Am Samstag, 2013-06-29, gab es in Hannover die für Niedersachsen zentrale Kundgebung gegen die umfangreiche Überwachung der Gesellschaft durch amerkianische und andere Geheimdienste, die unter dem Namen „Prism” seit Wochen für Schlagzeilen sorgt. Ein parteiübergreifendes Bündnis hatte aufgerufen und entsprechend waren Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Richtungen zusammengekommen. Vor einigen Eindrücken von Versammlung und Demozug ein paar Anmerkungen von mir:
- Die Organisation war gut. Matthias’ „fahrbare Piratenbühne” hat sich mal wieder bewährt, die Organisatoren hatten auf die Schnelle eine bemerkenswerte Anzahl Unterstützerorganisationen zusammenbekommen. Die Demoroute war klein aber fein und es blieb auf der gesamten Veranstaltung absolut friedlich – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber ich schreibe es lieber nochmal hin.
- Bei den Reden hätte ich mir hier und da mehr den „Blick auf das Große Ganze” gewünscht. Sicher, Überwachung betrifft jeden Einzelnen, aber es geht doch um das Verständnis von Staat und damit auch um das Selbstverständnis des Staates. Das ist in den Reden hier und da ein wenig untergegangen.
- Wo waren die Leute??? Ok, es war kurzfristig. Ok, das Wetter war schlecht. Aber kaum ein Thema ist momentan so „heiß” wie Prism. Es gibt umfangreiche – und gute – Berichterstattung in den Medien. Es kommen immer noch neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Mit Snowdens Flucht gibt es sogar eine „menschelnde” Komponente. Es rufen 17 Parteien und Organisationen zum Mitmachen auf. Und dann nur 500 Teilnehmer (und diese offizielle Zahl erscheint mir auch als absolute Obergrenze einer halbwegs fundierten Schätzung)???
Ich stehe da so ein wenig ratlos daneben. Woran liegt diese geringe Teilnahme? Denken die Menschen immer noch, es beträfe sie nicht? Oder sind die Leute abgestumpft? Ich habe mich am Rande des Demonstrationszuges mit einer Zuschauerin unterhalten und sinngemäß zu hören bekommen: „Wir werden doch schon seit Jahren abgehört. Dass euch das jetzt erst auffällt…”
Es wäre für mich interessant zu hören, was andere darüber denken. In einem Interview mit IKNews (im Video ab 10:42) habe ich mich selbst nochmal geäußert.
Ich fände es spannend, auch von anderen zu hören, wie sie zu diesem Phänomen stehen. Nun aber zu den Eindrücken von der Demo:
Die Reden betrachteten das Thema aus unterschiedlichen Richtungen. Es gibt einen Livemitschnitt der gesamten Veranstaltung:
Das Publikum war wie erwartet und erhofft gemischt, das Gros kam aber unübersehbar von der Piratenpartei:
Nach der Kundgebung führte der Demonstrationszug über Opernplatz und Luisenstraße zum Ernst-August-Platz und von dort über die Bahnhofstraße wieder zurück zum Kröpcke.
Das Wetter war sehr durchwachsen, was die Teilnehmern aber mit passender Ausrüstung konternten.
Fazit: Gut organisiert, breites Bündnis, wichtiges Thema, erschreckend schwach besucht.
https://www.youtube.com/watch?&v=GDH-M_nJUng
BuBernd @ Minute 0:30: „Natürlich werden wir uns auch in den kommenden Wochen sehr stark gegen die Überwachungsvorgänge der NSA stellen.”
Ich denke das bei der Werbung für diese Demonstration etwas schief gelaufen ist. Nur durch Zufall bin ich heute morgen über diesen Blog-Eintrag gestolpert und habe zum ersten mal etwas von dieser Demonstration gehört. Ebenfalls denke ich das eine Demonstration zu diesem Thema nicht von einer Partei organisiert werden sollte. Ich stimme mit der Piratenpartei zwar in vielen Punkten bzgl. Datenschutz überein, halte Sie aber für ein unstrukturiertes Konstrukt aus Nerds und anderen Sonderlingen. Diese Ansicht teilen ebenfalls viele meiner Bekannten daher steht für Sie und auch mich (bei diesem heißen Thema wäre ich sogar trotzdem hingegangen) eine Beteiligung an einer solchen „Piratenpartei-Demonstration” ausser Frage! In meinen Augen wirkt es sogar so als ob die Piratenpartei den aktuellen Skandal nutzen möchte um mehr Öffentlichkeit zu bekommen. Dies ist ein Thema welches die gesamte deutsche Bevölkerung betrifft, demnach sollte eine Demonstration auch ungefärbt von jeglichem Parteieinfluss organisiert werden.
tja ich wäre ja auch gekommen, aber wenn ich den dienstag vorher von erfahre bekomme ich so schnell keinen samstag frei, internetnutzerr bestehen halt nicht nur aus leuten die nur montag bis freitag arbeiten.
Pingback: Warum kriegen wir den Arsch nicht hoch? | acepoint's home
Die geringe Teilnehmerzahl könnte an den Piraten gelegen haben. Anständige Leute wollen doch nichts mehr mit denen zu tun haben und wollen durch eine Demo-Teilnahme nicht von denen vereinnahmt werden.
Nun, wenn anständige Leute nicht bei den Piraten mitmachen bleibt die Frage, wie und wo sich die anständigen Personen gegen staatliche Ausspionierung von Privatpersonen engagieren und ob man da mitmachen kann.