Am gestrigen Freitag war nun der große „Fridays-For-Future-Klimastreik”. Meine Firma hatte allen Angestellten freigestellt, zur Demonstration zu gehen und so sind wir mit gut einem Dutzend Leuten um kurz nach zwölf zu Fuß vom Hohen Ufer zum Lister Platz aufgebrochen.
Schon knapp hundert Meter vor dem Lister Platz auf der Lister Meile ging es dann nicht weiter – zu viele Menschen. Ich fand es beeindruckend, wie viele Menschen auf den Beinen waren – und wie unterschiedlich sie waren. Natürlich, viele Schüler. Aber auch Studenten, Eltern, Großeltern. Es war eigentlich ein bemerkenswerter gesellschaftlicher Querschnitt, der da auf den Beinen war. Das hatte ich so noch bei eigentlich keiner Demo gesehen, auf der ich schon gewesen bin. Bemerkenswert dabei, wie viele Teilnehmer Stimmung machen: Die Kiddies aus dem Kinderladen haben das komplette Repertoire an Slogans drauf und heizen ihrem ganzen Umfeld im Demonstrationszug mächtig ein.
Wir waren unter dem Logo der „Entrepreneurs For Future” unterwegs. Diesen etwas sperrigen Begriff haben die Unternehmer und Unternehmen gewählt, die sich den Klimaschutzzielen der „Fridays For Future”-Bewegung angeschlossen haben. Der Webseite zu Folge sind das immerhin schon Unternehmen mit insgesamt 180.000 Arbeitsplätzen und 30 Milliarden Euro Umsatz (pro Jahr, vermute ich mal…).
Der Sternmarsch mit fünf Demonstrationszügen war ein sehr geschickter Schachzug, den Verkehr in der Stadt nachhaltig zum Erliegen zu bringen. An der Hamburger Allee staute sich der Verkehr sehr umfänglich und ein Blick auf Google Maps mit Online-Staukarte zeigt: Das ist gerade überall so.
Auf den Georgsplatz ist, als unser Zug in der City ankommt, schon kein Durchkommen mehr. Kurzerhand bleiben wir auf dem Aegi, verpassen so zwar die Zwischenkundgebung, kommen aber dann als erste auf der Lavesallee an, wohin die Abschlusskundgebung verlegt worden ist.
Ich fand es besonder beeindruckend, wie sich die Massen an Menschen auf beide Seiten und sämtliche Fahrspuren des Friedrichswalls verteilt haben und am Rathaus vorbei gingen. Auch hier: Ich kann mich an keine Demonstration erinnern, bei der derart viele Menschen auf den Beinen gewesen sind.
Von 30.000 Menschen ist später Rede und diese Zahl halte ich für absolut plausibel. Es dauert mehr als eine halbe Stunde, bis die letzten Teilnehmer vom Georgsplatz am Friderikenplatz am Ort der Abschlusskundgebung eintreffen.
Bei den Abschlussreden ist der „Klimakompromiss” der Bundesregierung bereits Gesprächs- und Redethema. Die einhellige Meinung aller Anwesenden: Beschissen wär’ geprahlt. Der Redner von Extinction Rebellion ruft zu zivilem Ungehorsam auf – und ich finde, das muss man angesichts der aktuellen Gesamtsituation als Handlungsalternative ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber das schreibe ich wohl demnächst noch einmal detaillierter auf.
Für den gestrigen Tag bleibt mir vor allem eines in Erinnerung: Es war ein starkes, zukunftweisendes Symbol! Es sind nicht mehr nur „ein paar Schüler”, die da auf die Straße gehen. Die Bewegung hat längst viel weitere gesellschaftliche Kreise erfasst. Und wenn die sich von den politischen „Beschlüssen” des heutigen Tages genauso verschaukelt fühlen wie ich, dann war das weder die letzte noch die größte Demonstration, die Hannover in dieser Sache gesehen hat. Sicher? Sicher!
Besonders beeindruckt hat mich die unglaubliche Kreativität, mit der viele Plakate gemacht worden sind. Deshalb möchte ich diesen Blogbeitrag mit einer Auswahl schließen, die ich da heute gesehen und abgelichtet habe. Vielen Dank insbesondere diesen Demoteilnehmer – ihr wart großartig einfallsreich!