Rene Marik nach der Vorstellung bei Autogrammstunde und Fotos

Rene Marik und der Maulwurf in „KasperPop”: Autschn reloaded? 4


Ges­tern war Rene Marik wie­der in Han­no­ver. Und zwar mit sei­nem neu­en Pro­gramm „Kas­per­Pop”. Letz­tes Jahr war ich ja schon in „Autschn” und war rest­los begeis­tert. Nun also das neue Pro­gramm – ich und mit mir nicht weni­ger als fünf Freun­de waren gespannt. Statt des größ­ten Saa­les im Rasch­platz­pa­vil­lon war die Vor­stel­lung dies­mal im Thea­ter am Aegi, des­sen Saal dop­pelt so groß ist und das eben­falls aus­ver­kauft war.

Rene Marik mit Maul­wurf und Fal­ken­horst, Foto: Ben Wolf (Pres­se­fo­to)

Marik ist ja von der Aus­bil­dung her Pup­pen­spie­ler und inso­fern sind die Pup­pen wie­der zen­tra­ler Bestand­teil der Show. Jede Men­ge alte Bekann­te fin­den sich im Lau­fe des Abends auf der Büh­ne ein: Frosch Fal­ken­horst, der ber­li­nern­de Eis­bär Kal­le, die Wasch­lap­pen Domi­nik und Jaque­line, „de Babe” und sogar das Tele­tub­bie-Tele­fon sind wie­der mit von der Par­tie – genau­so natür­lich wie Sym­pa­thie­trä­ger und Mar­ken­zei­chen Maul­wurf, der immer noch kei­nen Namen hat, aber im Lau­fe des Abends dies­mal auf eine Maul­wur­fin tref­fen darf. Ich will mal nicht ver­ra­ten, ob die bei­den sich krie­gen, aber so rich­tig leicht hat es der Maul­wurf ja noch nie gehabt.

Zwei Neu­zu­gän­ge sind zu ver­zeich­nen: Neben einem klei­nen E.T. ist das vor allem der „Kas­per”, der dem Pro­gramm sei­nen Namen gibt und es als „Hass­kas­per” auch gleich mal mit einer ful­mi­nan­ten Publi­kums­be­schimp­fung eröff­net. Ansons­ten über­nimmt er den dia­bo­li­schen Part des Abends: Wenn er, beglei­tet von Sir­ren aus den Laut­spre­chern, auf­taucht, wird’s unge­müt­lich. Mal ent­führt er Bar­bie, mal erscheint er dem Maul­wurf in einem Mush­room-Alp­traum und Fal­ken­horst wird schließ­lich von ihm um einen Frosch­schen­kel erleich­tert. Außer­dem ist er zen­tra­les Ele­ment von zwei Ein­spiel­fil­men: In der „Hass­kas­per­box” kön­nen Pas­san­ten die Pup­pe über die Hand zie­hen und ihrem Frust mal so rich­tig frei­en Lauf las­sen. Die Zusam­men­schnit­te sind mal wit­zig, wenn etwa ein Fran­zo­se derb über Prä­si­dent Sakor­zy schimpft und dabei die lang­ge­zo­ge­nen fran­zö­si­schen „äh„s pho­ne­tisch kor­rekt als „eee ööööööööööö” unter­ti­telt wer­den. Mal sind sie stran­ge, wenn jemand mit deut­li­chem tür­ki­schen Akzent sich über Aus­län­der beschwert. Und häu­fig kommt Ber­li­ner Lokal­ko­lo­rit durch, was aber auch kein Wun­der ist, weil die Box für vie­le die­ser Ein­spie­ler wohl am Alex­an­der­platz in Ber­lin stand. Da sind dann halt vie­le Leu­te, die sich über die Woh­nungs­not in Fried­richs­hain beschwe­ren oder sanier­te Häu­ser im Prenz­lau­er Berg, die sie an Schö­ne­berg erinnern.

