…und dann macht es „Bumm” und die Kühe fallen um und die Häuser stürzen ein. In Fukushima ist – mal wieder – ein Atomkraftwerk so kaputt gegangen, dass momentan nicht mal genau klar ist, was dort eigentlich passiert ist. Das Kernproblem ist dabei deutlich zu Tage getreten: Atomkraftwerke kennen keinen „sicheren Ausfall”: Bei einer Störung kann man den Reaktor nicht einfach „ausschalten” und nach Hause gehen, vielmehr müssen im Nachlauf einer Abschaltung die Brennstäbe stabilisiert werden. Die hierfür nötigen Systeme sind selbst wieder auf Energiezufuhr angewiesen. Und wenn diese Energie aus irgendwelchen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werden kann, tritt eine unkontrollierbare Situation nicht nur „wahrscheinlich”, sondern mit Sicherheit ein.
Und dabei handelt es sich nicht um Konstruktions- oder Bedienungsfehler, sondern um eine systemeigene Schwäche des gesamten Prinzips „Kernkraftwerk”: Kernspaltung ist ein selbst erhaltender Prozess, der – einmal in Gang gesetzt – nur langsam anzuhalten ist. Ein gespaltener Atomkern führt über die dabei erzeugten Neutronen zu weiteren gespaltenen Atomkernen, was man eindrucksvoll mit einem Tischtennisball-Mausefalle-Versuchsaufbau visualisieren kann:
Klicken auf das Video stellt eine Verbindung zu Youtube her/Clicking on the video connects to Youtube.
Real ist dabei die Anzahl der Mausefallen um viele Zehnerpotenzen größer und die Reaktion wird unterbrochen, indem die Tischtennsibälle in der Luft eingefangen werden, bevor sie eine neue Mausefalle treffen. Da die durch die Kernspaltung entstandenen neue Atomkerne ihrerseits noch weiter zerfallen und dabei prinzipbedingt weitere Energie in Form von Wärme frei wird, kann der Kernreaktor eben auch noch während dieser Auslaufphase zerstörerische Energie freisetzen. Deshalb die Notwendigkeit der aktiven Kühlung. Und da die für die Energieerzeugung eingesetzten Materialien wegen chemischer Eigenschaften und ihrer Radioaktivität eben keinesfalls unkontrolliert sein dürfen, landen wir immer wieder bei einem Gesamtsystem, das zwar einerseits stets vollständig unter Kontrolle sein muss, andererseits aber schon aus prinzipiellen Erwägungen – und wie Fukushima zeigt, durchaus auch in der Praxis – nicht unter allen Umständen unter Kontrolle gehalten werden kann.
Nochmal, zum mitmeißeln: Atomkraftwerke haben kein „sicheres” Ausfallszenario. Es bleibt ein prinzipielles Restrisiko, das – und das ist meines Erachtens die Lehre aus Fukushima – jederzeit hervorkommen und seine hässliche Fratze zeigen kann.
Die Schlussfolgerung ist meines Erachtens klar: Kraftwerke auf der Grundlage von Atomspaltung müssen endlich als das behandelt werden, was sie sind: Technische Dinosaurier mit prinzipiell nicht behebbaren Mängeln, die umgehend abgeschaltet und durch zeitgemäße Energieversorgungssysteme ersetzt werden müssen. Die Sitchworte lauten: Denzentralität, Vernetzung, Sonne, Wind und Erdwärme. Vor allem aber müssen wir zu Arten der Energieerzeugung zurückkehren, bei denen „Aus” auch wirklich „Aus” bedeutet – und nicht „Ja, demnächst dann auch vielleicht mal ‚aus’. Aber bis dahin noch ein bisschen Kernschmelze.” In den letzten Jahrzehnten hat es genug Vorfälle gegeben, die gezeigt haben, dass die Mär’ von der „sicheren Atomkraft” genau das ist: Ein Märchen.
Leider keines, das mit „Und wenn sie nicht gestorben sind…” endet.
Siehe dazu auch: Warum ich Fukushima für schlimmer als Tschernobyl halte
Wie recht du hast, sieht man jetzt an den Problemen der schon vorher „abgeschalteten” Reaktoren 4 bis 6.
Naja, Erdwärme ist auch nicht risikolos. Zumindest die dafür nötigen Bohrungen sind es nicht. Ich weiß nicht ob und wie es verhindert werden kann, dass Wasser in quellende Gesteinsschichten eindringt. Zumindest ist es auch keine Technik die man wirklich „Aus” machen kann, wenn man das Faß mal geöffnet hat.