Hopper in Hannover

Mit dem Hopper durch Hannover – Praxistest mit dem Kabinenfahrrad


Ein Zufall hat es mir ermög­licht, für zwei Stun­den mit einem „Hop­per”-Kabi­nen­fahr­rad durch Han­no­ver zu fah­ren. Ich will wis­sen: Klappt das in der han­no­ver­schen Innen­stadt und den umlie­gen­den Vierteln?

Hopper in Hannover

Hop­per in Hannover

Der Hop­per ist ein in Ent­wick­lung befind­li­ches Kabi­nen­fahr­zeug. Er erin­nert äußer­lich an ein extrem klei­nes Auto, ist bau­lich aber ein E‑Bike mit Unter­stüt­zung bis maxi­mal 25 km/h und damit recht­lich – ein Fahr­rad. Ent­spre­chend darf (und muss) er über­all dort fah­ren, wo es für Fahr­rad­ver­kehr vor­ge­se­hen ist – fle­xi­bel aber ange­sichts der Infra­struk­tur in deut­schen Städ­ten herausfordernd.

„Mein” Gefährt ist für eine Inte­gra­ti­ons­ent­wick­lung für eini­ge Tage in Han­no­ver. Es ist ein Ent­wick­lungs­pro­to­typ mit eini­gen Ein­schrän­kun­gen. Ins­be­son­de­re regelt er auf mei­ner Test­fahrt schon bei 16 km/h ab. Das reicht für einen grund­sätz­li­chen Ein­druck, tat­säch­lich wäre die Fle­xi­bi­li­tät mit 25 km/h aber deut­lich höher.

Armaturenbrett des Hopper

Arma­tu­ren­brett des Hopper

Kurz zur Bedie­nung und zum Fahr­ver­hal­ten: Gesteu­ert wird mit einem „ech­ten” Lenk­rad, Tacho und Bat­te­rie­an­zei­ge sind auf einem zen­tra­len Dis­play, links und rechts dane­ben eini­ge Tas­ter für die Höchst­ge­schwin­dig­keit, den Rück­wärts­gang und den Blin­ker. Gebremst wird durch Zie­hen am „zwei­ten Lenk­rad”, das hin­ter dem ers­ten ange­bracht ist.

Im Fuß­raum befin­den sich – wir reden ja von einem Fahr­rad – die Peda­le. Der Hop­per hat, so war mein Ein­druck, eine rein elek­tri­sche Kraft­über­tra­gung, d.h. durch das Tre­ten wird Strom erzeugt, der dann die Moto­ren an den Rädern antreibt. Dadurch ist es bei­spiels­wei­se nicht mög­lich, ohne Motor­un­ter­stüt­zung schnel­ler als die Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit zu fah­ren. Rück­wärts fah­ren geht durch rück­wärts tre­ten bei gleich­zei­ti­gem Drü­cken der Rückwärtsfahrtaste.

Die rein elek­tri­sche Kraft­über­tra­gung heißt auch, dass bei aus­ge­schal­te­tem Hop­per die Peda­le schlicht kei­ne Kraft über­tra­gen. Das stellt einen gewis­sen Dieb­stahl­schutz dar, da so ein Weg­fah­ren unmög­lich ist – man muss schieben.

Die Len­kung ist für ein Fahr­rad unge­wöhn­lich aber sehr prak­tisch: Man lenkt das Hin­ter­rad – und zwar bis zu einem 90°-Winkel. Damit kann man – mit ein biss­chen Übung – qua­si auf der Stel­le wen­den. Ich bin damit jeden­falls auch an enge­ren Stel­len gut durch­ge­kom­men – wobei ich aber auch kei­ne rich­tig fie­sen Drän­gel­git­ter auf dem Weg hatte.

Meine Hopper-Route durch die hannoversche Innenstadt

Mei­ne Hop­per-Rou­te durch die han­no­ver­sche Innenstadt

Und wie fährt es sich nun in der Pra­xis? Nun, ich habe mei­ne Rou­te auf­ge­zeich­net um ein bes­se­res Bild zu ver­mit­teln, sie­he oben. Vom Ernst-August-Platz aus in den Tun­nel Fern­ro­der Stra­ße erge­ben sich fol­gen­de Erkenntnisse:

