*Seufz* Es lebe die EU! Was bin ich froh, in einem so geordneten System wie Europa zu leben. Da gibt’s nämlich die Europäische Kommission. Und die beglücken uns die ganze Zeit immer wieder mit tollen neuen Ideen, wie unser Leben noch schöner und die Wirtschaft noch toller wird.
Gerade haben sie mal wieder entdeckt, dass man ja mal an den Patenten was machen könnte. Wir erinnern uns: Letztes Mal ist das schiefgegangen. Aber das muss einen ja noch lange nicht daran hindern, es nochmal zu versuchen.
Aufhänger ist diesmal nicht so ein abgrenzbarer Bereich wie Softwarepatente oder so, nein, es soll diesmal die „Future Patent Policy” der EU im Ganzen sein. Unter dieser Überschrift wurde Anfang 2006 erst eine Umfrage gemacht und nun, am 12.7.2006, eine öffentliche Anhörung, direkt bei der EU-Kommission in Brüssel.
Das hat man sich so vorzustellen: Es gibt einen Entwurf für eine Neuregelung der Patentrahmenrichtlinien. Über den wird dann in sechs Sessions diskutiert. In jeder Session gibt es gesetzte Redner, so acht bis 14, die ihren Standpunkt (bzw. ihre Eingaben bzgl. des Entwurfes) einbringen können. Anschließend haben dann alle anderen Teilnehmer nochmal 50 Minuten Zeit, ebenfalls Eingaben zu machen – aber nur drei Minuten maximal pro Person.
patentfrei.de, jene Unternehmerinitiative, die schon bei der Softwarepatentsache 2004/2005 die Interessen der KMU energisch vertreten hat, macht auch wieder mit. Da bin ich ja auch aktiv. In den letzten drei Wochen habe ich schätzungsweise drei Arbeitstage darin investiert, Dokumente zu lesen, Texte zu entwerfen, zu telefonieren, zu diskutieren und durch die Republik zu fahren, um mich mit anderen Mitstreitern zu treffen.
Und warum das alles? Weil irgendwelche Großkopferten (Großindustrielobbyisten, Patentanwälte) irgendwelche anderen Großkopferten (EU-Kommission) belatschern. Nicht dass die Kommission das Spielchen nur allzu gerne mitspielt – kann sie sich doch mal wieder als „Macher” in Szene setzen. Ausbaden dürfen das dann die Mittelständler (also ich/wir), die gezwungen sind, auch mitzuspielen. Eigentlich wollte ich am 12.7. auch nach Brüssel, aber ich schaffe es zeitlich nicht. Im Gegensatz zu den großen Firmen haben wir nämlich keine bezahlten Büttel, die die Herrschaften Politiker umschwänzeln. „Die KMUs – wir machen unser Lobbying noch selbst” – ein schöner Werbespruch.
Bloß dass damit so viel Arbeit verbunden ist… 🙁