Die Hass­box steht auch an den jewei­li­gen Spiel­or­ten und Marik for­dert das Publi­kum auf, nach der Vor­stel­lung von ihr Gebrauch zu machen. Die in der Vor­stel­lung gezeig­ten Fil­me sol­len von Zeit zu Zeit über­ar­bei­tet und auch ins Inter­net gestellt wer­den. In Han­no­ver waren dann wohl auch so etwa zehn Leu­te anschlie­ßend in der Box.

Eintrittskarte zur Vorstellung in Hannover mit Autogramm

Ein­tritts­kar­te zur Vor­stel­lung in Han­no­ver mit Autogramm

Zwei Stun­den über Kopf mit Hand­pup­pen zu spie­len ist nicht mög­lich, wes­halb das Kas­per­Pop-Pro­gramm, wie schon Autschn, auch aus Nicht-Pup­pen-Tei­len besteht. Hier­für hat Marik sich Ver­stär­kung in Form des „Tasta­teurs Pro­fes­sor Inge” auf die Büh­ne geholt, der ihn zu sei­ner E‑Gitarre beglei­tet. Lei­der hat sich auch der Cha­rak­ter der musi­ka­li­schen Parts grund­le­gend geän­dert: Statt der mini­ma­lis­ti­schen Inter­pre­ta­ti­on melan­cho­li­scher Lie­bes­schul­zen gibt es jetzt ziem­lich lau­te und schnel­le „Pop”-Musik, die bei uns in der Grup­pe nie­man­den so recht über­zeug­te. Es ist eine nicht wirk­lich inspi­rier­te Mischung aus den Ärz­ten, Sil­ber­mond und Blum­feld, die da aufs Publi­kum her­ab­pras­selt. Abge­se­hen davon, dass ich Blum­feld und Dis­tel­mey­ers ver­schwurb­selt-pseu­do­in­tel­lek­tu­el­len Gesang nie lei­den konn­te, waren die Stü­cke von Marik nicht immer ver­ständ­lich und pass­ten nicht so recht zu den ande­ren Tei­len des Pro­gramms. Mit die­ser Ein­schät­zung war ich wohl nicht allein: Als Marik im Rah­men der Zuga­be erneut zur Gitar­re griff, gab es den ver­nehm­li­chen Zwi­schen­ruf „Nicht sin­gen!” aus dem Publikum.

Rene Marik nach der Vorstellung bei Autogrammstunde und Fotos

Rene Marik nach der Vor­stel­lung bei Auto­gramm­stun­de und Fotos

Über­haupt, der gro­ße Bogen. „Ein Pro­gramm über Pop und Kata­stro­phen” hat Marik ange­kün­digt. Auf die Fra­ge nach der Schnitt­men­ge wuss­te das Publi­kum kei­ne rech­te Ant­wort (und ich habe mich in dem Moment nicht getraut, laut „Die­ter Boh­len” zu rufen) und so macht sich denn manch­mal eine recht destruk­ti­ve Grund­stim­mung breit. Der Maul­wurf fährt im Urlaub nach Afgha­ni­stan und endet als Ram­bo, der mit der Kalasch­ni­kow alles nie­der­mäht. Die Wasch­lap­pen tref­fen „in New York” auf­ein­an­der und als end­lich das Eis gebro­chen scheint sagt Jaque­line: „Schau mal, ein Flug­zeug” – und weist nach unten. Marik ver­sucht es ver­ein­zelt mit poli­ti­schen The­men, aber das – fin­de ich – bekommt dem Pro­gramm nicht beson­ders gut. Wo Autschn mit poe­ti­scher Leich­tig­keit glänz­te und mit dem vom Lie­bes­pech ver­folg­ten Maul­wurf einen ganz ein­fa­chen aber zutiefst lie­bens­wer­ten Hel­den hat­te, kommt Kas­per­Pop manch­mal reich­lich bra­chi­al daher. Und der Kas­per, des­sen Bezeich­nung mehr­fach zwi­schen „Hass­kas­per” und „Glat­zen­kas­per” wech­selt, ist nicht wirk­lich eine posi­ti­ve Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur. Zumal sich des­sen Destruk­ti­vi­tät durch das gan­ze Pro­gramm zieht.

