Linie 15 am Eugensplatz

Der Nahverkehrs-Adventskalender (18): Stuttgart, Eugensplatz, 1996


Linie 15 am Eugensplatz

Linie 15 am Eugensplatz

Heu­te geht es nach Stutt­gart. Ich bin ja bereits auf S21 ange­spro­chen wor­den, aber im Rah­men die­ses Advents­ka­len­ders wer­de ich dazu nichts schrei­ben. Statt­des­sen blen­den wir zurück in das Jahr 1996. Das Bild ist an einem der steils­ten Abschnit­te des Stutt­gar­ter Stra­ßen- und Stadt­bahn­net­zes auf­ge­nom­men wor­den. Rechts im Bild unter­bricht der Eugen­splatz den steil anstei­gen­den Stra­ßen­zug der Alex­an­der- und Hauß­mann­stra­ße. Die Stra­ßen­bahn auf dem Bild ist aus der Innen­stadt kom­mend unter­wegs zur Ruh­bank und wei­ter durch Sil­len­buch zum End­punkt Heu­ma­den. Die Stra­ßen­bahn­tras­se liegt mit­ten in der Stra­ße und ist bau­lich nicht von den Auto-Fahr­spu­ren getrennt. Bei den Fahr­zeu­gen han­delt es sich um „klas­si­sche” Meter­spur-Stra­ßen­bahn­fahr­zeu­ge, die in Stutt­gart zu die­sem Zeit­punkt stets als Dop­pel­trak­ti­on aus zwei Trieb­wa­gen fuhren.

Ich schrei­be „fuh­ren”, weil die­se Fahr­zeu­ge – abge­se­hen von einem Muse­ums­be­trieb – in Stutt­gart mitt­ler­wei­le Geschich­te sind. Ähn­lich wie vie­le ande­re Städ­te hat auch Stutt­gart in den 1960er-Jah­ren den Grund­satz­be­schluss gefasst, das bis­he­ri­ge Stra­ßen­bahn­netz durch eine Stadt­bahn mit hohem Anteil an eige­nen Gleis­kör­pern und län­ge­ren niveau­frei­en Abschnit­ten (Tun­neln) zu erset­zen. Ähn­lich wie zum Bei­spiel im Ruhr­ge­biet gab es auch hier den Plan, zudem die ver­wen­de­te Spur­wei­te von der bis­he­ri­gen Meter­spur (1000mm) auf Nor­mal­spur (1435mm) umzu­stel­len. Aber anders als zum Bei­spiel in Essen hat Stutt­gart die­ses Vor­ha­ben zwi­schen 1983 und 2011 kom­plett umge­setzt. Meter­spur­ver­kehr gibt es schon seit 2007 nur noch museal.

1996 war man davon aber noch weit ent­fernt. Die Linie 15 auf dem Foto war eine von drei noch ver­blie­be­nen Stra­ßen­bahn­li­ni­en zu die­sem Zeit­punkt. Sie war dann auch die letz­te, die auf Stadt­bahn­be­trieb umge­stellt wur­de. 1999 wur­de der Teil hin­ter Ruh­bank in das Stadt­bahn­netz inte­griert und die Stra­ßen­bahn dort­hin zurück­ge­zo­gen. Lan­ge Zeit war der Plan, sie im Abschnitt zwi­schen Olgaeck und Ruh­bank völ­lig abzu­schaf­fen und durch eine Bus­li­nie zu erset­zen. Das hohe Ver­kehrs­auf­kom­men – allein fünf Schu­len lie­gen an die­sem Abschnitt der Stre­cke – ließ die Pla­ner aber immer wie­der zögern. Letzt­lich konn­te auch in die­se Stra­ße eine Stadt­bahn-Nor­mal­spur­tras­se ein­ge­baut wer­den und somit der schie­nen­ge­bun­de­ne Nah­ver­kehr erhal­ten blei­ben. Davon war 1996 aber noch kei­ne Rede.

Direkt unter der Stel­le, an der die Stra­ßen­bahn auf dem Bild gera­de fährt, ver­läuft übri­gens die Tras­se des geplan­ten Fil­der­tun­nels, der den neu­en Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof nach Süd­os­ten an die Neu­bau­stre­cke nach Ulm und den Flug­ha­fen anbin­det. Und so ist selbst die­ses 14 Jah­re alte Stra­ßen­bahn­fo­to nicht frei vom The­ma S21.

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