Plenum des Bürgerforums zur Geibelstraße, Aula der Wilhelm-Raabe-Schule

Die Neugestaltung der Geibelstraße – Bericht vom 2. Bürgerforum 3


Die Gei­bel­stra­ße in Han­no­ver, eine der Haupt­ver­kehrs­ach­sen in der dicht­be­sie­del­ten Süd­stadt, soll kom­plett umge­stal­tet wer­den. Der momen­ta­ne Stra­ßen­quer­schnitt stammt aus den 1970er und 1980er Jah­ren. Er ist sehr auto­las­tig, Rad­ver­kehrs­an­la­gen wur­den erst nach­träg­lich und äußerst spar­sam ein­ge­rich­tet. Die gan­ze Stra­ße ist sanierungsbedürftig.

Der Prozess

Die Stadt Han­no­ver im Form der Bau­ver­wal­tung hat sich für den hier­für anste­hen­den Pro­zess für einen gera­de­zu revo­lu­tio­nä­ren Weg der Bür­ger­be­tei­li­gung ent­schlos­sen: Statt nach einer oder zwei „Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen” einen mehr oder weni­ger fer­ti­gen Plan vor­zu­le­gen, gibt es einen mehr­stu­fi­gen Pro­zess, in dem aus den Ergeb­nis­sen eines ers­ten work­shop­ar­ti­gen Bür­ger­fo­rums meh­re­re Alter­na­tiv­pla­nun­gen erar­bei­tet wur­den, die dann in einem zwei­ten Bür­ger­fo­rum dis­ku­tiert wer­den. Erst aus den Ergeb­nis­sen die­ses Work­shops und den Rück­mel­dun­gen soll dann die Ziel­pla­nung ent­ste­hen, für deren Vor­stel­lung und Dis­kus­si­on dann sogar noch ein drit­ter Work­shop ange­setzt ist. Ich kri­ti­sie­re die Ver­wal­tung ja oft und ger­ne, wenn sie mei­nes Erach­tens Din­ge bes­ser machen könn­te oder soll­te, aber hier lobe ich ger­ne und aus­drück­lich: Das war ein sehr gutes For­mat und lädt zur Betei­li­gung ein!

Plenum des Bürgerforums zur Geibelstraße, Aula der Wilhelm-Raabe-Schule

Ple­num des Bür­ger­fo­rums zur Gei­bel­stra­ße, Aula der Wilhelm-Raabe-Schule

Die Ver­an­stal­tung stand auch noch aus einem ande­ren Grund unter einem guten Stern: Zur Jah­res­wen­de wur­de in Han­no­ver die „Stra­ßen­aus­bau­bei­trags­sat­zung” abge­schafft, die Anlie­ger an den Bau­kos­ten sol­cher Umbau­ten direkt betei­ligt hat­te. Beim ers­ten Bür­ger­fo­rum im letz­ten Jahr war das noch nicht abzu­se­hen gewe­sen und so hat­te sich die Dis­kus­si­on vor allem um die­se finan­zi­el­len Aspek­te und nicht um die eigent­li­chen Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten gedreht.

So konn­te nun in einer wesent­lich sach­li­che­ren Atmo­sphä­re mit den etwa 200 Teil­neh­mern über die Pla­nal­ter­na­ti­ven dis­ku­tiert wer­den, die die Bau­ver­wal­tung aus den Ergeb­nis­sen des ers­ten Bür­ger­fo­rums erar­bei­tet hat­te. Und es sind tat­säch­lich deut­li­che Unter­schie­de zwi­schen den ver­schie­de­nen Ansätzen.

