Am 2013-06-20 ist das hannoversche Rathaus 100 Jahre alt geworden. Ich war geladener Gast beim Festakt und habe mitgefeiert. Ein paar Eindrücke:
Die Feier wurde vom Mädchenchor Hannover eröffnet. Der Gesang war brilliant und die Akustik der hohen Halle hat das sehr gut zur Geltung gebracht. Etwas schade fand ich bloß, dass alle Stücke sehr getragen waren. Wer auch immer für die Auswahl zuständig war und sein wird – das ist ein Geburtstag und keine Trauerfeier.
Begrüßung und Grußwort kamen vom amtierenden Bürgermeister Bernd Strauch und dem ehemaligen Oberbürgermeister und aktuellen niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Strauch betonte die Offenheit und die Lebendigkeit des Rathauses, Weil („Zehn Jahre habe ich hier unter der Knute von Oberbürgermeister Schmalstieg gedient, sechs unter der von allen anderen.”) erzählte, dass er in all den Jahren immer wieder Neues an Architektur und Ausstattung entdecken konnte.
Die Festrede hielt Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer vom Historischen Seminar der Universität. Unter dem Titel „Das Rathaus als Ort kommunaler Selbstbestimmung” spannte er einen weiten Bogen der kommunalen Selbstverwaltung vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. In dem sehr lebendigen Vortrag verdeutlichte er dabei, wie unterschiedlich diese Selbstverwaltung und Mitbestimmung früher und heute war und dass die gleichmäßige Beteiligung aller Bevölkerungsschichten Ergebnis eines jahrhundertelangen Prozesses war. Man müsse aufpassen, so Hauptmeyer, dass diese Errungenschaft nicht in einer Art konzern-zentrierten Postdemokratie wieder verloren ginge und das Mittel sei: Mehr Beteiligungswille von den Bürgern selbst. Eine Einschätzung, der ich mich gerne anschließe, zumal auf kommunaler Ebene Bürgerbeteiligung am ehesten handfeste Ergebnisse zeigen kann.
Abgerundet wurden die Redebeiträge von Matthias Brodowy, der sich den Ausspruch „Alles bar bezahlt, Majestät” als Leitmotiv seiner Betrachtungen setzte. Man stelle sich vor, das hannoversche Rathaus würde in der heutigen Zeit gebaut werden: Bürgerinitiativen gegen den Blickverbau, Umweltproteste gegen die Eichenpfähle im Moor und der Schrägfahrstuhl fiele einer EU-Verordnung zum Opfer. Eine um eine Rathaus-Geburtstags-Strophe ergänzte Version seines Hannover-Lieds „Stadt mit Keks” rundete den „launigen Festvortrag” ab.
Der Festakt selbst endete dann mit dem Knabenchor Hannover, der sich mit Mendelssohn Bartholdy und Bach auch nicht gerade Zeitgenossen des Rathauses ausgesucht hatte. Unter den kritischen Blicken ihrer Kolleginnen vom Veranstaltungsanfang – die Mädchen säumten die Emporen – haben aber auch die Jungs eine äußerst sehens- und hörenswerte Vorstellung abgeliefert.
Nach dem Festakt dann der Empfang mit Buffet für die geladenen Gäste im Gartensaal. Das Unwetter war mittlerweile über Hannover hinweggezogen – im Rathaus hat man davon quasi nichts mitbekommen – sodass man sich hervorragend sowohl im Gartensaal selbst als auch auf der Terrasse aufhalten konnte.
Währenddessen startete vor dem Rathaus die große Geburtstagssause mit dem Konzert von „Silbermond”. Der Trammplatz war voll, der Friedrichswall Richtung Aegi gesperrt und alle Beteiligten hatten großen Spaß an der Musik. Ich hatte die Möglichkeit, größere Teile der Veranstaltung vom Rathausbalkon aus verfolgen zu können und beende diesen kurzen Bericht mit ein paar Fotos von dort auf das Konzert.
Super Fotos!Das 100-Jahre-Rathaus-Fest war ein voller Erfolg! Schön, dass ich dabei sein durfte. Meine Freundin Gabi hat auch ein paar Bilder davon gemacht. Aber die hier finde ich noch aussgekräftiger! Schade, dass die nächsten 100 noch so lange dauern… Lg, Doro