Das heißt jetzt aber nicht, dass es nicht auch viel zu Lachen gäbe. Beson­ders stark ist Marik immer, wenn er wie schon in den gro­ßen Momen­ten von „Autschn” mit einem Mini­mum an Requi­si­ten eine Sze­ne aus dem Ärmel schüt­telt, die man als Zuschau­er sofort erfasst und ver­in­ner­licht. Es mag Zufall sein, häu­fig pas­siert das genau dann, wenn er das aus Autschn Bekann­te zitiert, vari­iert oder erwei­tert. Schon ganz am Anfang kün­digt Fal­ken­horst den Maul­wurf an, nur um ihn dann selbst als Hand­pup­pe zu spie­len und den unter ihm ste­hen­den Marik mit den Wor­ten: „Sieh zu und ler­ne!” abzu­kan­zeln. Eben die­ser Maul­wurf arbei­tet sich spä­ter an Bar­bie ab, die er immer noch schmach­tend „de Babe!” nennt. Wenn er sie dann musi­ka­lisch zu erobern ver­sucht und dabei mit Sprach­feh­ler und Stevie-Won­der-Bril­le auf dem Spiel­zeug­key­board „I just cal­led to say I love you” zum Bes­ten gibt, ist das schlicht geni­al. Genau­so geni­al der Ver­such vom Maul­wurf und Fal­ken­horst, Win­ne­tou und „Old Shat­ter­ha­ge” nachzuspielen:

So fällt mein Fazit denn auch über­wie­gend posi­tiv aus: Ein kurz­wei­li­ger Abend, der am bes­ten ist, wenn Marik das macht, was er am bes­ten kann: Pup­pen­spie­len. Die Musik fällt dage­gen deut­lich ab und ein iro­ni­sie­ren­des Ele­ment wie die Gedicht­le­sun­gen aus „Autschn” gibt es gar nicht. Dafür spie­len die alt­be­kann­ten Pup­pen in neu­en Kon­stel­la­tio­nen und wir erfah­ren end­lich, wie Maul­wurf und Eis­bär mit­ein­an­der kön­nen – näm­lich gar nicht. Bei allem soll­te man auch nicht ver­ges­sen, dass das hier in Han­no­ver erst die drit­te Vor­stel­lung der Kas­per­Pop-Tour­nee war – es wür­de mich nicht wun­dern, wenn da in den nächs­ten Wochen nicht noch der eine oder ande­re Fein­schliff käme. Gegen Maul­wurf- und Fal­ken­horst-Ent­zugs­er­schei­nun­gen hilft am Bes­ten – ein Besuch bei Rene Marik!


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4 Gedanken zu “Rene Marik und der Maulwurf in „KasperPop”: Autschn reloaded?

  • mike

    das gesam­te pro­gramm lädt zum über­den­ken der sze­nen ein und beinhal­tet sovie­le bezü­ge zu mehr­fach­deut­ba­rem das es ein­fach komisch ist. hof­fent­lich fällt hass­kas­per um. hat sicher noch nie was gutes gemacht. womit ver­gif­te­te er denn den frem­den aus­ser­ir­di­schen? und müß­te don m. moped nicht soli­da­risch mit maul­wurf sein, der mit e.t. spre­chen kann? und über­haupt. tol­les pro­gramm. bin kein anar­chie fan. aber tol­les pro­gramm, toll schaugespielt..moment, ich habs gleich.
    das ist so ähn­lich anders. wo ist der zau­ber­stab, wel­chen spie­les geis­ti­gen sin­nes? wirk­lich toll.

  • Feuerwehrretter

    Ich fin­de die­sen Mann,einfach Klasse.

    Mach wei­ter so,und brin­ge uns in die­ser Zeit zum Lachen.

    Gruß
    Feuerwehrretter

  • Heike Wegener

    Hallo!Mein Sohn ist ein gros­ser Fan von dem Maul­wurf und dem Frosch!!Wie bekom­me ich Auto­gramm­kar­ten von Rene?Mit freund­li­chen Grüs­sen Hei­ke Wegener