Der österreichische Physiker Werner Gruber hat der Onlinezeitschrift Telepolis ein Interview gegeben. Unter der Überschrift „Zum Glück verstehen Terroristen nichts von Physik” bilanziert er die Wirksamkeit der aktuellen „Anti-Terror-Maßnahmen” aus naturwissenschaftlicher Sicht. Fazit: Völlig nutzlos. Das Versprechen völliger Sicherheit ist uneinlösbar und die aktuellen „Sicherheitsmaßnahmen” sind reine Augenwischerei. Das einzige was uns schützt, so Gruber mit ironisch-bitterem Unterton, ist, dass Terroristen lieber beten als sich mit Grundlagen der Physik zu beschäftigen.
Die große Terrorwarnung und das Versprechen von Sicherheit, das ist doch Blödsinn. […] Wenn jemand gut ist, bringt er jederzeit ein Flugzeug zum abstürzen. Ich kann mich gegen Terrorismus, vor allem gegen Selbstmordattentäter, nicht schützen. Wenn das jemand sagt, kann ich nur erwidern: Keine Chance! Sobald jemand bereit ist, sein Leben zu opfern, kann er ein Attentat durchführen.
Der Artikel enthält eigentlich nichts wirklich Neues, aber es ist hier erfrischend zusammengeschrieben und es tut ehrlich gesagt gut, zwischen all dem Sicherheitsgewäsch der Politik wenigstens hin und wieder mal jemanden zu lesen, der sich mit Verstand und ohne das Hecheln nach sinnlosem Aktionismus über das Terrorismusproblem Gedanken macht. Zumal Gruber sogar eine Lösung beschreibt:
Der einzige Ausweg ist eine politisch stabile Lage, in der die Menschen ihre Lebensträume verwirklichen können, und ein ruhiges und zivilisiertes Leben haben, ohne Furcht und ohne Angst. Das ist das Einzige, was wirklich etwas nützt. […] Wenn man das ganze Geld, das in Sicherheitstechnik investiert wird, wenn man diese gewaltigen Summen in Schulen und gute Ausbildungen in den entsprechenden Ländern investieren würde – allein die Kosten für die vielen Scanner auf allen Flughäfen weltweit und deren Betrieb – das wäre viel sinnvoller. Einzelne Verrückte wird es immer geben, aber wenn man den Menschen in einer Gesellschaft insgesamt eine positive Zukunftsaussicht gibt, dann trocknet das die Unterstützung für den Terror aus.
Klingt blauäugig, ich weiß. Aber allemal besser als die schleichende Einführung eines Präventions- und Überwachungsstaates. Erwähnte ich schonmal, dass die Piratenpartei hier eine ihrer programmatischen Grundlagen hat und in etwa das, was Gruber hier sagt, auch bereits seit Jahren in die politische Diskussion einbringt?
*Seufz* Ich glaube, ich muss in nächster Zeit mal wieder ein bisschen mehr politische Inhalte hier im Blog bringen. Naja, ist ja momentan grad’ die Zeit für gute Vorsätze…
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