Diesen Blick auf den sternenklaren Nachthimmel habe ich gestern Abend aufgenommen. Entstanden ist es mit dem bemerkenswerten Nachtsicht-Modus der Kamera in einem Google-Pixel-Handy der aktuellen Generation. Ich habe das Handy mit der Hand auf dem Fahrradgepäckträger abgestützt aber nicht vollständig fixiert. Es hat dann nach dem Auslösen so etwa 5 Sekunden herumfotografiert und die dabei wohl aufgenommenen Bilder zusammengerechnet. Das Ergebnis finde ich bemerkenswert.
In der Bildmitte ist das Sternbild Orion zu sehen – mitsamt Beteigeuze. Unten die Bäume von Ricklinger Masch und Leineaue. Der Sternenhimmel ist ausnehmend gut zu erkennen, auch wenn im Hintergrund das Streulicht aus Döhren, Wülfel und Laatzen den Himmel erhellt.
Google hält ja ausgesprochen große Stücke auf seine – nunja – „computergestützte Handykamera” und insbesondere diesen „Astromodus”. Bekommt man mit einer „richtigen” Kamera trotzdem bessere Fotos?
Mein Archiv liefert Material: Im September 2010 habe ich mit meiner damals noch sehr neuen ersten „echten” Spiegelreflexkamera, einer Canon EOS 550D, auch den Nachthimmel fotografiert. Und spannenderweise auch mit dem Orion im Mittelpunkt.
Nun ist dieses Bild nicht in der Ricklinger Masch, sondern auf dem Kronsberg entstanden. Und auch nicht um halb sieben Uhr abends, sondern um vier Uhr morgens; aus irgendeinem Grund war ich damals spät Nachts mit dem Auto unterwegs, hatte die Kamera dabei und mir gedacht: „Mensch, fahr’ ich doch mal auf den Kronsberg und fotografiere den Sternenhimmel” – was man halt so macht…
Man erkennt aber sofort, dass auf diesem 10 Jahre früher aufgenommenen Bild, mit einer Ausrüstung, die noch viel Luft nach oben lässt, wesentlich mehr Sterne sichtbar sind als auf dem Handyfoto. Ich habe mir erlaubt, hier sogar mal den gleichen Himmelsausschnitt aus beiden Fotos in etwa derselben Größe auszuschneiden und nebeneinanderzustellen.
Man erkennt hier zweierlei: Tatsächlich ist das Bild der Spiegelreflexkamera deutlich detaillierter, neben den beiden hellsten Sternen ist noch ein gutes Dutzend weiterer Sterne in dem Ausschnitt zu erkennen. Die fehlen in dem Handykamerabild komplett.
Allerdings ist auch das Bild der EOS nicht perfekt. Vor allem sind die Sterne nicht kreisförmig, sondern kleine Striche. Das liegt nicht an der Kamera, sondern an der Erddrehung: Ich habe das Bild 25 Sekunden lang belichtet; das ist so lange, dass die Sterne sich bereits um eine sichtbare Strecke relativ zur Erde weiterbewegt haben. Und die sieht man hier im Bild.
Ich weiß, dass ich damals wegen dieses Fotos die Erkenntnis hatte, dass ernsthafte Astrofotografie ab dieser Stufe nicht ohne eine mechanische Nachführung der Kamera während der Langzeitbelichtung auskommt, die die Erdrotation ausgleicht. Das hat die Menge meiner weiteren Astrofotoexperimente stark reduziert.
Nun ist dieser Vergleich insofern nicht völlig fair, dass die Bedingungen für die Canon EOS damals insgesamt eher besser waren als für das Google Pixel gestern abend, insbesondere das Streulicht betreffend. Andererseits ist die 550D halt auch eine 10 Jahre alte Kamera – und als Objektiv hatte ich damals nur die 18/55-er Einsteigerlinse von Canon. Insgesamt ist ein Vergleich aber eigentlich nur wirklich aussagekräftig, wenn die Randbedingungen für alle Beteiligten so ähnlich wie möglich sind.
Deshalb reicht es jetzt nur zu einem Zwischenfazit: Die Stärke der Google-Pixel-Kamera im Astrobereich liegt nicht in der absoluten Bildqualität – das bekommt schon eine etwas ambitioniertere jahrealte Einsteigerkamera deutlich besser hin. Das Google-Foto besticht in seinem Ergebnis aber durch den viel geringeren Aufwand, den man treiben muss: Es ist einfach auf dem Nach-Hause-Weg entstanden, das Handy zwar abgestützt aber nicht mit irgendwelchem Equipment bombenfest fixiert. Die Canon hatte ich natürlich auf einem Stativ, mit Fernauslöser bedient und dann 25 Sekunden manuell belichtet. Das ist vom Aufwand her schon eine deutlich andere Nummer. Und viel einfacher ist es auch mit aktuellster Kamerahardware nicht. Damit hat die Google-Kamera schon den Vorteil einer deutlich einfacheren Bedienung.