Im Rahmen der Auftaktveranstaltung für das diesjährige Stadtradeln fand seit längerem mal wieder eine Fahrradsternfahrt in Hannover statt. 2013 war ein ganz ähnliches Event stürmischem Dauerregen mit Unwetterwarnung zum Opfer gefallen. Dafür startete die Sternfahrt dieses Mal von diversen Punkten in der gesamten Region und führte als Höhepunkt über die hannoverschen Schnellwege ins Zentrum.
Ich wollte gerne die längstmögliche Schnellweg- und innerstädtische Tour fahren und so fanden wir uns um kurz nach halb zehn am Vahrenheider Markt ein, wo die Osttour über Bothfeld, Misburg und Anderten startete.
Es war erstaunlich zu beobachten, wie der Zug auf dem Weg nach Anderten immer länger wurde. Neben den definierten „Zustiegspunkten”, u.a. am Gehaplatz und an Meiers Garten, sind längs der Strecke permanent Fahrer dazugekommen, teilweise an Kreuzungen sogar in kleinen Pulks. Mit bestimmt 200 Radlern kam die Karawane in Anderten an…
…wo die Umlandgruppe aus Lehrte dazustieß – und noch etliche hannoversche Radler, die sich hier in Anderten eingefunden hatten. Spätestens auf der Lehrter Straße nach Kirchrode war das Bild schon sehr beeindruckend, das die Radlerkarawane bot.
Der Clou der ganzen Fahrt war aber sicherlich, dass es in Bemerode dann auf den Südschnellweg ging. An der Auffahrt Brabeckstraße bot sich so das äußerst ungewohnte Bild, dass hunderte Radfahrer die Auffahrt zur ansonsten für dieses Verkehrsmittel nicht erlaubten Schnellwegtrasse nahmen.
Ein langes Stück der Route führte nun über das hannoversche Schnellwegnetz: Über das Seelhorster Kreuz hinweg, durch den Trog beim Bahnknoten Waldheim und über die Brücke Hildesheimer Straße. An letzterer wurde das Feld nochmals wesentlich größer, da hier die – zuvor schon gesammelten – Touren aus dem Süden der Region Hannover dazustießen. So kan es zu der bemerkenswerten Situation, dass an der Auffahrt hinter der Brücke der Fahrradverkehr ähnlich ins Stocken kam wie ansonsten die Autos zur Hauptverkehrszeit.
Die knapp 4 Kilometer bis zum Landwehrkreisel – ältestes und wichtigstes Stück des hannoverschen Schnellwegnetzes – waren dann trotz der proppenvollen Fahrbahn geradezu idyllisch: Der Weg führt durch die Leineauen und ist bemerkenswert grün – im Auto fehlt einem dafür ja häufig der Blick.
Über Landwehr- und Ricklinger Kreisel ging es dann auf die Friedrich-Ebert-Straße – jenen eher unglücklich trassierten Teil des Westschnellwegs, der mitten durch das in den 1930-Jahren hier terassenartig angelegte Genossenschafts-Wohnquartier geschlagen wurde. Trotz nennenswerten Rückbaus Anfang der 2000er-Jahre ist die Straße hier immer noch sehr breit und schneidet das Wohnviertel an der Göttinger Chaussee vom restlichen Ricklingen ab. Für die Sternfahrt positiv war sicherlich, dass durch die unmittelbare Anbindung an das Ricklinger Straßennetz weitere Teilnehmer dazustießen.
Über die Kaisergabel ging es dann in die Innenstadt. Von Süden kommend konnte man hier auf der Brücke bereits die von Norden und Westen kommenden Sternfahrtteilnehmer sehen, die Am Fischerhof über die Kaisergabel hinweggeführt wurden, sodass auf der Ritter-Brüning-Straße alle Teilnehmer gemeinsam in die Innenstadt fahren konnten.
Ab Stadionbrücke waren dann alle Züge vereinigt. Auch hier führte das wieder zu einem erheblichen Stau, als der gesamte Verkehr sich auf zwei (Auto-)Spuren verengte.
Schließlich ging es über die großen innenstädtischen Straßenzüge Lavesallee und Friedrichswall zum Aegidientorplatz, von wo aus die Sternfahrt über die Georgstraße zum Opernplatz führte und dort schließlich endete.
Mein Fazit: Eine sehr schöne Veranstaltung: Auf gesperrten Straßen mit dem Fahrrad quer durch die Stadt, dabei sogar über Schnellwege – es ist ein ganz anderes Fortbewegungsgefühl. Leider ist sowas die Ausnahme – und gerade in Hannover wird die Verkehrssituation für Radfahrer seit Jahren eher schlechter. Bemerkenswert ist, dass die gesamte Veranstaltung von der Region Hannover gestaltet wurde; die Stadt Hannover hat sich sowohl inhaltlich als auch finanziell vornehm zurückgehalten. Allein daraus zu folgern, für die Stadt Hannover habe der Radverkehr keine wirkliche Bedeutung wäre sicherlich billig. Leider passt das jedoch ins Bild, das man als Radfahrer anderweitig von der hannoverschen Verkehrspolitik bekommt.
Aber davon ein anderes Mal mehr…