Der Rat der Stadt Hannover hat in der gestrigen Ratssitzung eine Erhöhung der Aufwandsentschädigungen für Ratsmitglieder beschlossen. Ich habe dazu folgenden Redebeitrag gehalten:
Meine Damen und Herren,
zunächst möchte ich festhalten, dass ich die Drucksache unterstütze und ihr zustimme. Ich möchte hier aber noch auf einen verwandten Punkt aufmerksam machen: Anzahl und Größe von Fraktionen, insbesondere kleineren Fraktionen. In der öffentlichen Diskussion habe ich hier in der letzten Zeit mehrfach den Unterton gehört: „Das ist aber viel Geld. 100.000 EUR für so eine kleine Fraktion!” Das war einmal, als über das Zusammengehen der neu gewählten Vertreter von Piraten und „Die Partei” spekuliert wurde und einmal, als die Gruppenbildung von Herrn Förste und dem „Die Partei”-Vertreter bekannt wurde.
Meine Damen und Herren, ich kenne beide Seiten der Medaille: Ich war Mitglied einer kleinen Fraktion mit einem Apparat und ich war Einzelvertreter ohne einen solchen. Und es ist so: Ohne eine Geschäftsstelle und hauptamtliche Mitarbeiter ist eine kontinuierliche politische Arbeit schwer bis unmöglich – insbesondere als Vollzeit-Berufstätiger. Frau Gahbler hat das eben in ihrer persönlichen Erklärung auch schon erwähnt.
Politische Arbeit, meine Damen und Herren, ist aber der Kern der Ratstätigkeit, dafür werden wir hier gewählt. Und das gilt auch für die Mitglieder, die kleinen politischen Bewegungen angehören. Die Ausstattung von Fraktionen und Gruppen ab 2 Personen mit Mitteln und Geschäftsstelle, so wie es die niedersächsische Kommunalverfassung vorsieht, halte ich deshalb für unabdingbar – und keinesfalls für ehrenrührig. Ganz im Gegenteil ist es wichtig für die Demokratie, dass auch Vertreter kleiner politischer Gruppen politisch arbeiten können.
Das gilt umso mehr, als dass es eine Deckelung gibt. Ich bin ja Mathematiker: Stellen wir uns kurz vor, hier würden nur noch 2‑Mensch-Fraktionen sitzen. Das wäre eine spannende Herausforderung für die Verwaltung – würde aber eben auch nur gut 3 Mio. EUR pro Jahr kosten. Sie wissen, wie groß die Haushaltssummen sind – das ist nicht viel.
Und in der schnöden Realität muss man eben auch sehen, dass die kleiner gewordenen Fraktionen von SPD und Grünen den Haushalt zukünftig um über 160.000 EUR pro Jahr entlasten.
Ich sage es mal so: Ein guter Rat muss nicht teuer sein, aber man darf ihn sich auch nicht zu billig machen.