Die Planungen

Im Vor­feld war bereits fest­ge­legt wor­den, dass die Baum­rei­hen in der Gei­bel­stra­ße erhal­ten blei­ben sol­len. So dre­hen sich die drei Ent­wür­fe letzt­lich um die vor­han­de­nen Bäu­me. Alle drei Ent­wür­fe bepla­nen die kom­plet­te Gei­bel­stra­ße zwi­schen Rudolf-von-Ben­nigsen-Ufer und Tiestes­tra­ße ein­heit­lich. Sie kos­ten auch alle etwa gleich viel – irgend­was zwi­schen 9 und 10 Mil­lio­nen Euro nach aktu­el­lem Stand – und sind ähn­lich auf­wän­dig: Wenn wie geplant um die Jah­res­wen­de 2019/2020 poli­ti­sche Beschlüs­se zur dem Umbau erfol­gen, wür­de wohl im Zeit­raum 2021 bis 2025 die Stra­ße umge­baut. Bei den drei Vari­an­ten kann man sich also tat­säch­lich voll und ganz auf die bau­li­chen Unter­schie­de kon­zen­trie­ren und muss nicht noch irgend­wel­che Sei­ten­ef­fek­te im Blick haben.

Variante A1: Eigene Radverkehrsanlagen und Senkrechtparken

In den A‑Varianten wird der Rad­ver­kehr gemein­sam mit dem Fuß­ver­kehr in der Sei­ten­an­la­ge geführt. Die Fahr­bahn wird auf 6 Meter Gesamt­brei­te ver­schmä­lert, für Rad- und Fuß­ver­kehr bleibt so mehr Platz. Vor allem wer­den die Rad­we­ge auf 2 Meter ver­brei­tert. Die Ein­mün­dun­gen der Sei­ten­stra­ßen wer­den durch­gän­gig auf­ge­pflas­tert, sodass ein gleich­mä­ßi­ges Fah­ren wesent­lich bes­ser mög­lich ist als bisher.

Park­plät­ze gibt es in die­ser Vari­an­te quer zur Fahr­bahn zwi­schen den Bäu­men. Es wer­den etwas weni­ger als bis­her (knapp 80%), ins­ge­samt ändert sich an der Ver­tei­lung aber gar nicht so viel gegen­über dem heu­ti­gen Zustand.

Ausschnitt der Geibelstraßen-Planungen nach Variante A1: Eigenständige Radwege und Parkplätze quer zur Fahrbahn

Aus­schnitt der Gei­bel­stra­ßen-Pla­nun­gen nach Vari­an­te A1: Eigen­stän­di­ge Rad­we­ge und Park­plät­ze quer zur Fahrbahn

Variante A2: Eigene Radverkehrsanlagen, Längsparken und viel Grün

Einen deut­lich stär­ke­ren Akzent auf mehr Grün setzt die Vari­an­te A2. Wäh­rend der Rad­ver­kehr qua­si genau so wie in Vari­an­te A1 geführt wird, ver­zich­tet die­ser Ent­wurf auf die Park­plät­ze zwi­schen den Bäu­men. Statt­des­sen wer­den „klas­si­sche” Park­strei­fen längs der Fahr­bahn ange­ord­net, wobei das in wei­ten Tei­len wegen der Baum­po­si­tio­nen nur ein­sei­tig mög­lich ist. Der Lohn: Fast dop­pelt so vie­le Grün­flä­chen in der Stra­ße wie bis­her bei gleich­zei­tig deut­lich ver­grö­ßer­tem Platz für den Fuß­ver­kehr, da die Rad­we­ge näher an die Baum­rei­hen her­an­ge­führt wer­den kön­nen. Die Anzahl Park­plät­ze redu­ziert sich auf nur noch 37% der bis­he­ri­gen Anzahl.

Derselbe Ausschnitt in Variante A2: Mehr Grün und mehr Platz für den Fußverkehr bei weniger Parkplätzen

Der­sel­be Aus­schnitt in Vari­an­te A2: Mehr Grün und mehr Platz für den Fuß­ver­kehr bei weni­ger Parkplätzen

Variante B: „Schutzstreifen” für den Radverkehr und Senkrechtparken

Völ­lig anders der Ansatz für die Flä­chen­ver­tei­lung in Vari­an­te B: Hier wird der Rad­ver­kehr in soge­nann­ten „Schutz­strei­fen” auf der Fahr­bahn geführt, die Park­plät­ze sind wie in A1 senk­recht unter den Bäu­men ein­ge­rich­tet. Die „Schutz­strei­fen” sind bei­sei­tig jeweils 1,5 Meter breit, dazwi­schen ist eine 5 Meter brei­te Rest­fahr­bahn für den Auto­ver­kehr angeordnet.

