Adventskalender im Blog! Vor vielen Jahren hatte ich schonmal so eine Aktion: Jeden Tag ein Foto und eine Geschichte dazu. Damals mit dem etwas – nunja – speziellen Thema „Nahverkehr”. Dieses Jahr habe ich mir ein anderes Thema ausgesucht.
Vor zehn Jahren ist mein Opa gestorben. So lange ich ihn kannte hat er fotografiert. Gut zehntausend Bilder aus den Jahren 1973 bis etwa 2003 sind in seinem Nachlass. Nachdem sie mehrere Jahre auf dem Dachboden bei einer meiner Tanten eingelagert waren, habe ich mich 2017 dieses Archivs angenommen. Ziel: Vollständige Digitalisierung. Dieses Projekt läuft noch – und harrt einer eigenen Darstellung hier im Blog. Aber ich bin mittlerweile so weit, dass ich einige dieser Fotos hier zeigen will.
Opa hat viel Familienfeiern und Urlaube fotografiert. Das ist nur von beschränktem öffentlichen Interesse und „Der Blogautor (3) spielt mit Bauklötzchen” ist auch kein Adventskalender-füllendes Motiv (aber durchaus niedlich…). Opa ist aber auch immer mal wieder mit der Kamera losgezogen und hat „herumfotografiert”. Gerade aus Hannover sind da im Laufe der Zeit eine ganze Menge Bilder zusammengekommen. 24 davon habe ich herausgesucht und zeige sie ab heute täglich hier im Blog.
Aber das ist noch nicht alles! Ich bin in den vergangenen Wochen die ausgesuchten Fotostandorte abgefahren und habe an möglichst exakt der gleichen Stelle selbst ein Foto gemacht – mit dem gleichen Bildausschnitt. So entsteht ein Vergleich, wie es an derselben Stelle heute aussieht und daher kommt auch der Name der Fotoserie: „Hannover damals & heute”. Ich fand das beim Anfertigen höchst spannend und hoffe, dem einen Leser oder der anderen Leserin geht es ähnlich.
Die „Opa-Fotos” sind aus den Jahren 1974 bis 1990. Man muss dabei immer im Hinterkopf behalten: Opa hat sicher nicht geahnt, dass irgendwer (= ich) 30 bis 45 Jahre später dieselbe Stelle nochmal fotografiert. Teilweise mag der Bildausschnitt auf den Bildern „von heute” deshalb ein wenig seltsam wirken – und Opa hätte ja auch nicht ahnen können, wie es dort heute aussieht. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich eine Stadtansicht in „den paar Jahren” verändert – und was manchmal doch über Jahrzehnte gleich bleibt…
Genug der Vorrede – hier ist das erste Fotopaar:
Im Jahr 1978 ist die Kröpckeuhr gerade „neu” am Kröpcke errichtet worden. Es handelt sich um einen Nachbau des „Original”-Bauwerks aus den 1880er Jahren. Dahinter der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ganz neue Neubau des „Café Kröpcke” – dem Zeitgeschmack entsprechend mit Tonnendächern und dunkler Außenhülle. Wenn man genau hinschaut, sieht man in den Scheiben des Cafés die Spiegelung einer Straßenbahn – auf der Georgstraße fuhr diese noch bis 1979 oberirdisch. Am rechten Bildrand hinter dem Café ist das Dach der Oper zu sehen.
Links im Bild mündet die Rathenaustraße in den Kröpcke. Die ist auch erst seit kurzem Fußgängerzone und durch den Café-Neubau jetzt wesentlich schmaler als früher. Genau wie der ganze Platz ist sie mit einem dunkelroten, abwechslungsreichen Pflaster versehen. An den Häusern findet sich viel Fassadenreklame, unter anderem für eine Commerzbank-Filiale direkt am Kröpcke.
Schließlich ist schräg hinter der Kröpckeuhr ein Bäumchen gesetzt worden.
Und nun der Zeitsprung. 41 Jahre später dominiert das kleine Bäumchen von damals die Szene. An der Uhr erkennt man auf den Glasscheiben, dass ihr Körper heute für kleine Ausstellunge genutzt wird. Außerdem habe ich die Uhr genau an dem Morgen erwischt, an dem ihre Ziffernblätter durch die Fridays-For-Future-Protestbewegung mit der Uhrzeit „fünf nach zwölf” verdeckt worden war. Ansonsten zeigt sich die Uhr weitgehend unverändert.
Drumherum ist hingegen vieles anders: Das Café Kröpcke hat „angebaut”, wobei der neue Teil sich mit den quer angesetzten Tonnendächern an der Formensprache des 1970er-Jahre-Baus orientiert. Außerdem gibt es Außenbestuhlung – wobei die 1978 eventuell auch schlicht witterungsbedingt fehlte.
An der Arkaden in der Rathenaustraße links hat sich ebenfalls einiges getan: Die Beleuchtung ist ausgetauscht und an sämtlichen Säulen der dortigen Bebauung finden sich kleine Präsentationsvitrinen, die augenscheinlich von den ansässigen Geschäften genutzt werden. Gerade noch ins Bild ragt das Logo des TUI-Reisebüros, das sich heute in den ehemaligen Bankräumen befindet.
Auch das Pflaster ist komplett neu. Statt in dunklem Rot ist es heute in hellem Grau gehalten. Interessant ist der dunkelgraue Pflasterstreifen, der neben der Uhr durch Bild verläuft: Er deutet die ursprüngliche Gestalt des Opernplatzes an, in dem die Oper in der Mitte eines Dreiecks angeordnet war. Innerhalb dieses Platzes befand sich bis zum 2. Weltkrieg auch das Café und daran lässt sich auch die ehemalige Lage der Rathenaustraße ablesen. Solche Rückgriffe auf frühere Designs hat man in den 1970er Jahren eher vermieden, tatsächlich ist diese Umgestaltung erst in den 2010er Jahren nach dem Umbau des Kröpcke-Centers erfolgt.
Das Kröpckebäumchen hat ja noch viel Laub im November.….…..