Unser heutiges Bild zeigt nicht direkt ein Nahverkehrsmotiv, bebildert aber sehr schön einen Mechanismus des Öffentlichen Verkehrs, vor allem auf der Schiene: Den Korrespondenzhalt.
Neustadt an der Weinstraße ist eine mittelgroße, recht unaufregende Stadt in der Pfalz direkt westlich des Pfälzerwaldes. Die Innenstadt wurde in den 1970er und 1980er Jahren großflächig saniert und teilweise neu gebaut, sodass sich hier heute in Fußgängerzonen und auf verkehrsberuhigten Plätzen angenehm flanieren und einkaufen lässt. Wir hatten über viele Jahre Verwandte in Neustadt wohnen, sodass ich die Stadt von den 1980er- bis zu den 2000er-Jahren diverse Male besucht habe.
Neustadt hat eine ausgesprochen interessante Verkehrslage. Man erreicht von hieraus in weniger als zwei Stunden diverse Ballungszentren in der Mitte und im Südwesten Deutschlands: Mannheim ist 30 Minuten weg, Stuttgart eine gute Stunde. Ebenfalls in einer Stunde kommt man nach Karlsruhe und in knapp zwei Stunden erreicht man Saarbrücken und Frankfurt. Zu allen Zielen besteht Taktverkehr. Das macht Neustadt zu einem wichtigen Verkehrsknoten und genau das kann man auf dem Foto sehen.
Der Hauptbahnhof von Neustadt an der Weinstraße liegt im Süden des Stadtzentrums in West-Ost-Richtung. Es gibt insgesamt drei Bahnsteige mit sechs Gleisen, von denen eines nur im Osten angebunden ist. Und zu bestimmten Zeiten füllen sich alle Gleise. So wie hier.
Ganz links auf Gleis 5 steht der Regionaltriebwagen nach Karlsruhe über Landau. Daneben, auf Gleis 4, die S‑Bahn nach Mannheim. Auf Gleis 3 fährt in diesem Moment ein IC aus Saarbrücken zur Weiterfahrt nach Mannheim (und dann wohl entweder nach Frankfurt oder nach Stuttgart) ein, während auf Gleis 2 die S‑Bahn in Richtung Kaiserslautern steht. Auf Gleis 1 befindet sich der Regionalexpress nach Saarbrücken und auf Gleis 1a ganz rechts im Bild die Regionalbahn nach Bad Dürkheim.
Alle diese Züge kommen in Neustadt etwa zeitgleich an, ermöglichen dann einen Umstieg in jede Richtung und fahren in kurzem Abstand wieder ab. Nach Westen gibt es dabei nur eine Strecke, sodass der Regionalexpress vor der S‑Bahn abfährt. Nach Osten ist in Richtung Bad Dürkheim, Mannheim und Landau jedoch eine jeweils unabhängige Ausfahrt möglich.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der Bahnhof in Neustadt ganz frisch für das S‑Bahnnetz in der Rhein/Neckar-Region fit gemacht worden: Am mittleren Bahnsteig sieht man schön, wie die höhere 76-cm-Bahnsteigkante auf den alten Bahnsteig aufgesetzt wurde. Die Fußgängerbrücke vorn im Bild ergänzt den Zugangstunnel unter den Gleisen, ist im Gegensatz zu diesem aber mit Fahrstühlen ausgestattet. Geplant war, sie an ihrem südlichen Ende – im Bild links – zu ergänzen, sodass von hieraus ein weiterer Bahnhofszugang entsteht. Ob das mittlerweile umgesetzt wurde, weiß ich nicht. Im Norden soll sie an ein Parkhaus angeschlossen werden, von dem im Jahr 2004 aber ebenfalls noch nichts zu sehen war. Vom Bahnhofsvorplatz aus gelangt man über den Bahnsteig der Gleise 1 und 1a zur Brücke, sodass sie trotz ihres etwas insulären Charakters den ganzen Bahnhof barrierefrei erschließt.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels habe ich recht konsequent „Westen” und „Osten” verwechselt. Das ist nun hoffentlich korrigiert.
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„Nach Westen ist in Richtung Bad Dürkheim, Mannheim..” Wieso Bad Dürkheim im Westen? Das liegt doch nördlich und wenn ich Googlemaps vertraue, dann geht die Bahn nach Osten und zweigt dann ach Norden Richtung Dürkheim ab. Mannheim liegt auch im Nordosten. Was verwechselt Dirk?