Da habe ich nun etwas gemacht, das bei vielen Menschen in meinem Umfeld eine gewisse Fassungslosigkeit ausgelöst hat: Seit etwa einem Monat bin ich bei Facebook registriert. Genau: Das ist diese Datenkrake, der schon unsere extrem kompetente „Verbraucherschutzministerin” öffentlichkeitswirksam den Rücken kehrte, weil dort so unglaublich böse Dinge mit der Privatsphäre passieren würden und die überall rumschnüffeln und überhaupt…
Die Verbraucherschutzministerin gehört übrigens derjenigen Partei an, die am lautesten nach Vorratsdatenspeicherung und Überwachungsstaat schreit. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ich gehöre zu den Menschen, die über eine Sache am liebsten erst dann urteilen, wenn sie sich selbst ein Bild machen konnten. Nach einem Monat bin ich nun langsam so weit, dass ich einen kleinen Realitätscheck wage, was diese Aussagen betrifft. Und dessen Resumée lautet: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Tatsächlich weiß Facebook von mir als Nutzer nicht mehr als meinen Namen, meine E‑Mailadresse und meine Handynummer. Letztere war für die Anmeldung nötig, die beiden anderen habe ich zwar mit meinem bürgenlichen Namen hinterlegt, dies wäre aber nicht zwingend. Und in der Tat treiben sich in meiner Freundesliste so einige Menschen herum, die mit einem Phantasienamen oder zumindest einem stark gekürzten Nachnamen unterwegs sind. Andere „harte Fakten” kennt das „soziale Netzwerk” von mir nicht.
Dann habe ich als erste Amtstat meinem neu angelegten Profil eine relativ weitgehende Verschwiegenheit verordnet: Fast alle Inhalte sind nur von meinen „Freunden” lesbar. Auch dies scheint eine recht verbreitete Taktik zu sein, jedenfalls konnte ich auch bei vielen meiner jetzigen Kontakte vor dem Knüpfen der „Freundschaft” im Profil nichts oder nur wenig lesen.
Insofern ist das ganze zunächst mal ziemlich dicht und entspricht meinen eigenen Anforderungen daran, wie ich von Internetdiensten erwarte, dass sie mit meinen Daten umgehen. Allerdings sind der eigentliche Datenschatz bei Diensten wie Facebook ja gar nicht so sehr meine realen Daten, sondern die Informationen im System: Mit wem bin ich bekannt, wer ist bei mir Freund, auf wessen Seite lese ich, was markiere ich mit „Gefällt mir”. Daraus lässt sich durchaus ein gewisses Bild meiner Person zeichnen. Allerdings sind es nunmal genau diese Informationen, die das „soziale Netzwerk” Facebook ausmachen. Deshalb gehe ich diesen Kompromiss ein, gebe diese Daten in die Rechner des Facebooksystems und bekomme dafür die Vernetzung.
Und die ist gar nicht schlecht. Es geht hier um das einfache In-Kontakt-Bleiben und den Austausch von Informationen (unabhängig von Gehalt und Niveau), und da hat Facebook in der Tat vieles richtig gemacht. Ich kann kurze Statements hinterlassen, die Statements anderer Teilnehmer kommentieren, schnell mal ein Bild, ein Video oder einen Link posten und auch die wieder kommentieren lassen oder an Andere weiterschicken. Das alles mit wenigen Klicks und ziemlich intuitiv. Das geht genau auf die richtige Art und Weise unkompliziert und im Vorbeigehen, sodass man es auch tatsächlich benutzt.
Und was hat man nun für „Freunde” auf Facebook? Naja, quer durch den Garten. Bei mir sind’s viele Piraten (logisch), Kollegen, „reale” Freunde (ja, sowas habe ich…) und Familie. Insbesondere habe ich über Facebook mittlerweile auch einige alte Schulkameraden wiedergefunden bzw. habe hier die Möglichkeit, auf die bereits beschriebene unkomplizierte Weise in Kontakt zu bleiben. Ja, ich gebe zu, es war ein durchaus positiver Zufall, dass ausgerechnet in meine Facebook-Einstiegsphase mein 20-jähriges Abi-Jubiläum fiel. Der Clou ist dabei weniger, dass ich alle diese Menschen jetzt erreichen könnte – bei den allermeisten ging das auch vorher schon -, sondern dass ich sie auf Facebook einfach erreichen kann. Und das scheint nicht nur mir so zu gehen: Kurze Nachricht über das Nachrichtentool – kurze Antwort kommt häufig sehr schnell zurück. Einfacher als E‑Mails, länger als Twitter, zudem ggf. mit Bildern und Links aufgepeppt – Facebook-Nachrichten bilden meiner (zugegebenermaßen kurzen) Erfahrung nach eine eigene Nuance im Kontinuum der textbasierten Kommunikationswege.
Zudem geht das ganze auch ohne große Abstriche übers Handy. Die Facebook-Android-App is’ zwar nich’ so dolle, aber zum kurzen Checken „Hat wer was geschrieben?” oder „Was machen denn die anderen gerade?” reicht es vollkommen.
Insofern würde ich viele der Warnrufe über die „gefährliche Datenkrake” Facebook nicht uneingeschränkt teilen. Sicher, man kann sich in einem sozialen Netzwerk komplett nackig machen. Zumindest Facebook im Juni 2011 erzwingt dies aber keineswegs. Man muss halt – wie so häufig im Leben – wissen was man tut. Aber vielleicht sieht man das auch etwas anders, wenn man in Wikipedia zu finden ist…
Und über was redet man bei Facebook nun so? Naja, wie nicht anders zu erwarten: Immer nur über das Wichtigste…
Für dieses Blog hat meine Facebook-Anmeldung übrigens auch zwei Konsequenzen: Zum einen sollte jeder neue Artikel hier ab sofort auf meiner Pinnwand angekündigt werden und zum anderen hat jeder Artikel hier jetzt einen „Gefällt mir”-Knopf, mit dem andere Facebooker auf ihn hinweisen können. Für beides verwende ich das WordPress-Plugin „Add Link to Facebook”. Mal sehen, ob das alles so funktioniert wie die Anleitung sagt.
Soweit ich weiß, wird durch den „Like”-Button jetzt meine IP an Facebook übertragen, auch ohne dass ich bei Facebook bin und auch ohne dass ich den Button klicke. Das gilt für jeden Besucher auf jeder Seite mit diesem Button. Das ist eines der Facebook-Features, für die es von mir ein #dislike gibt.
Dieses Blog kommuniziert auf Grund eines Seitenaufrufes nicht in einer Art und Weise mit Facebook, die Informationen über den auf das Blog zugreifenden Rechner an Facebook übermitteln. Sofern im Browser erlaubt, wird dieser zwecks Anzeige des Knopfes Kontakt mit Facebook aufnehmen. Dies könnte im Browser unterbunden werden – aber wozu?
Pingback: Facebook « Letzte Weisheiten