  • Auf den „Schutz­strei­fen” im Fern­ro­der Tun­nel passt der Hop­per mit sei­nen 88 cm Brei­te schlicht nicht drauf. Das liegt aber nicht am Gefährt, son­dern an der unter­ir­di­schen Infra­struk­tur. Glück­li­cher­wei­se kommt kein Auto. Aller­dings hat man mit der Kabi­ne eine gewis­se Knautsch­zo­ne für den Ernst­fall und mit den Rück­spie­geln auch einen guten Überblick. 
    Schutzstreifen auf der Fernroder Straße (Symbolbild aus dem Jahr 2017) - Zu schmal für den Hopper

    Schutz­strei­fen auf der Fern­ro­der Stra­ße (Sym­bol­bild aus dem Jahr 2017) – Zu schmal für den Hopper

  • Den Fuß- und Rad­ver­kehrs­tun­nel Vol­gers­weg unter der Ber­li­ner Allee hin­durch meis­tert das Gefährt ohne sich eine Blö­ße zu geben. Natür­lich fül­le ich auch hier die recht schma­len Wege mit mei­nem Gefährt gut aus. 
    Unterführung Volgersweg (Symbolbild aus dem Jahr 2017)

    Unter­füh­rung Vol­gers­weg (Sym­bol­bild aus dem Jahr 2017)

  • Die Neben­stra­ßen in der Ost­stadt sind unspek­ta­ku­lär. Auf der Frie­sen­stra­ße hän­ge ich plötz­lich hin­ter einem ande­rem Rad­fah­rer, der mit nur 14 km/h unter­wegs ist. Da ich auch nur 16 km/h schaf­fe, blei­be ich schlicht dahin­ter und neh­me mei­nen Vor­der­mann als Ali­bi für mei­nen eige­nen Schleichgang. 
  • Im Post­tun­nel ist der Rad­weg zwar durch­aus breit, aber auf bei­den Sei­ten durch hohe Bord­stei­ne von Fahr­bahn und Fuß­weg getrennt. Dadurch wird es dann doch wie­der rela­tiv eng und ich weiß nicht, ob ich hier wohl über­holt wer­den könn­te. Es ist aber auch nie­mand zum Über­ho­len da. 
  • Auf der Kreu­zung Lis­ter Mei­le/K­urt-Schu­ma­cher-Stra­ße/­Schil­ler­stra­ße habe ich mit mei­nem Drei­rad einen guten Sta­bi­li­täts­vor­teil bei den brei­ten und tie­fen Stra­ßen­bahn­schie­nen, die ich in spit­zem Win­kel schnei­de. Ledig­lich die Ampel­schal­tung ist schi­ka­nös wie immer – aber da kann ja der Hop­per nix zu. 
  • In den innen­städ­ti­schen Fuß­gän­ger­zo­nen fährt es sich über­ra­schend gut. Natür­lich bin ich hier deut­lich lang­sa­mer als die sowie­so schon nicht schnel­len 16 km/h, aber das Gefährt ist gut zu sehen und offen­sicht­lich auch gut abzu­schät­zen. Kei­ner­lei brenz­li­ge Situationen. 
  • An den Nanas, wo die Fotos vom Hop­per ent­stan­den sind, tes­te ich aus­gie­big und mit gutem Erfolg die Wen­dig­keit des Gefährts. Beim Rück­wärts­fah­ren hel­fen die Außen­spie­gel sehr gut, trotz­dem braucht es Erfah­rung um den Abstand zu Hin­der­nis­sen exakt ein­schät­zen zu kön­nen. Ich fah­re eher vor­sich­tig und ver­mei­de jeg­li­che Kol­li­si­on mit Trep­pen­stu­fen oder Nana-Sockeln. 
  • Die klei­ne Rund­fahrt durch den Lan­ge-Lau­be-Kiez führt über enge Stra­ßen, in denen ich mich aber gut mit dem Auto­ver­kehr arran­gie­ren kann. Mitt­ler­wei­le habe ich ja schon etwas Übung mit dem „Gabel­stap­ler­fee­ling”, das die Len­kung ver­brei­tet. Mer­ke: Klein und wen­dig hat Vorteile. 
    Lange Laube (Symbolbild von 2019) - Was man so Fahrradstraße nennt...

