paniq: Beyond Good And Evil

Musikkritik: paniq – Beyond Good And Evil


Ich habe ja schon das eine oder ande­re Mal über Musik geschrie­ben. Ich bin zwar durch­aus ein Main­stream­mensch, aber gera­de in den letz­ten Jah­ren schaue ich auch viel nach „alter­na­ti­ver” Musik, ins­be­son­de­re sol­cher, die abseits der von der Musikmafiaindus­trie eta­blier­ten Wege ver­trie­ben wird.

paniq: Beyond Good And Evil

paniq: Bey­ond Good And Evil

Eine Per­le sol­chen Schaf­fens ist nun heu­te erschie­nen: Leo­nard Rit­ter hat als „paniq” sein elf­tes Album ver­öf­fent­licht: „Bey­ond Good And Evil” knüpft naht­los an das umfang­rei­che Schaf­fen des Künst­lers an: 13 Tracks elek­tro­ni­sche Musik, in der Mehr­zahl eher lang­sa­me Num­mern, die Klang- und Rhyth­mus­tep­pi­che mit unge­wöhn­li­chen Beats und Har­mo­nien bil­den. Vie­le der Stü­cke sind für paniqs Werk eher melo­di­ös – und dan­kens­wer­ter Wei­se ver­kneift Rit­ter sich dies­mal den Griff zum Mikro­fon komplett.

paniqs Kom­po­si­ti­ons­stil ist seit jeher vom Sam­ple-basier­ten Arbei­ten geprägt: Acht bis sech­zehn Tak­te lan­ge Samples ver­schie­de­ner Rhyth­mus- oder Melo­die­li­ni­en ord­net er auf meh­re­ren Spu­ren sei­nes Sequen­cers an und ver­schiebt sie immer wie­der gegen­ein­an­der oder tauscht sie aus. Das klas­si­sche „Stro­phe-Refrain-Sche­ma” tritt dabei eher in den Hin­ter­grund. Es ergibt sich so ein sehr typi­sches Klang­bild, das man, wenn man es denn woll­te, am ehes­ten irgend­wo in der Tech­no/­Trance-Schub­la­de unter­brin­gen wür­de. Das schö­ne an paniqs Kom­po­si­tio­nen ist aber, dass sie eben kein bil­li­ger Kir­mes­tech­no sind, son­dern mit einem fei­nen Gefühl für Melo­dien und Har­mo­nien ange­ord­net wer­den. Bei „Bey­ond Good And Evil” gelingt ihm das viel­leicht bis­her am bes­ten: Jeder Track ent­wi­ckelt eine eige­ne Linie, die Instru­men­tie­rung ist abwechs­lungs­reich und das gan­ze Album fin­det sich trotz­dem unter einem gemein­sa­men Dach. Fein gemacht, unbe­dingt reinhören!

Die Musik ist aber auch des­halb bemer­kens­wert, weil sie eben außer­halb des übli­chen Musik­mark­tes ent­stan­den ist. Rit­ter – bzw. „paniq” – ver­öf­fent­licht sei­ne Alben seit jeher als Crea­ti­ve-Com­mons-Wer­ke, und zwar unter der sehr frei­gie­bi­gen „cc-by-sa”-Vari­an­te: Abge­wan­del­te oder ver­wen­den­de Wer­ke müs­sen wie­der unter die­ser Lizenz ste­hen, weder Bear­bei­tung noch kom­mer­zi­el­le Ver­wer­tung sind aber aus­ge­schlos­sen. Bei „Bey­ond Good And Evil” haben sei­ne Freun­din und er aber zusätz­lich vor­her in der Com­mu­ni­ty um Spen­den bzw. eine Finan­zie­rung gegen Nen­nung auf dem Plat­ten­co­ver bzw. Frei­ex­em­pla­re des fer­ti­gen Albums nach­ge­fragt. Sei­ner Web­sei­te nach hat das gut geklappt und das Album ist nun das Resul­tat der Arbeit.

„Bey­ond Good And Evil” kann man sich auf paniqs Home­page anhö­ren und direkt her­un­ter­la­den. Dabei fragt der Down­load­dia­log nach dem gewünsch­ten Geld­be­trag, den man für die Musik zah­len möch­te. Ich hal­te das für psy­cho­lo­gisch außer­or­dent­lich geschickt, denn obwohl man hier wohl „0” ein­ge­ben kann (ich habe es nicht aus­pro­biert), hält man doch inne: Will ich die Arbeit des Künst­ler wirk­lich nicht hono­rie­ren? Die Zah­lungs­ab­wick­lung läuft über Pay­Pal und ist mei­nes Erach­tens unpro­ble­ma­tisch. Und: Das Geld kommt tat­säch­lich kom­plett beim Künst­ler an und bleibt nicht irgend­wo in der Maschi­ne­rie der klas­si­schen Musik­ver­wer­tung hängen.

Ich kann an die­ser Stel­le eine kla­re „Emp­feh­lung zum Rein­hö­ren” geben. „Bey­ond Good And Evil” ist für mich das ers­te Album 2011, das zeigt, wel­che Qua­li­tät freie künst­le­ri­sche Arbeit in Zei­ten des Inter­nets errei­chen kann, wenn man sie nur lässt.

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