Das ist so eine dieser Veranstaltungen, die man eigentlich nicht haben möchte: Eine Mahnwache für einen zu Tode gekommenen Radfahrer. Im August ist der Unfall passiert, am Deisterkreisel, einem der verkehrsreichsten Plätze Hannovers – und sicher einem derjenigen, die am fahrrad- und fußgängerunfreundlichsten überhaupt in Hannover sind.
Ein zivilgesellschaftliches Bündnis hatte in enger Abstimmung mit den Hinterbliebenen des Unfallopfers dazu aufgerufen zusammenzukommen. Neben dem Gedenken an den Toten geht es auch darum, nochmal öffentlich zu machen, was passiert ist und was die Folgen sind: Ein Mensch ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.
International hat sich hier mittlerweile etabliert, im Andenken an umgekommene Radfahrer „Ghostbikes” aufzustellen – in weiß gehaltene Fahrräder, an denen ein einfaches Schild an den verstorbenen Radfahrer erinnert.
Am Anfang der Veranstaltung wurden ein paar Worte gesagt. Wichtiger und weit eindrücklicher fand ich aber das anschließende Zeichen: Wir haben gemeinsam das vorbereitete Fahrrad auf der Fahrbahn einmal um den gesamten Deisterkreisel geführt. Erst dann wurde es – wie für Ghostbikes üblich – nah am Unfallort an einem Mast befestigt.
Eingangs schrieb ich, man möchte solche Veranstaltungen eigentlich nicht haben. Denn eigentlich soll ja niemand bei einem Verkehrsunfall zu Tode kommen. Trotzdem: Wenn ein solcher Unfall passiert, dann ist das öffentliche Zeichen, das von einer solchen Mahnwache und dem Ghostbike ausgeht, umso wichtiger. Vom Autoverkehr getötete Menschen, insbesondere Fußgänger und Radfahrer, sind immer auch ein Zeichen dafür, dass die Prioritäten in der Verkehrsplanung und ‑lenkung viel zu stark am Autoverkehr orientiert sind. Ich will dazu beitragen, dass eine solche Änderung endlich beginnt, und zwar umfassend und nachhaltig. Und deshalb war es auch mir persönlich sehr wichtig, heute nachmittag am Deisterplatz an der Mahnwache teilzunehmen.