Variante B:

Vari­an­te B: „Schutz­strei­fen” für den Rad­ver­kehr und Querparkplätze

Ablauf

Nach grund­sätz­li­cher Vor­stel­lung der Vari­an­ten wur­de die Stra­ße dann in fünf Abschnit­te aufgeteilt:

  1. Rudolf-von-Ben­nigsen-Ufer bis Alte Döh­re­ner Straße
  2. Alte Döh­re­ner Stra­ße bis Hil­des­hei­mer Straße
  3. Hil­des­hei­mer Stra­ße bis Sall­stra­ße ohne Stephansplatz
  4. Ste­phans­platz
  5. Sall­stra­ße bis Tiestestraße

Zu jedem die­ser Abschnitt gab es dann eine „Sta­ti­on”, an der an Stell­wän­den die Plä­ne für jede der Vari­an­ten und Platz für Anmer­kun­gen vor­han­den waren. Jeweils min­des­tens ein Mit­ar­bei­ter der Ver­wal­tung und ein Mode­ra­tor stan­den dann zur Dis­kus­si­on bereit. Jeder Ver­an­stal­tungs­teil­neh­mer hat­te die Mög­lich­keit, zwei der fünf Sta­tio­nen zu besu­chen und mitzudiskutieren.

Mei­ner Ansicht nach hat gera­de die­ser Teil der Ver­an­stal­tung her­vor­ra­gend funk­tio­niert. In bei­den Dis­kus­si­ons­run­den, an den ich teil­ge­nom­men habe, hat sich eine enga­gier­te und sach­li­che Dis­kus­si­on erge­ben, in der aus den Rei­hen der Anwoh­ner und Nut­zer der Stra­ße vie­le Anre­gun­gen kamen. Über Kle­be­punk­te auf den dar­aus ent­stan­de­nen Noti­zen konn­te dann sofort auch noch eine Gewich­tung der dis­ku­tier­ten Punk­te fest­ge­hal­ten wer­den, sodass am Ende der Ver­an­stal­tung bereits ers­te Resu­ta­te der Dis­kus­sio­nen vorlagen.

Resultate der Veranstaltung

Wenn fünf Grup­pen weit­ge­hend unab­hän­gig von­ein­an­der dis­ku­tie­ren sind Über­ein­stim­mun­gen aller Grup­pen immer beson­ders erwäh­nens­wert. Hier dürf­te das deut­lichs­te Resul­tat sein: Vari­an­te B ist bei allen Grup­pen kom­plett durch­ge­fal­len. Die Argu­men­te ähneln sich zudem auch noch: Die „Schutz­strei­fen” für den Rad­ver­kehr sind zu schmal, es wird zu eng über­holt, die senk­recht gepark­ten Autos, die im „Blind­flug” aus­par­ken, stel­len eine völ­lig unkal­ku­lier­ba­re Gefahr da. Umso schwe­rer wiegt das, da es sich bei der Gei­bel­stra­ße auch um eine Stra­ße mit erheb­li­chem Schü­ler­ver­kehr, auch und gera­de auf dem Fahr­rad, handelt.

Ins­be­son­de­re auf dem west­li­chen Abschnitt zwi­schen Maschsee und Hil­des­hei­mer Stra­ße wur­de ange­regt, ob die Gei­bel­stra­ße für den Auto­ver­kehr nicht als Ein­bahn­stra­ße aus­ge­führt wer­den könn­te. Dann blie­be genug Platz fürs Par­ken und für brei­te Fuß- und Rad­we­ge. Hier wur­de beson­ders pro­ble­ma­tisch die Situa­ti­on zwi­schen Alter Döh­re­ner und Hil­des­hei­mer Stra­ße betrach­tet. Bei­de A‑Varianten füh­ren hier den Rad­ver­kehr in der Sei­ten­an­la­ge gemischt mit dem Fuß­ver­kehr. Zwar ist die Gesamt­brei­te der Sei­ten­an­la­gen etwas grö­ßer als heu­te, trotz­dem ist das alles rela­tiv schmal.

