Dieter Bohlen über Musikkopien im Internet – Vordenker der Piratenpartei 14


Ich bit­te um Auf­merk­sam­keit für ein etwas älte­res Fund­stück, auf das ich über Twit­ter gesto­ßen bin. Am 2007-11-01 war Die­ter Boh­len zu Gast bei Johan­nes B. Ker­ner. Nun mag man über bei­de Gesprächs­part­ner den­ken, was man will, aber war der Die­ter da gesagt hat, das ist schon bemerkenswert:

Ker­ner: Mit Plat­ten kann man kein Geld mehr verdienen.

Boh­len: Richtig.

Ker­ner: Nur noch auf Tournee.

Boh­len: Rich­tig. […] Mit Plat­ten kann man heu­te kein Geld mehr ver­die­nen. […] Des­halb gehen die jetzt alle auf Tour­nee weil das Tour­nee­ge­schäft läuft ganz toll und alle Leu­te down­loa­den das – die Musik.

Ker­ner: Aber das kos­tet ja auch was.

Boh­len: Ja, aber da zahlt ja kein Mensch was für. Ich fin­de die­se gan­ze Dis­kus­si­on – die­se jun­gen Men­schen in die Nähe von Straf­bar­keit zu rücken, ja, das die da was Ver­bo­te­nes machen, fin­de ich abso­lu­ten Schwach­sinn – weil, erst­mal gibt die Indus­trie denen die Mög­lich­keit, das zu machen – schafft die Hard­ware, ver­dient da mit dran – sagt denen: „Hier sind die Pro­gram­me, könnt ihr’s down­loa­den”. Ist zu dir denn oder zu mir denn damals einer gekom­men und hat gesagt, wir dür­fen am Radio nicht mehr sit­zen und die­se Sachen auf­neh­men? […] Wir haben doch frü­her alle vor unse­ren Radi­os geses­sen und haben da die Hit­pa­ra­den auf­ge­nom­men. Was machen die denn jetzt ande­res? Gar nix! […] Ich hab’ ja damals auch nichts gesagt, wenn die Leu­te sich das aus dem Radio abko­piert haben. Du kannst doch den Leu­ten nicht irgend­wie sagen: „Hier ist ein Ham­mer, aber jetzt hau den Nagel nicht in die Wand, du!”

Ker­ner: Also du wür­dest sagen: Musik im Netz freigeben?

Boh­len: Ach, klar. Machen doch auch vie­le schon. Mei­ne Sachen… wenn man da auch die rich­ti­gen Plät­ze geht, dann kann man das auch alles down­loa­den. (lacht)

Ker­ner: Ich habe das so von einem Künst­ler noch nicht gehört. Es gibt ja sogar gro­ße Ver­ei­ni­gun­gen, die sich zusam­men­schlie­ßen, ganz vie­le Künst­ler, die sagen, wir müs­sen unser geis­ti­ges Eigen­tum schützen.

Boh­len: Ist doch Quatsch. Die Zeit ist jetzt hier ange­kom­men, die haben den jun­gen Leu­ten das gege­ben, und die soll­ten die jetzt nicht irgend­wie in ’ne kri­mi­nel­le Ecke rücken.

Ker­ner: Das heißt der Künst­ler soll ein­fach sei­ne Musik machen, die soll down­gel­oa­det wer­den, dann hören’s vie­le und dann geht er eben auf Tour­nee und wenn die Leu­te sich das live anhö­ren wol­len, dann kos­tet ’ne Kar­te 45 Euro und dann holt er sich das Geld da ab.

Boh­len: Ja, so wird’s sein in der Zukunft.

Und wer die­sen Dia­log nicht glaubt:

An die­ser Stel­le hat sich Die­ter Boh­len den Titel „Vor­den­ker der Pira­ten­par­tei” red­lich ver­dient. Aus dem Wahl­pro­gramm der Pira­ten­par­tei, Kapi­tel „Imma­te­ri­al­gü­ter­rech­te”:

Anstatt den alten Geschäfts­mo­del­len nach­zu­trau­ern und sie mit unzu­mut­ba­ren Ein­grif­fen in die Pri­vat­sphä­re der Bür­ger künst­lich am Leben zu erhal­ten zu wol­len, for­dern die PIRATEN dazu auf, neue Geschäfts­mo­del­le zu ent­wi­ckeln. Die­se Geschäfts­mo­del­le sol­len den Urhe­bern der digi­ta­len Kul­tur­ge­sell­schaft ermög­li­chen, auf markt­wirt­schaft­li­che Art und Wei­se Erlö­se aus der Ver­wer­tung ihrer Wer­ke oder deren Umfeld zu erzie­len, wenn sie dies anstreben.

Über­hol­te Ver­mitt­ler­funk­tio­nen von Rech­te­ver­wer­tern, die in der Ver­gan­gen­heit z.B. in der Unter­hal­tungs­mu­sik­in­dus­trie zu hohen Ren­di­ten geführt haben, sind größ­ten­teils nicht mehr zeit­ge­mäß und wer­den in die­sem Umfang kei­nen Bestand haben. Die Aus­schal­tung von Zwi­schen­händ­lern ermög­licht es, dass den Künst­lern vom Erlös ihrer Wer­ke ein grö­ße­rer Teil ver­bleibt und direk­ter zufließt. Außer­dem wird damit das Spek­trum der Kul­tur­sze­ne deut­lich erweitert.

Ich hät­te ja nicht gedacht, dass ich das mal so sagen wür­de: Has­te gut erkannt, Dieter.

Übri­gens hat Die­ter seit neus­tem sogar ein Blog, das „Boh­len­blog”. Ich muss­te schmun­zeln, als ich das sah: Ja, in etwa mit die­sem Design hat­te ich auch mal angefangen…


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