Kröpckeuhr vor Rathenaustraße und Café Kröpcke, Februar 1978

Hannover damals und heute (1): Kröpckeuhr, Februar 1978 1


Advents­ka­len­der im Blog! Vor vie­len Jah­ren hat­te ich schon­mal so eine Akti­on: Jeden Tag ein Foto und eine Geschich­te dazu. Damals mit dem etwas – nun­ja – spe­zi­el­len The­ma „Nah­ver­kehr”. Die­ses Jahr habe ich mir ein ande­res The­ma ausgesucht.

Vor zehn Jah­ren ist mein Opa gestor­ben. So lan­ge ich ihn kann­te hat er foto­gra­fiert. Gut zehn­tau­send Bil­der aus den Jah­ren 1973 bis etwa 2003 sind in sei­nem Nach­lass. Nach­dem sie meh­re­re Jah­re auf dem Dach­bo­den bei einer mei­ner Tan­ten ein­ge­la­gert waren, habe ich mich 2017 die­ses Archivs ange­nom­men. Ziel: Voll­stän­di­ge Digi­ta­li­sie­rung. Die­ses Pro­jekt läuft noch – und harrt einer eige­nen Dar­stel­lung hier im Blog. Aber ich bin mitt­ler­wei­le so weit, dass ich eini­ge die­ser Fotos hier zei­gen will.

Opa hat viel Fami­li­en­fei­ern und Urlau­be foto­gra­fiert. Das ist nur von beschränk­tem öffent­li­chen Inter­es­se und „Der Blog­au­tor (3) spielt mit Bau­klötz­chen” ist auch kein Advents­ka­len­der-fül­len­des Motiv (aber durch­aus nied­lich…). Opa ist aber auch immer mal wie­der mit der Kame­ra los­ge­zo­gen und hat „her­um­fo­to­gra­fiert”. Gera­de aus Han­no­ver sind da im Lau­fe der Zeit eine gan­ze Men­ge Bil­der zusam­men­ge­kom­men. 24 davon habe ich her­aus­ge­sucht und zei­ge sie ab heu­te täg­lich hier im Blog.

Aber das ist noch nicht alles! Ich bin in den ver­gan­ge­nen Wochen die aus­ge­such­ten Foto­stand­or­te abge­fah­ren und habe an mög­lichst exakt der glei­chen Stel­le selbst ein Foto gemacht – mit dem glei­chen Bild­aus­schnitt. So ent­steht ein Ver­gleich, wie es an der­sel­ben Stel­le heu­te aus­sieht und daher kommt auch der Name der Foto­se­rie: „Han­no­ver damals & heu­te”. Ich fand das beim Anfer­ti­gen höchst span­nend und hof­fe, dem einen Leser oder der ande­ren Lese­rin geht es ähnlich.

Die „Opa-Fotos” sind aus den Jah­ren 1974 bis 1990. Man muss dabei immer im Hin­ter­kopf behal­ten: Opa hat sicher nicht geahnt, dass irgend­wer (= ich) 30 bis 45 Jah­re spä­ter die­sel­be Stel­le noch­mal foto­gra­fiert. Teil­wei­se mag der Bild­aus­schnitt auf den Bil­dern „von heu­te” des­halb ein wenig selt­sam wir­ken – und Opa hät­te ja auch nicht ahnen kön­nen, wie es dort heu­te aus­sieht. Es ist schon erstaun­lich, wie sehr sich eine Stadt­an­sicht in „den paar Jah­ren” ver­än­dert – und was manch­mal doch über Jahr­zehn­te gleich bleibt…

Genug der Vor­re­de – hier ist das ers­te Fotopaar:

Kröpckeuhr vor Rathenaustraße und Café Kröpcke, Februar 1978

Kröpck­euhr vor Rathen­au­stra­ße und Café Kröp­cke, Febru­ar 1978

Im Jahr 1978 ist die Kröpck­euhr gera­de „neu” am Kröp­cke errich­tet wor­den. Es han­delt sich um einen Nach­bau des „Original”-Bauwerks aus den 1880er Jah­ren. Dahin­ter der zu die­sem Zeit­punkt eben­falls ganz neue Neu­bau des „Café Kröp­cke” – dem Zeit­ge­schmack ent­spre­chend mit Ton­nen­dä­chern und dunk­ler Außen­hül­le. Wenn man genau hin­schaut, sieht man in den Schei­ben des Cafés die Spie­ge­lung einer Stra­ßen­bahn – auf der Georg­stra­ße fuhr die­se noch bis 1979 ober­ir­disch. Am rech­ten Bild­rand hin­ter dem Café ist das Dach der Oper zu sehen.

