Gerade habe ich einen USB-WLAN-Stick unter Linux konfiguriert. Problem: Ich hier, der Rechner 200 km entfernt. Ein Schauspiel in drei Akten.
1. Akt: Beim Mittagessen bekomme ich einen Anruf: „Du, mein Rechner soll jetzt per WLAN ins Internet. Wir stehen hier gerade im Media-Markt, was nimmt man denn da? Auf den Packungen steht immer nur Windows und Mac OS.” Ich gebe auf gut Glück „wlan dlink linux” bei Google ein und finde einen Blogpost. Fein. Ich frage also: „Ist das ein D‑Link DWL-G122 mit Hardware C1 und Firmware 3.0?” Ich glaube ja selbst nicht daran, dass das so genau auf der Verpackung steht, aber überraschenderweise lautet die Antwort: „Ja, steht da so drauf.” Freude macht sich breit, zumal die längliche Treiberinstallationsanleitung auf der Webseite seit Kernel 2.6.24 Geschichte ist – der Treiber ist seitdem integriert.
2. Akt: Etwa eine Stunde später wieder ein Anruf: „Geht nicht.” Nun, das war ja zu erwarten. Ich spiele fernmündlich ein wenig an den Netzwerkeinstellungen herum. Der Rechner ist von mir selbst eingerichtet, topaktuelle Hardware und mit einer voll durchaktualisierten SuSE 11.1 ausgestattet. Mein Mitstreiter ist zum Glück computeraffin, allerdings in der Windowswelt zu Hause. Trotzdem gelingt es uns zunächst nicht, den WLAN-Stick zu irgendeiner Zusammenarbeit zu bewegen. Erst als er beiläufig erwähnt, da wäre beim ersten Einstecken so eine Meldung gekommen mit einem nötigen Paket oder so, fällt bei mir der Groschen: Der Stick braucht eine Firmware! Und die ist bei SuSE standardmäßig nicht dabei. Argh!
3. Akt: /var/log/messages verrät den Namen der Firmwaredatei: rt73.bin. Wir finden sie beide etwa gleichzeitig an verschiedenen Stellen im Internet. Per USB-Stick können wir sie auf den Rechner verfrachten und einmal raus- und reinstecken des Sticks lässt die Sonne aufgehen. Plötzlich blinkt er und verbindet sich mit dem WPA-WLAN, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Nach Rausschmiss der bisherigen eth0-Verbindung aus der Konfiguration funktioniert dann auch das Routing und alle sind glücklich. Kommentar: „Warum ist das bei euch unter Linux immer so umständlich?”
Tja, warum eigentlich? Warum ist die Firmware nicht von vornherein auf der SuSE-CD? Alternativ: Warum ist die Datei nicht auf der CD, die beim WLAN-Stick dabei ist? Alternativ: Warum findet sie sich nicht auf Webseite? Es könnte alles so einfach sein – und bei meinem Centrino-Chipsatz im Laptop ist es das auch schon seit Jahren…
Naja, ich bin ja ein positiv denkender Mensch. Ich glaube, in nicht allzu ferner Zukunft werden sich Hersteller solche Ignoranz schlicht nicht mehr leisten können. DLink habe ich diesbezüglich mal gefragt, wie sie das so sehen. Bin mal gespannt, ob ich eine Antwort bekomme.
Nachtrag: Mittlerweile sehe ich, dass wohl ein einfaches
zypper install ralink-firmware
das Problem ebenfalls gelöst hätte. Aber warum macht das Yast nicht automatisch?
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