Neues Rathaus in Hannover

D‑Linie-Planungsstopp jetzt! Meine Rede zur Aktuellen Stunde im Rat der Stadt Hannover


Frau Vor­sit­zen­de,
Herr Oberbürgermeister,
sehr geehr­te Damen und Herren,
lie­be Anwesende,

es ist rich­tig und wich­tig, dass wir heu­te ein wei­te­res Mal über die Ent­wick­lung der soge­nann­ten D‑Linie spre­chen. Wir alle – oder zumin­dest: die aller­meis­ten von uns – wis­sen, dass der im Titel die­ser Aktu­el­len Stun­de gefor­der­te Pla­nungs- und damit auch Bau­stopp die ver­kehr­lich und stadt­pla­ne­risch ein­zi­ge sinn­vol­le For­de­rung im Zusam­men­hang mit die­sem Pro­jekt ist. Zu groß sind die Nach­tei­le, die der Stadt Han­no­ver und ihrem Nah­ver­kehrs­netz aus die­ser völ­lig ver­korks­ten Ver­wand­lung einer leis­tungs­fä­hi­gen Stadt­bahn­ma­gis­tra­le in ein Ali­bi-Bim­melb­ähn­chen erwachsen.

Funk­tio­nie­ren­de Ver­kehrs­kno­ten wie der Goe­the­krei­sel wer­den in tech­no­kra­ti­sche Ampel-Alp­träu­me ver­wan­delt. Goe­the- und Kurt-Schu­ma­cher-Stra­ße wer­den zu No-Go-Are­as für Fahr­rad­fah­rer. Die Kreu­zung vor der Ernst-August-Gale­rie wird zur Dau­er­bau­stel­le wegen stän­di­ger Gleis­ab­nut­zung und zum Gefah­ren­punkt Num­mer 1 für Fuß­gän­ger in der Innen­stadt. Das soge­nann­te „Pro­jekt zehn sieb­zehn” zer­stört alle Mög­lich­kei­ten, den han­no­ver­schen Wes­ten leis­tungs­fä­hig in das Stadt­bahn­netz zu integrieren.

Das alles sind kei­ne Neu­ig­kei­ten, das wuss­ten wir schon immer. Neu ist, dass jetzt end­lich auch die Mas­ke fällt, mit der bis­lang die Kos­ten ver­schlei­ert wer­den soll­ten. Ich mei­ne, das Mär­chen von den 47 Mil­lio­nen hat eh nie­mand geglaubt. Und ich per­sön­lich glau­be auch nicht, dass mit den jetzt im Rau­me ste­hen­den 63 Mil­lio­nen Euro das letz­te Wort gespro­chen ist. Ich sehe es auch kom­men, dass wegen der ideo­lo­gisch moti­vier­ten Schön­rech­ne­rei bei Pro­jekt­be­ginn in der Bau­aus­füh­rung rigo­ros der Rot­stift ange­setzt wird. Dann wer­den gestri­che­ne Auf­zü­ge und feh­len­de Über­gän­ge die gan­ze soge­nann­te „Bar­rie­re­frei­heit” ad absur­dum füh­ren und wir haben am Ende mit Zitro­nen gehan­delt, aller­dings mit sehr, sehr teu­ren Zitronen.

Nun müss­te das alles nicht sein. Wir alle wis­sen, dass wir schon heu­te abend die Linie 10 im Innen­stadt­be­reich dau­er­haft bar­rie­re­frei betrei­ben könn­ten: Ein­fach über Water­loo und Kröp­cke in den exis­tie­ren­den Tun­nel füh­ren. Sie wis­sen, dass das eine dau­er­haf­te Lösung wäre. Der Tun­nel ist leis­tungs­fä­hig genug, die­se Ver­keh­re auf­zu­neh­men, selbst wenn die Stadt­bahn­stre­cke nach Hem­min­gen in eini­gen Jah­ren in Betrieb geht. Das wur­de mehr­fach nach­ge­rech­net und bestä­tigt. Aber die wer­ten Kol­le­gen von der rot-grü­nen Noch-Mehr­heits-Koali­ti­on hier und in der Regi­on leben ja nach dem Mot­to: „Es kann nicht sein was nicht sein darf.” Des­halb wird die­se ver­kehr­lich sinn­vol­le, nach­hal­ti­ge Lösung zum Null­ta­rif blo­ckiert und totgeschwiegen.

A pro­pos „Noch-Mehr­heits-Koali­ti­on”: „Wenn wir die Innen­stadt auf­wer­ten wol­len, dann müs­sen wir eben inves­tie­ren.” So ist aus ihren Rei­hen in der Zei­tung zu lesen. Recht haben Sie! Des­halb sage ich: Dann lie­ber rich­tig Geld in die Hand neh­men und wirk­lich auf­wer­ten: Nur eine unab­hän­gig geführ­te Stadt­bahn – und das heißt hier: Im Tun­nel – hat aus­rei­chen­de Reser­ven für die zu erwar­ten­den Stei­ge­run­gen der Fahr­gast­zah­len in der wach­sen­den Stadt Han­no­ver. Und nur eine unab­hän­gig geführ­te Stadt­bahn – das heißt: Im Tun­nel – lässt an der Ober­flä­che den Platz, dass auch für Fuß­gän­ger- und Rad­fah­rer­ver­kehr attrak­ti­ve Ver­kehrs­räu­me geschaf­fen werden.

Inso­fern gehe ich sogar noch wei­ter: Der „klei­ne” D‑Tunnel zwi­schen Goe­the­platz und ZOB ist nur ein Anfang. Zur nach­hal­ti­gen Stei­ge­rung und Siche­rung der Attrak­ti­vi­tät von Stadt­bahn und Stra­ßen­raum an ande­ren Stel­len von Han­no­ver braucht es mehr: D‑Tunnel unter der Lim­mer­stra­ße bis hin­ter den Schnell­weg, damit die Fuß­gän­ger­zo­ne wirk­lich zur Fuß­gän­ger­zo­ne wird. Tun­nel­ver­län­ge­rung unter der Vah­ren­wal­der Stra­ße vom Vah­ren­wal­der Platz bis zur Bütt­ner­stra­ße, damit dort genug Platz für Rad- und Fuß­gän­ger­ver­kehr ist. Tun­nel­ver­län­ge­rung unter der Pod­bi von der Lortzing­stra­ße bis hin­ter Spann­ha­gen­gar­ten, damit die­ser in Asphalt gegos­se­ne Rad­fah­reralp­traum ein Ende hat. So wer­tet man die Ver­kehrs­räu­me auf. So wer­tet man die Stadt­bahn auf. Und dafür lohnt es sich dann auch zu investieren!

Die ober­ir­di­schen D‑Linienplanungen hin­ge­gen sind klein­geis­tig und das Geld nicht wert, egal, wie­viel es am Ende ist. Die­se Pla­nun­gen sind zum Schei­tern ver­ur­teilt, weil sie den Anfor­de­run­gen über­haupt nicht gerecht wer­den. Las­sen Sie uns die­sen Quatsch been­den. Las­sen Sie uns statt­des­sen für die Anfor­de­run­gen der Zukunft, für die wach­sen­de Stadt Han­no­ver pla­nen und bau­en. Um ein Schluss­wort einer mei­ner ers­ten Reden hier im Rat zu wie­der­ho­len: Und im übri­gen bin ich der Mei­nung, dass der D‑Tunnel gebaut wer­den muss.

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