Ich war gestern bei der „Bunt statt braun”-Demonstration, die von einem breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher Akteure unter Federführung der Gewerkschaft Verdi organisiert worden ist. Es ging – mal wieder – um Meinungsfreiheit, freie Presse und den Schutz der Gesellschaft vor rechten Übergriffen.
Übergriffig ist in diesem Fall die rechtsradikale Kleinstpartei „NPD”. Der passt es nicht, dass kritisch über sie berichtet wird. Deshalb demonstriert sie gegen die Journalisten, die ihrem unerfreulichen Tun und den nicht weniger unerfreulichen Akteuren nachforschen. Wohlbemerkt: Direkt und aggressiv gegen die einzelnen Journalisten in Person. Verknüpft wird das mit den leider üblichen kruden Angriffen gegen die freie Presse im Allgemeinen und die öffentlich-rechtlichen Sender im Besonderen.
Mit war es wichtig, dagegen ein Zeichen zu setzen. Und nicht nur mir allein. Aus erwarteten 1000 bis 2000 Demonstranten wurden 3500 schon am Stephansplatz mitten in der Südstadt, wo die Demo mittags um halb zwei begann. Während des Demonstrationszuges, erst stockend durch die enge Geibelstraße, dann raumgreifend auf der Hildesheimer Straße zum Aegi, gingen die Zahlen stetig nach oben: Auf 5000, 6500 und schließlich 8500 Menschen wurde die Teilnehmerzahl geschätzt.
Schön fand ich, dass neben vielen politischen und Gewerkschaftsflaggen auch wieder viele Menschen selbst gemachte Plakate dabei hatten und so ihr Anliegen ganz persönlich darstellten. Das mag immer so klein wirken, solche Plakate untermauern meines Erachtens, wie breit die Unterstützung für das Anliegen der Demonstration über die großen Organisationen und Organisatoren hinaus ist.
Zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft untermauerten die breite Unterstützung der Demonstration: Neben mehreren Gewerkschaftsvertretern sprachen unter anderem Stadtsuperintendent Thomas Höflich, der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius und der neue hannoversche Oberbürgermeister Belit Onay. Alle bekräftigten, dass eine freie und offene Gesellschaft sich gegen ihre Gegner verteidigen muss. Dazu gehört eben auch, dass sie denen beistehen muss, die im Fadenkreuz dieser Gegner landen.
Wenn politische Gruppierungen einzelne kritische Berichterstatter gezielt angreifen, dann hat das für die Betroffenen drastische Auswirkungen, wie einige der betroffenen Journalisten schilderten: Gezielte Verfolgungsfahrten, körperliche Angriffe, massive Sachbeschädigungen, Auswirkungen auf Familien und Nachbarn. Alle Anwesenden haben heute betont, dass sie sich nicht einschüchtern lassen wollen. Der Foto-Journalist David Jansen zog das Fazit: „Wenn die so sauer auf mich sind, dann mache ich wohl einiges richtig.” Ich hoffe, dass Veranstaltungen wie heute dazu beitragen, dass diese Menschen ihre Arbeit langfristig fortsetzen wollen und können.
Poetry-Slammer Tobias Kunze spannte den Bogen noch etwas weiter: So gut und richtig es ist, den betroffenen Journalisten so wie auf dieser Demo beizustehen, so wichtig ist es auch, anderen bedrohten Menschen zu helfen, die in ähnlichen Situationen sind – und nicht eine der größten Gewerkschaften Deutschlands und die Medienbranche im Rücken haben. Dem kann ich mich nur ausdrücklich anschließen!
Das armselige Häuflein Rechte hat seine Veranstaltung derweil unter starkem Polizeischutz und quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten. Natürlich werden sie auch zukünftig keine Ruhe geben. Aber die hannoversche Stadtgesellschaft hat ihnen – und ihnen nahe stehenden Kreisen – heute deutlich gezeigt, dass sie keine erwähnenswerte Unterstützung haben, dass sie unerwünscht sind und dass sie – jedenfalls wenn es nach mir geht – dahin verschwinden sollen, wo der Pfeffer wächst!