Sei­tens der Stadt kam hier die Anmer­kung, dass die Gei­bel­stra­ße als Stra­ße des „Vor­be­halts­netz” über­ge­ord­ne­te Ver­kehrs­funk­tio­nen hat und eine Umwand­lung in eine Ein­bahn­stra­ße grund­sätz­li­che Neu­be­wer­tun­gen des Ver­kehrs­net­zes in der Süd­stadt nach sich zöge – irgend­wo müs­se der Ver­kehr in die ande­re Rich­tung ja blei­ben. Immer­hin: Eine Benut­zungs­pflicht der Sei­ten­an­la­gen soll es zukünf­tig auf gan­zer Län­ge der Gei­bel­stra­ße nicht mehr geben.

Bemer­kens­wert die Ein­las­sun­gen vie­ler Anwe­sen­der zur Plan­va­ri­an­te A2. Das vie­le Grün und der mit Abstand meis­te Platz für Fuß- und Rad­ver­kehr sei­en „schon toll”, so hieß es mehr­fach. Aber weil ja so vie­le Park­plät­ze weg­fie­len, sei das ja „illu­so­risch”, so selbst auto­lo­se Viel-Rad­fah­rer und Ver­fech­ter einer Ver­kehrs­wen­de. Park­such­ver­kehr, erhöh­ter Park­druck in umlie­gen­den Stra­ßen und natür­lich immer wie­der die übli­chen „Ich brau­che mein Auto aber und muss es abstel­len können”-Einlassungen Einzelner.

Im Osten war ein wei­te­rer Knack­punkt die Ein­mün­dung der Jor­dan­stra­ße. Anders als der Kfz-Ver­kehr, des­sen Haupt­ach­se zwi­schen Gei­bel- und abkni­cken­der Jor­dan­stra­ße liegt, ist für den Rad­ver­kehr die Wei­ter­fahrt in die Gei­bel­stra­ße min­des­tens genau­so wich­tig. Wie bis­her ist die­se in allen Plä­nen aber nur sehr umständ­lich möglich.

Die Aus­ge­stal­tung der Rad­we­ge in den A‑Varianten war wei­te­res The­ma: Asphal­tier­te Wege wür­den hier einen deut­li­chen Kom­fort­ge­winn bedeu­ten und zudem den Unter­schied zwi­schen Fuß- und Rad­weg beto­nen. Ein geeig­net stark aus­ge­führ­ter Unter­bau könn­te zudem ver­hin­dern, dass die Bau­wur­zeln den Weg all­zu schnell aufwerfen.

Dar­über hin­aus gab es in jedem Abschnitt viel­fa­che Anmer­kun­gen. Durch die direk­te Betrof­fen­heit der Teil­neh­mer waren die bemer­kens­wert fun­diert. Wenn sie in die wei­te­ren Pla­nun­gen ein­flie­ßen ist dies eine gro­ße Chan­ce, dass die Ergeb­nis­se noch­mal deut­lich bes­ser wer­den als der bis­he­ri­ge Stand.

Meine Meinung

Oben schrieb ich schon: Der Rah­men der Ver­an­stal­tun­gen und das gan­ze Ver­fah­ren sind ein ech­ter Gewinn für sol­che Pla­nun­gen. Bit­te mehr davon und wei­ter so!

Überblick über die Planungen zur Geibelstraße im Forum: Viel Information, viel Dialog im Bürgerforum

Über­blick über die Pla­nun­gen zur Gei­bel­stra­ße im Forum: Viel Infor­ma­ti­on, viel Dia­log im Bürgerforum

Auch inhalt­lich haben sich durch die Diver­si­tät der vor­ge­leg­ten Pla­nun­gen inter­es­san­te Erkennt­nis­se erge­ben. Sehr erleich­tert bin ich dar­über, dass die „Schutzstreifen”-Variante so ein­deu­tig abge­lehnt wur­de. 1,5 Meter brei­te Bet­tel­strei­fen, auf denen man viel zu eng über­holt wird, jedes Mal min­des­tens einem „hal­ten­den” Lie­fer­wa­gen aus­wei­chen muss und zudem stän­dig Gefahr läuft, von Park­ver­kehr in Lebens­ge­fahr gebracht zu wer­den – unter den Teil­neh­mern hat sich mitt­ler­wei­le her­um­ge­spro­chen, dass das kein attrak­ti­ver Rad­ver­kehr ist. Ich hof­fe, dass die Ver­wal­tung künf­tig kom­plett davon absieht, sol­che Pla­nun­gen über­haupt nur ins Auge zu fas­sen. Viel sinn­lo­ser kann man sei­ne Zeit nach den Ergeb­nis­sen des Abends in der Ver­kehrs­pla­nung wohl nicht auf Pla­nun­gen verwenden…

