Freitag vormittag war ich kurz nach Öffnung beim örtlichen Musikladen, um mir die höchstwahrscheinlich einzige CD dieses Jahres zu kaufen: „Soundso” von den Helden ist rausgekommen. Und irgendwie ist es für mich sozusagen eine Frage der Ehre, diese CD, wenigstens diese eine, so ganz richtig im Laden zu kaufen.
Sie war dann auch in ausreichender Menge vorhanden und mit knapp 16 Euro im Rahmen des heute wohl üblichen (oh Mann, Ende der 1980er habe ich teilweise Mainstream-CDs in der Erscheinungswoche für 16 DM gekauft – das ist nominell mal locker die Hälfte…). Erfreulicherweise behindert auch keine euphemistisch „Kopierschutz” genannte Nutzungssperre das Erzeugen von MP3-Dateien für die heute üblichen Abspielgeräte. Technisch also alles im grünen Bereich.
Aber inhaltlich? Im Vorfeld war ja einiges zu hören: „Die Platte, mit der wir selbst am zufriedensten sind”, „das rundeste Helden-Album bisher”, eine fast schon euphorische Spiegel-Rezension zwei Tage vorab und eine Helden-typische Nummer als ausgekoppelter Single-Teaser. Das klang alles vielversprechend.
Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich nach dem ersten Durchhören ziemlich enttäuscht war. Wo „Die Reklamation” oder „Von hier an blind” leicht, mitreißend und an ihren besten Stellen genial waren, da wirkt „Soundso” häufig einfach nur bemüht auf mich. Die Musik ist zwischen den einzelnen Titeln austauschbar und mehr als einmal habe ich mich allzustark an 2raumwohnung erinnert gefühlt – auch keine schlechte Musik, aber: Hey, wo sind die Helden?
Und die Texte: Judith hat ein neues Stilmittel entdeckt: Die Wiederholung. So werden Textzeilen wieder und wieder rezitiert und selbstbezüglich variiert oder referenziert. Dazu kommt intellektuell angehauchte Lyrik, deren tieferer Sinn sich mir aber irgendwie nicht erschließen will. Kurz: Weite Teile des neuen Albums werden zu einer indifferenten Text- und Musiksoße, die in meinen Ohren reichlich beliebig und austauschbar daherkommt.
Nun ist nicht das ganze Album Grütze. „Kein Grund zur Panik”, „(Ode) An die Arbeit” oder auch „Kaputt” kann man gut hören. Aber an „Guten Tag”, „Denkmal”, „Von hier an blind”, „Nur ein Wort” oder gar „Darf ich das behalten” kommt keines der neuen Stücke ran. Stattdessen hören wir, dass der „Meek” (ich habe noch nicht so ganz genau rausgefunden, was uns dieses Wort sagen will…) die Erde erben soll oder Judith so eine Art gedichtetes Statement über „U‑Bahnfahrplaneinzelpunkte” dem Lied „Stiller” vonanschickt. Endgültig Kindergartenniveau ist dann bei „Lass uns verschwinden” erreicht: „Vielleicht wärst du Seetang, ich wäre Krill / Wir wären der Seegang und dann wären wir still”. Oh Mann! Das erinnert mich an „Otto – Der Film”: „Ich wär der Abend, du wärst das Rot / Ich wär der Atem, du wärst die Not.” Oder so.
Aber vielleicht bin ich ja auch überkritisch. Die alten Lieder hatten jetzt zwei oder sogar vier Jahre Zeit. Da sind viele von ihnen zu ständigen Begleitern oder sogar guten Bekannten geworden. Mitsingen kann man eh alle. Und dann kommen da plötzlich so zwölf neue Homies in die Hood. Da ist Stress vorprogrammiert.
Ich werde „Soundso” jetzt jedenfalls erstmal eine Chance geben. Beim zweiten und dritten Mal klingt in der Tat einiges schon etwas gefälliger. Vielleicht wird’s ja noch. Andererseits: Für den ersten Eindruck gibt’s keine zweite Chance. Und den hat „Soundso” bei mir verratzt.