Nürnberg Muggenhof ist ein Paradebeispiel für fahrgastfreundliches Stationsdesign. 😉 Kleiner Scherz. Aber Ende der 1960er Jahre fand man sowas wohl tatsächlich nutzerfreundlich: Um auf den Bahnsteig der Station am Bahnviadukt zu gelangen, muss man hier erst unter die Straße verschwinden in so eine Art Verteilerebene, von der aus es dann nach oben geht. Die Vollausstattung mit Trübglas sowohl der Aufgänge als auch des Bahnsteigs tut ihr übriges, dass man auf dem Bahnsteig nur in Grenzen zwischen „oberirdisch” und „unterirdisch” unterscheiden kann. Lediglich der Anfang der 1980er Jahre eingebaute Fahrstuhl (auf dem Foto relativ weit vorne an der Station) führt direkt auf die Straßenebene.
Die Station liegt auf der Strecke zwischen Nürnberg und Fürth, etwa auf der Trasse der ersten Eisenbahnstrecke Deutschlands. Sie wurde in dieser Form Ende der 1960er Jahre gebaut und danach 10 Jahre in einer Art Vorlaufbetrieb von der Straßenbahn genutzt. Dann erst erfolgte der Umbau zur U‑Bahnstation. Seither fährt hier die U1 aus dem Südwesten Nürnbergs kommend und Fürth mittlerweile vollständig durchquerend. Der Straßenbahn hat die Station ihre Außenbahnsteige zu verdanken – in Nürnberg werden ansonsten konsequent Mittelbahnsteige in den Stationen gebaut. Zumindest damals konnte man in der Station auch noch die Aufhängungen der Straßenbahnoberleitungen erkennen – die U‑Bahn fährt mit einer Stromschiene.
Muggenhof wurde seit der Aufnahme dieses Fotos mindestens einmal umgestaltet. Die höchst merkwürdige Zugangssituation blieb dabei allerdings erhalten. Sie ist in dieser Form meines Wissens einmalig in Deutschland, lediglich im Kölner Norden an der Neusser Straße gibt es eine ähnliche Konstruktion, bei der die Hochbahn am Gürtel allerdings die tatsächlich unterirdische Strecke nach Merkenich und Chorweiler kreuzt und sich beide die Verteilerebene teilen. Beide stammen aus einer Zeit, als die Verkehrsplanung teilweise deutlich anderen Prinzipien folgte als heute. Das ganze Nürnberger U‑Bahnnetz würde heute sicher nicht mehr so gebaut werden – mit nur 500.000 Einwohnern ist Nürnberg eigentlich deutlich zu klein für eine Voll-U-Bahn und andere gleichgroße Städte wie Hannover, Leipzig und Dresden oder sogar erheblich größere Städte wie Köln, Stuttgart und Frankfurt kommen prima mit Stadt- oder sogar reinen Straßenbahnnetzen aus.
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