Trotz ihrer Unter­schied­lich­keit zei­gen alle drei Pla­nun­gen dann aber doch eine Gemein­sam­keit. Alle drei sind offen­sicht­lich „von der Fahr­bahn aus” geplant: Erst kommt der flie­ßen­de Kfz-Ver­kehr, dann der Park­ver­kehr und was dann übrig ist, bekom­men Fuß- und Rad­ver­kehr. Nun ist das sicher­lich das Ver­fah­ren, nach dem seit so ca. 70 Jah­ren in Han­no­ver (und anderwo…) Stra­ßen beplant wer­den, das führt aber genau dazu, dass an Eng­stel­len wie zwi­schen Hil­des­hei­mer und Alter Döh­re­ner Stra­ße halt doch als ers­tes die Fahr­bahn durch­ge­holzt wird und dann Fuß- und Rad­ver­kehr der viel zu gerin­ge Platz ver­sucht wird, irgend­wie schön zu reden.

Man könn­te statt­des­sen ein­fach mal anders her­um vor­ge­hen: Erst bekom­men Fuß- und Rad­ver­kehr durch­ge­hen­den Platz zuge­wie­sen, dann der flie­ßen­de Auto­ver­kehr und wenn dann noch Platz übrig ist, gibt es oben­drauf noch Park­plät­ze. Selbst wenn man das nicht in Gän­ze durch­zieht, hät­te man doch auf die Idee kom­men kön­nen, in dem beson­ders engen Bereich zwi­schen Hil­des­hei­mer und Alter Döh­re­ner Stra­ße nicht noch Park­plät­ze vor­zu­se­hen, son­dern die­sen Platz statt­des­sen einer unab­hän­gi­gen Rad­ver­kehrs­füh­rung zuzu­schla­gen. Zwar ist die gemein­sa­me Füh­rung mit dem Fuß­ver­kehr für den ganz über­wie­gen­den Teil der Rad­fah­rer immer noch bes­ser als eine erzwun­ge­ne hoch­ge­fähr­li­che Fahr­bahn­füh­rung auf „Schutz­strei­fen” – das Gel­be vom Ei sind sie aber auch nicht.

Es ist halt eine Fra­ge der Prio­ri­tä­ten: Kön­nen auf dem nur ein­mal vor­han­de­nen Platz ein Dut­zend Men­schen ihre Blech­käs­ten abstel­len – oder kön­nen sich hier 2000 Rad­fah­rer am Tag sicher, schnell und kom­for­ta­bel fort­be­we­gen. Beson­ders fort­schritt­lich ist die Pla­nung hier in kei­ner der drei Alternativen.

Erstaun­lich unin­spi­riert fand ich aber auch vie­le – qua­si alle – Teil­neh­mer beim The­ma Auf­ent­halts­qua­li­tät. Vari­an­te A2 drängt end­lich mal das Auto als defi­nie­ren­den Fak­tor der Stra­ßen­ge­stal­tung nen­nens­wert zurück. Es gibt mehr Platz für Fuß- und Rad­ver­kehr und viel mehr Stra­ßen­grün als bis­her. Und was sagen selbst pas­sio­nier­te Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer: „Das gefällt mir, aber das ist ja unrealistisch.”

Leu­te, bit­te! Das ist natür­lich nicht „unrea­lis­tisch”. Wäre es „unrea­lis­tisch”, gäbe es kei­nen Plan, der zeigt, wie es rea­li­siert wer­den kann. Es ist halt eine deut­li­che Ände­rung gegen­über bis­he­ri­gen Stra­ßen- und Ver­kehrs­pla­nung, aber: Hey, wir wis­sen doch mitt­ler­wei­le, dass sich etwas ändern muss – Stich­wort „Kli­ma­kri­se”, „Ver­kehrs­wen­de” und die Kli­ma­zie­le der Stadt Han­no­ver! Hier gibt es nun mal die Chan­ce, wirk­lich eine Ände­rung der Stra­ßen­struk­tur her­bei­zu­füh­ren. Was wenn nicht das ist geleb­te Ver­kehrs­wen­de! Wenn man sich immer nur in ein „Ich find’s toll, aber es ist ja unrea­lis­tisch” ein­igelt, dann dau­ern all die­se Ände­run­gen ein­fach nur viel län­ger als es nötig ist.

