Nach den ersten beiden Prism-Artikeln hier im Blog nun Teil 3. Wie angekündigt mit Schwerpunkt Deutschland. Und deutsche Regierung. Die etwas provokant formulierte Frage: Wie doof sind die eigentlich?
Mal ehrlich: Die erste Einlassung unseres Innenministers Friedrich: „Nö, wir wissen auch nur, was in der Zeitung steht.” Das wäre – mit Verlaub – ziemlich doof. Dann Kanzlerin Merkel mit ihrem „Neuland”-Spruch. Ich weiß nicht, ob ich das für doof oder clever halten soll – einigen wir uns auf „clever-doof”. Und beides vor dem Hintergrund, dass damals schon bekannt war, dass die meisten NSA-Daten in Europa in Deutschland abgegriffen werden.
Nachdem die Internet-Totalkontrolle in so ziemlich jedem anderen europäischen Land offenbar geworden ist, nun also (endlich, möchte man fast sagen) auch Deutschland. Schiedlich-friedlich wird hierzulande gemeinsam mit dem großen NSA-Bruder an den Leitungen geschnüffelt und gelauscht.
Die Frage ist: Warum nur? Terroristische Ausbildungscamps auf deutschem Boden sind nicht existent. Angriffskriege sind meines Wissens auch nicht geplant. Wenn man die schönen Reden von Grund- und Menschenrechten ernst nimmt, dann verbietet sich eine Totalüberwachung der Bevölkerung von selbst. Und selbst, wenn man sie nicht ernst nimmt: Warum der Aufwand?
Die Antwort ist meines Erachtens so einfach wie dreist: Ungehemmte Wirtschaftsspionage. Das ist einerseits beängstigend, andererseits aber vor allem unglaublich ärgerlich: Ich bin selbst Unternehmer. Durch Wirtschaftsspionage entsteht mir wirtschaftlicher Schaden. Dieser findet sich Bruttoinlandsprodukt wieder. Und damit trifft er direkt wen? Genau: Deutschland. Die deutsche Regierung deckt und fördert diejenigen Kräfte, die direkt Deutschland Schaden zufügen. Das ist nicht nur doof, das ist megadoof.
Und da ist es nur ein schwacher Trost, dass ich Kleinkrauter höchstwahrscheinlich nicht im Fokus transatlantischer Wirtschaftsschnüffelei stehe. International agierende Konzerne oder politische Vertreter (Stichwort: Freihandelszone) sind da ein wesentlich lohnenderes Ziel, was die Sache aber nicht besser macht.
Mal angenommen, Regierung und Geheimdienste hierzulande hätten über Prism und Co. wirklich nicht Bescheid gewusst. Dann wäre es geradezu ihre Aufgabe gewesen, den Whistleblower Snowden nach Deutschland zu holen, ihm die Preisgabe aller Details zu ermöglichen und ihn anschließend ruhig leben zu lassen (Sportler werden hierzulande schon für erheblich weniger eingebürgert…).
Dass sie sich stattdessen so schnell wie möglich – und mit äußerst dürren Worten – von der Bühne geschlichen hat, ist entweder auch doof oder der Versuch, bloß nicht zur Aufklärung dieses die gesamte „westliche Welt” umspannenden Skandals beitragen zu müssen – weil sie genau wissen, dass sie selbst tief mit drinstecken.
…was auch extrem doof wäre.