auf Par­al­lel­stra­ßen aus­bau­en und attrak­ti­ver machen.

Wir wer­den mal schau­en, wie sich die Din­ge auf der Pod­bi nun ent­wi­ckeln. Bau­be­ginn soll, wenn ich das rich­tig in Erin­ne­rung habe, Mai 2012 sein.


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3 Gedanken zu “Bauausschuss vom 2011-12-21 (I): Radverkehrsführung auf der Podbielskistraße

  • Esel Recksiek

    Nee eine Auto­spur und eine Rad­spur, wo man end­lich mit e‑Scootern gefahr­los fah­ren kann! Ihr Poli­ti­ker denkt nur mit den Füßen… Ich hät­te jetzt sogar etwas ande­res genannt, aber das wäre dann Belei­di­gung. So wie die Auto- und Rad­spur jetzt ver­läuft ist doch super! Müs­sen nicht immer nur Autos Platz haben! Wenn ich nur das Kom­men­tar unter dem Bild lese, dann sehe ich, dass ihr Poli­ti­ker nur Stim­men braucht und euch der Kli­ma­wan­del über­haupt nicht interessiert.…!!!…

  • Tom

    Kei­ne sind bes­ser als zu schma­le und zu unre­gel­mä­ßi­ge Rad­ver­kehrs­an­la­gen. Sie füh­ren zu drei Pro­ble­men. Zum einen wird dann auf Grund der schma­len Spu­ren zu eng über­holt. Zum ande­ren kann es sehr schnell zu Kon­flik­ten zwi­schen Rad­fah­rern und Rechts­ab­bie­gern kom­men. Ein gro­ßes Pro­blem sind auch meist feh­len­de Sicher­heits­ab­stän­de zu par­ken­den Autos.

    „Wich­tigs­tes Mit­tel: Tat­säch­lich durch­ge­hende Weg­füh­rung mit durch­ge­hen­dem Qua­li­täts­stan­dard. Haben das längs aller ande­ren wich­ti­gen Aus­fall­stra­ßen mit Stadt­bahn: Vah­ren­wal­der, Hil­des­hei­mer, Kir­ch­rö­der, Stö­cke­ner Stra­ße? — ?und zwar als fuß­weg­be­glei­ten­den Radweg.”

    Die­se sind kei­ne Rad­ver­kehrs­för­de­rung son­dern MIV-För­de­rung auf Kos­ten der Rad­fah­rer. Rad­strei­fen sind schon güns­ti­ger, da sie eine Sicht­be­zie­hung zwi­schen MIV und Rad­fah­rer erlau­ben und gleich­zei­tig die Kon­flik­te mit den Fuß­gän­gern ver­mei­den. Sie bie­ten dem Rad­fah­rer außer­dem die Mög­lich­keit bei Hin­der­nis­sen auf die Fahr­bahn auszuweichen.