Links im Bild mün­det die Rathen­au­stra­ße in den Kröp­cke. Die ist auch erst seit kur­zem Fuß­gän­ger­zo­ne und durch den Café-Neu­bau jetzt wesent­lich schma­ler als frü­her. Genau wie der gan­ze Platz ist sie mit einem dun­kel­ro­ten, abwechs­lungs­rei­chen Pflas­ter ver­se­hen. An den Häu­sern fin­det sich viel Fas­sa­den­re­kla­me, unter ande­rem für eine Com­merz­bank-Filia­le direkt am Kröpcke.

Schließ­lich ist schräg hin­ter der Kröpck­euhr ein Bäum­chen gesetzt worden.

Kröpckeuhr vor Rathenaustraße und Café Kröpcke, November 2019

Kröpck­euhr vor Rathen­au­stra­ße und Café Kröp­cke, Novem­ber 2019

Und nun der Zeit­sprung. 41 Jah­re spä­ter domi­niert das klei­ne Bäum­chen von damals die Sze­ne. An der Uhr erkennt man auf den Glas­schei­ben, dass ihr Kör­per heu­te für klei­ne Aus­stel­lun­ge genutzt wird. Außer­dem habe ich die Uhr genau an dem Mor­gen erwischt, an dem ihre Zif­fern­blät­ter durch die Fri­days-For-Future-Pro­test­be­we­gung mit der Uhr­zeit „fünf nach zwölf” ver­deckt wor­den war. Ansons­ten zeigt sich die Uhr weit­ge­hend unverändert.

Drum­her­um ist hin­ge­gen vie­les anders: Das Café Kröp­cke hat „ange­baut”, wobei der neue Teil sich mit den quer ange­setz­ten Ton­nen­dä­chern an der For­men­spra­che des 1970er-Jah­re-Baus ori­en­tiert. Außer­dem gibt es Außen­be­stuh­lung – wobei die 1978 even­tu­ell auch schlicht wit­te­rungs­be­dingt fehlte.

An der Arka­den in der Rathen­au­stra­ße links hat sich eben­falls eini­ges getan: Die Beleuch­tung ist aus­ge­tauscht und an sämt­li­chen Säu­len der dor­ti­gen Bebau­ung fin­den sich klei­ne Prä­sen­ta­ti­ons­vi­tri­nen, die augen­schein­lich von den ansäs­si­gen Geschäf­ten genutzt wer­den. Gera­de noch ins Bild ragt das Logo des TUI-Rei­se­bü­ros, das sich heu­te in den ehe­ma­li­gen Bank­räu­men befindet.

Auch das Pflas­ter ist kom­plett neu. Statt in dunk­lem Rot ist es heu­te in hel­lem Grau gehal­ten. Inter­es­sant ist der dun­kel­graue Pflas­ter­strei­fen, der neben der Uhr durch Bild ver­läuft: Er deu­tet die ursprüng­li­che Gestalt des Opern­plat­zes an, in dem die Oper in der Mit­te eines Drei­ecks ange­ord­net war. Inner­halb die­ses Plat­zes befand sich bis zum 2. Welt­krieg auch das Café und dar­an lässt sich auch die ehe­ma­li­ge Lage der Rathen­au­stra­ße able­sen. Sol­che Rück­grif­fe auf frü­he­re Designs hat man in den 1970er Jah­ren eher ver­mie­den, tat­säch­lich ist die­se Umge­stal­tung erst in den 2010er Jah­ren nach dem Umbau des Kröp­cke-Cen­ters erfolgt.


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