    Lan­ge Lau­be (Sym­bol­bild von 2019) – Was man so Fahr­rad­stra­ße nennt…

  • Die Rad­we­ge längs des Leib­ni­zu­fers und der Brühl­stra­ße sind viel zu schmal für mein Gefährt. Ich kann gar nicht anders als immer wie­der auf den Fuß­weg aus­zu­wei­chen – die­se Witz­strei­fen sind ja zu allem Über­fluss auch noch im Zwei­rich­tungs­ver­kehr frei­ge­ge­ben. Dar­über hat­te ich mich aller­dings auch schon vor acht Jah­ren geär­gert, als ich hier mit dem Hun­de­an­hän­ger unter­wegs war. 
  • Nach erneu­ter Fahrt über Mar­stall und Fuß­gän­ger­zo­ne kommt dann die viel­leicht größ­te Her­aus­for­de­rung: Die Ram­pe am Stein­tor. Hier muss ich wirk­lich war­ten bis sich eine Lücke im Fuß­gän­ger- und Rad­fah­rer­strom auf­tut, damit ich mich auf die Ram­pe ein­fä­deln kann. Auch das geht, aber das wäre defi­ni­tiv eine Stel­le, die ich mit dem Hop­per mei­den wür­de: Das geht über die Mög­lich­kei­ten han­no­ver­scher Ver­kehrs­in­fra­struk­tur hinaus. 
  • Lan­ge Lau­be und Königs­wor­t­her Platz las­sen sich mit dem Hop­per genau­so gut oder schlecht wie mit jedem ande­ren Fahr­rad fah­ren. Die Baum­um­fah­rungs­schi­ka­ne auf dem süd­li­chen Königs­wor­t­her Platz ist mit dem Hop­per noch etwas schi­ka­nö­ser als mit ande­ren Rädern. 
    Baumumfahrungsschikane am Königsworther Platz (Symbolbild von 2017)

    Baum­um­fah­rungs­schi­ka­ne am Königs­wor­t­her Platz (Sym­bol­bild von 2017)

Auch auf dem Rest der Tour über Nord­stadt, Kla­ges­markt und Kurt-Schu­ma­cher-Stra­ße kann ich genau­so gut (oder schlecht) fah­ren wie mit ande­ren Rädern.

Blick aus dem Hopper

Blick aus dem Hopper

Wie fällt nun das Fazit aus? Nun, man kann mit die­sem „Fahr­rad” fah­ren – und es macht sogar ziem­lich viel Spaß. Jeder, den ich mit dem Ding fah­ren gese­hen habe (inklu­si­ve mir selbst) hat­te nach spä­tes­tens 50 Metern ein brei­tes Grin­sen im Gesicht: Sehr cool!

Man kann sich mit dem Hop­per auch durch die Stadt bewe­gen. Man behält einen Groß­teil der fahr­rad­ty­pi­schen Fle­xi­bi­li­tät, hat dabei aber Motor­un­ter­stüt­zung, Knautsch­zo­ne und einen gewis­sen Wet­ter­schutz (an Türen oder ander­wei­ti­gen Sei­ten­schüt­zen arbei­ten die Ent­wick­ler ihren Aus­sa­gen zu Fol­ge noch). Unzu­läng­lich­kei­ten in der Infra­struk­tur wie zu enge Wege oder unkla­re Füh­run­gen tre­ten mit dem Hop­per viel­leicht etwas deut­li­cher zu Tage als mit ande­ren Fahr­rä­dern – dafür hat er weni­ger Pro­ble­me mit Straßenbahnschienen.

Ein voll­stän­di­ges Fazit kann ich nach zwei Stun­den natür­lich nicht zie­hen. Das ist nicht nur zu wenig Zeit, die star­ke Dros­se­lung der Höchst­ge­schwin­dig­keit führt auch zu einem deut­lich ande­ren Fahr­ge­fühl. Fahr­ten bei Regen, län­ge­re Fahr­ten oder auch ande­re mei­ner nor­ma­len Wege müss­te ich auch noch­mal abtes­ten. Aber: Wenn sich die Chan­ce ergä­be, wür­de ich sie sicher­lich nut­zen. Denn grund­sätz­lich macht der Hop­per einen ziem­lich guten Ein­druck auf mich. Es ist ein­fach ein ziem­lich coo­les „Fahr­rad”.

…und das habe nicht nur ich gemeint. Denn auf mei­ner Tour bin ich nicht ein­mal blöd ange­pö­belt wor­den – selbst als ich plötz­lich in eimem Fuß­gän­ger­pulk fest­steck­te und den Hop­per sicher­heits­hal­ber zur Sei­te gescho­ben habe. Wenn die Leu­te mich ange­spro­chen haben, dann weil sie wis­sen woll­ten, was das für ein coo­les Fahr­zeug wäre. Und das sagt ja auch was aus.

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