Und mal davon abge­se­hen: An der Gei­bel­stra­ße leben meh­re­re Tau­send Men­schen. Wenn da jetzt statt 480 nur noch 140 Park­plät­ze sind, dann ist das letzt­lich nur der Unter­schied, ob jetzt 8% oder 5% der Anwoh­ner ihr Auto „vor der Haus­tür” par­ken kön­nen. Und das ist dann ja doch ein eher klei­ner Unter­schied, oder?!

Fazit

So, viel Text, vie­le Ideen. Im Nach­lauf der heu­ti­gen Ver­an­stal­tung wird es sicher­lich noch vie­le Dis­kus­sio­nen und Input für die Ver­wal­tung geben. Ich bin mir sehr sicher, dass die Umge­stal­tung der Gei­bel­stra­ße wohl nicht in eine völ­lig fal­sche Rich­tung lau­fen wird – wie sie die Ein­rich­tung von „Schutz­strei­fen” zwei­fels­oh­ne wäre. An vie­len Details gibt es aber noch deut­li­che Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten und mei­nes Erach­tens soll­te man auch den „gro­ßen Wurf” mit Vari­an­te A2 noch nicht völ­lig abschrei­ben. Da geht noch was!


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3 Gedanken zu “Die Neugestaltung der Geibelstraße – Bericht vom 2. Bürgerforum

  • Olaf

    Hal­lo Dirk,
    klingt für m7ch alles sehr frus­trie­rend. Gera­de im Bereich zw. Alte Döh­re­ner und Maschsee gibt es ja nicht so vie­le direk­te Anwoh­ner wie bei den ande­ren Abschnitt. Also bit­te weg mit den Parkplätzen…
    Dass ich nicht ver­ste­he, war­um so vie­le Men­schen in Spd­stadt und List über­haupt ein Auto­brau­chen, ist eine ganz ande­re Geschich­te. Ver­kehrs­wen­de wer­de ich wohl nicht mehr erleben …

  • Martin Gebhardt

    Dan­ke für die aus­führ­li­che und sach­li­che Zusam­men­fas­sung! („Sach­lich“ heißt hier für mich: Tren­nung von Infor­ma­ti­on und Mei­nung sowie Ver­zicht auf Polemik.)
    Und inhalt­lich: Schön, dass da ers­te Schrit­te in Rich­tung För­de­rung von Rad- und Fuß­ver­kehr gemacht wer­den. Aber gera­de zwi­schen Hil­des­hei­mer und Alter Döh­re­ner ist ein­fach nur Platz für maxi­mal eine Sei­te Park­raum. Alles ande­re wäre eine Belei­di­gung aller Nicht-Auto­fah­rer – mal abge­se­hen davon, dass die jet­zi­ge Situa­ti­on auch für die Auto­fah­rer eigent­lich zu schmal ist.
    Außer­dem sehe ich wei­ter­hin den Kon­flikt zwi­schen senk­rech­tem Par­ken und Rad­weg unge­löst – wo bis­her etli­che Auto­fah­rer soweit in den Rad­weg fah­ren, wie es ihnen gera­de gefällt. Die­se Behin­de­rung (oder auch Gefähr­dung) müss­te in Zukunft ver­hin­dert wer­den. Gab es da Ansätze?

    • HC Edelmann

      Zwi­schen senk­rech­tem Par­ken und Rad­weg soll die Bord­stein­kan­te hin kom­men. Ent­schei­dend ist dann natür­lich wie hoch die­se aus­fal­len wird. Ich könn­te mir aber hier auch zusätz­li­che Beton­schwel­len oder Pol­ler vor­stel­len wel­che das Über­fah­ren wirk­lich gänz­lich verhindern.